Drei junge Männer stehen vor Gericht, weil sie in Ruderberg und Alfdorf Tankstellen überfallen haben. Einer von ihnen wurde erst vor kurzem als Bereitschaftspolizist verbeamtet.

Rudersberg - Die beiden Tankstellenüberfälle im Rudersberger Teilort Schlechtbach und in Alfdorf im September und im November des vergangenen Jahres sind nach dem selben Muster abgelaufen: Zwei maskierte Räuber stürmten in die Tankstellen, bedrohten Kassiererinnen und Kunden mit Pistolen und forderten Geld. Die Beute in Schlechtbach: gut 6000 Euro. In Alfdorf waren es rund 1000 Euro.

 

Wegen der beiden Überfälle, bei denen allerdings nur Softair-Pistolen im Einsatz waren , müssen sich nun drei junge Männer im Alter von 20 bis 22 Jahren vor dem Stuttgarter Landgericht wegen schweren Raubes verantworten. Einer von ihnen war bis zu seiner Festnahme Beamter bei der Göppinger Bereitschaftspolizei. Der 22-Jährige ist seitdem vom Dienst suspendiert. Der Polizist und sein Halbbruder haben gestern berichtet, wie sie die Überfälle vorbereitet haben. Der 22-Jährige und sein zwei Jahre jüngerer Halbbruder haben im September 2013 zusammen eine Agip-Tankstelle in Schlechtbach überfallen. Schon in den Monaten zuvor, so erzählte der 20-Jährige, der erst kurz vor der Tat eine Ausbildung zum Fachlageristen begonnen hatte, habe man mehrfach „im Spaß darüber geredet, wie der perfekte Überfall funktionieren könnte“.

Der drogensüchtige Stiefbruder brauchte Geld

Der 20-Jährige hat nach eigenen Aussagen über einen längeren Zeitraum massiv Drogen konsumiert: Cannabis mit bis zu 15 Joints pro Tag, dazu Amphetamine und Ecstasy. Eine Menge, die nicht nur bei den Gutachtern Zweifel daran aufkommen ließ, dass sie – wie es der Angeklagte behauptet hatte – während seiner Arbeitslosigkeit von Freunden finanziert worden war. Immerhin sollen die Drogen monatlich zwischen 2500 und 4000 Euro gekostet haben. Als Grund für die Überfälle gab der 20-Jährige an, er habe selbst endlich mal Geld haben und seine Drogen finanzieren wollen.

Der Polizist, so deutete sich am ersten Tag der Verhandlung an, hat offenbar nicht nur versucht, ihn aus dem Drogensumpf zu ziehen, sondern hatte vom besorgten gemeinsamen Vater den Auftrag dazu bekommen. Doch statt dem 20-Jährigen zu helfen, hat er mit ihm gemeinsame Sache gemacht. Offenbar war es akuter Geldmangel, der dazu führte, dass er sich zu den Taten verleiten ließ: Kaufsucht und absolut ausgereizte Liquiditätsspielräume nannte der Anfang 2013 verbeamtete Polizeimeister unter anderem als Gründe für seine Teilnahme an den Überfällen. Der 22-Jährige hat in der U-Haft versucht, sich umzubringen.

Die Softair-Pistolen seien nicht geladen gewesen

Der Dritte im Bunde der Tankstellenräuber stammt aus dem Osten des Rems-Murr-Kreises. Es handelt sich um einen 21-Jährigen, der laut eigener Aussage aus einem gewalttätigen Elternhaus stammt und dort nach einer sehr schwierige Jugend mit 16 Jahren ausgezogen ist. Bis zu seiner Festnahme im November 2013 schlug er sich mit Gelegenheitsjobs durch, oder war arbeits-, teils auch wohnungslos. Nachdem ihm der 20-Jährige 500 Euro aus dem ersten Raubüberfall „einfach so aus Freundschaft“ geschenkt hatte, war er beim zweiten Überfall in Alfdorf dann offenbar selbst aktiv mit dabei. Im Einsatz waren dabei wieder die beiden wie echte Waffen aussehenden Softair–Pistolen der Halbbrüder. Sie seien allerdings, so die Beteuerung der beiden jungen Männer, nicht geladen gewesen.

Auf die Spur gekommen sind die Ermittler den Dreien nach dem zweiten Tankstellenüberfall in Alfdorf. Sie entlarvten zunächst den 20-Jährigen als Beteiligten und stießen über ihn auf den jungen Polizisten und den 21-Jährigen. Der Prozess wird morgen fortgesetzt.