Der Liebhaber einer Frau aus Böblingen hat im Juni den Mann seiner Geliebten mit einer Gartenschere angegriffen. Das Opfer leidet bis heute unter der brutalen Attacke.

Böblingen - War das Motiv Eifersucht, Ärger oder doch die Sorge um das Wohlergehen der Geliebten? Oder hatte der Täter sich wegen seines Alkohol- und Drogenkonsums nicht im Griff? Vor dem Böblinger Amtsgericht gingen die Ansichten dazu auseinander. Fest steht allerdings: Ein 38-Jähriger aus Böblingen ist im vergangenen Juni auf den Ehemann seiner Geliebten mit einer Gartenschere losgegangen und hat ihm in die Wade gestochen. Für diese brutale Attacke, die als gefährliche Körperverletzung eingestuft wurde, muss der Mann zwei Jahre und sechs Monate ins Gefängnis.

 

Fest steht auch: das 40-jährige Opfer stand bei dem Angriff Todesängste aus. „Ich war wie ein Hase, im Schock, das war Angst pur“, sagte der Mann aus Böblingen. „Mein Leben ist nicht mehr, wie es vorher war.“

Das Ehepaar ließ vor Angst die Rollläden runter

Der Angeklagte, ein 38-jähriger arbeitsloser Gebäudereiniger, bei dem in der Vergangenheit Schizophrenie diagnostiziert worden war und der regelmäßig Drogen und Alkohol konsumiert hat, hatte seit drei Jahren eine Affäre mit der 43-jährigen Ehefrau seines späteren Opfers. Deren Ehemann wusste davon.

Am Tattag, dem 24. Juni dieses Jahres, war das Ehepaar gerade erst aus einem gemeinsamen Urlaub zurückgekehrt. Am Morgen chattete die Ehefrau über ihr Smartphone mit ihrem Geliebten, der sie unbedingt wiedersehen wollte. Als sie ihn hinhielt, weil sie sich ihrer eigenen Aussage nach nicht gut fühlte, wurde der Tonfall der Textnachrichten zunehmend aggressiver, sodass sich die Frau schließlich an ihren Ehemann wandte. Aus Angst, der 38-Jährige könnte wie angedroht vorbeikommen, ließen die beiden die Rollläden ihrer Wohnung herunter. Dann fuhren sie einkaufen.

Der 38-Jährige rannte in die Tiefgarage

Währenddessen erreichte der Angeklagte, der zuvor wohl Alkohol getrunken und Speed genommen hatte, die Wohnung des Ehepaars, randalierte in deren Garten und versuchte nach eigenen Angaben, einen Rollladen mit einer Heckenschere, die er vor Ort gefunden hatte, aufzuhebeln. Vor Gericht sagte der Mann, der seit dem Angriff in Haft sitzt, er habe sich Sorgen um seine Freundin gemacht, da sie in ihren Textnachrichten ausweichend geantwortet habe und sie früher immer wieder heftigen Streit mit ihrem Mann gehabt habe. „Das kam mir suspekt vor.“

Als er niemanden antraf, machte er sich auf den Rückweg zum Bahnhof, die Gartenschere noch in der Hand. In diesem Moment fuhren seine Geliebte und deren Ehemann in einem Cabrio mit offenem Verdeck vorbei. Der Täter folgte ihnen in die Tiefgarage. Während er eingeparkt habe, habe der 38-Jährige mit der Gartenschere in der Nähe seines Kopfes und Halses herumgefuchtelt und geschrien: „Ich stech dich ab, ich bring dich um!“, berichtete der 40-Jährige vor Gericht. In Panik warf sich der Mann zur Seite und riss sein Bein hoch, sodass die Schere ihn nur an der linken Wade traf. Mit einer sechs Zentimeter tiefen Stichwunde kam der Mann in die Klinik. Der Täter warf die Schere auf seiner Flucht in einen Mülleimer. Noch am selben Abend nahm die Polizei ihn fest.

Der Angeklagte legte ein Geständnis ab

Juristisch ist der 38-Jährige kein unbeschriebenes Blatt. Acht Mal wurde er bisher wegen Drogendelikten und Fahrens ohne Fahrerlaubnis verurteilt, 16 Monate Haft muss er dafür noch absitzen. Für diese Tat kommen nun noch einmal zwei Jahre und sechs Monate Haft oben drauf. Damit entsprach der Richter Werner Kömpf dem seiner Meinung nach „unfassbar milden Antrag“ der Staatsanwaltschaft. Zu Gute wurde dem Angeklagten dabei sein Geständnis gehalten, auch wenn Kömpf es nicht als von Reue motiviert einstufte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.