Im Fall der getöteten zweifachen Mutter aus Ludwigsburg hat am Montag der Prozess begonnen. Der angeklagte Ehemann bestreitet jede Verbindung zur Tat. Die Ermittler präsentierten erstmals Indizien, die den 43-Jährigen überführen sollen.

Ludwigsburg - Das Interesse war groß: mehrere Kamerateams, Fotografen und rund 50 Zuschauer verfolgten am Montag den Prozessauftakt im Fall der getöteten Nadine E. aus Ludwigsburg. Einige der Zuhörer trugen Buttons mit dem Konterfei der zweifachen Mutter, deren nackte Leiche im Oktober 2015 nahe der S-Bahnstation Favoritepark gefunden worden war.

 

Gegen 9.30 Uhr betrat der angeklagte Ehemann den Sitzungssaal des Stuttgarter Landgerichts, einen Schnellhefter vor dem Gesicht. Regungslos verfolgte der 43-Jährige, wie der Oberstaatsanwalt Matthias Schweitzer die Anklage verlas: demnach soll der Familienvater am Abend des 12. Oktober 2015 mit seiner Frau gestritten und sie im Laufe der Auseinandersetzung erwürgt haben. Dann habe er die Leiche mit einer Nylonschnur gefesselt, sie ins Auto geladen und den grauen VW Caddy in der Nachbarschaft abgestellt, erläuterte Schweitzer. Erst Stunden später, im Schutz der Nacht, sei der Angeklagte dann zum späteren Fundort der Leiche nahe der S-Bahngleise gefahren und habe seine tote Frau dort in ein Gebüsch geschleift. Mit einem Messer soll der Angeklagte dann den Hals der Leiche durchgeschnitten haben. Auch die blutverschmierte Kleidung von Nadine E., darunter ein auffälliges neongelbes Sportoberteil, habe der Ehemann mit dem Messer durchgeschnitten und gemeinsam mit dem Schmuck und dem Handy des Opfers versteckt, erklärte der Oberstaatsanwalt. Gefunden worden seien die Gegenstände bis heute nicht.

Jeder Punkt der Anklage wird bestritten

Der 43-Jährige selbst wollte sich zum Prozessauftakt am Montag nicht zu den Vorwürfen äußern. Seine Anwältin Amely Schweizer verlas aber eine ausführliche Erklärung – in der jeder einzelne Punkt der Anklage bestritten wird. Er habe an diesem Abend weder Streit mit seiner Frau gehabt, noch habe er irgendeine Verbindung zu deren gewaltsamem Tod, ließ der Ehemann seine Anwältin erklären. „Es war an diesem Tag nichts Ungewöhnliches, außer, dass Nadine nicht mehr heimgekommen ist.“ Daher habe er seine Frau am 13. Oktober gegen 5.30 Uhr als vermisst gemeldet. In seiner Erklärung erhob der Angeklagte stattdessen Vorwürfe gegen die Polizei: Sie hätte auf „Biegen und Brechen“ einen Täter finden wollen.

Haar des Angeklagten auf der nackten Leiche

Die Ermittler präsentierten am Montag erstmals die Indizien, aufgrund derer der Angeklagte im vergangenen August verhaftet worden war: So sei auf der nackten Leiche ein Haar gefunden worden, das dem gelernten Kfz-Mechaniker zugeordnet werden könne, sagte die leitende Kriminalbeamtin. Zudem habe das Landeskriminalamt graue Faserspuren an der Leiche, im Auto und im Haus der Familie gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Fasern von Handschuhen stammen, die der Angeklagte bei der Tat getragen haben soll.

Neben zahlreichen offenen Fragen zur Tat selbst blieb am Montag auch etwaiges ein Motiv im Dunklen. Das Ehepaar lebte seit einiger Zeit getrennt, aber unter einem Dach. Die Mutter von Nadine E. sagte, sie habe sich seit Monaten Sorgen um ihre Tochter gemacht – „Nadine selbst hatte aber keine Angst vor ihrem Mann“. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.