Es geht um Vergewaltigung, Karrieren, Verdächtigungen und die Justiz - und das alles vor dem Hintergrund des verschärften deutschen Sexualstrafrechts. Nun hat sich einer der Männer, die Lohfink der Vergewaltigung bezichtigt hat, erstmals gemeldet.

Berlin - Im Berliner Kriminalgericht wird der Andrang an diesem Montag wieder riesig sein, wenn sich Model Gina-Lisa Lohfink umringt von Kamerateams mit ihren Anwälten den Weg in Saal B129 bahnt. Die frühere „Germany’s next Topmodel“-Kandidatin steht wegen falscher Verdächtigung vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten. Die 29-Jährige hat zwei Männern Vergewaltigung vorgeworfen. Ein Film vom Sex mit Lohfink war im Netz aufgetaucht.

 

Überraschend hat sich einer der beiden Männer nun am Freitag via „Bild“-Zeitung und Sat.1-Frühstücksfernsehen zu Wort gemeldet und die Vorwürfe zurückgewiesen. Bislang war der 32-jährige VIP-Manager für die Justiz nicht auffindbar. Er sei jetzt für Montag als Zeuge in dem Verfahren am Amtsgericht Tiergarten geladen, sagt eine Sprecherin.

Opfer der Justiz oder inszenierte Tränenshow?

„Es waren keine Drogen im Spiel und es hat auch keine Vergewaltigung stattgefunden. Ich habe nicht eine Sekunde gedacht, dass sich das „Hör auf“ auf den Sex beziehen könnte“, zitiert „Bild“ aus dem Fernsehinterview, das erst am Montag komplett ausgestrahlt werden soll. Das Nein von Lohfink soll sich - so stellt es der Mann dar - auf das Filmen bezogen haben. Lohfink-Anwalt Burkhard Benecken findet die Aussagen laut Zeitung dagegen unglaubwürdig.

Es ist ein Fall, der bundesweit Aufsehen erregt und bei dem die Meinungen auseinandergehen. Die einen sehen Lohfink als ein Opfer der Justiz und als Vorkämpferin für die Rechte von Frauen, die sexuelle Gewalt erlitten haben. Andere sehen in dem Fall eine inszenierte Tränenshow.

Lohfinks Anwälte sind überzeugt, dass es den Prozess gegen ihre Mandantin nach der Reform des Sexualstrafrechts gar nicht mehr gegeben hätte, weil dann Lohfinks Nein rechtlich hätte ausreichen müssen. Der Bundestag hat das verschärfte Gesetz Anfang Juli verabschiedet. Danach wird als Vergewaltigung bestraft, wenn das Opfer - auch ohne körperliche Gegenwehr - Nein sagt und dies nicht akzeptiert wird.

Urteil am Montag unwahrscheinlich

Die Vergewaltigungsvorwürfe gegen beide Männer bestätigten sich in den bisherigen Ermittlungen nicht. Dabei stand auch die Vermutung von Lohfink im Raum, dass ihr vor dem Sex K.-o.-Tropfen verabreicht wurden. Dann kassierte das Model einen Strafbefehl, sie soll 24 000 Euro zahlen. Weil Lohfink das nicht akzeptiert, kam es zum Prozess. Ein Urteil schon am Montag ist laut Gericht unwahrscheinlich.

Der andere Mann, ein heute 28-jähriger Fußballer, hatte als Zeuge im Prozess berichtet, er habe Lohfink in einem Berliner Club kennengelernt. Der Sex an drei aufeinanderfolgenden Tagen im Juni 2012 sei einvernehmlich gewesen. In der zweiten Nacht habe nach ihm auch der VIP-Manager, der jetzt aufgetauchte 32-Jährige, Sex mit dem Model in dessen Wohnung gehabt. Den Strafbefehl habe er hingenommen, weil er kein weiteres Aufsehen haben wollte, sagte der Fußballer.

Der andere Strafbefehl konnte bislang nicht zugestellt werden - wegen „unbekannten Aufenthalts“ des Ex-Managers. Das Verfahren sei daher vorläufig eingestellt worden, so die Gerichtssprecherin. Es könne aber wieder aufgenommen werden. Wie es dazu kam, dass sich der 32-Jährige jetzt zeigt - dazu äußert sich das Gericht nicht. „Die Nummer hat auch mein Leben zerstört“, zitiert „Bild“ den früheren Manager aus dem Interview. Er habe Ansehen und Job verloren.

Zum Prozessauftakt Ende Juni war es zum Eklat gekommen. Lohfink und ihre beiden Verteidiger verließen empört den Verhandlungssaal, als Richterin Antje Ebner erklärte, die umstrittenen Videosequenzen zeigen und dazu die Öffentlichkeit nicht ausschließen zu wollen. Das Material sollte auf einem Laptop, weggedreht vom Publikum und ohne Ton, angesehen werden. Dieser Punkt ist nach wie vor offen. Auch am Montag wollen Unterstützer des Models wieder vor dem Gericht demonstrieren.