Ein Stuttgarter, der im Sommer 2013 fast 100 Flüchtlinge aus Eritrea von Italien nach Deutschland eingeschleust hat, ist am Landgericht zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Ein Stuttgarter, der im Sommer 2013 15 Mal Flüchtlinge aus Eritrea von Italien nach Deutschland eingeschleust hat, ist am Landgericht zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Zwei Komplizen, die dem 57 Jahre alten Mann dabei geholfen hatten, erhielten im selben Prozess Haftstrafen, die zur Bewährung ausgesprochen wurden. Die 32 und 25 Jahre alten Männer aus Pforzheim und Gießen (Hessen) wurden zu Strafen von sechs und acht Monaten verurteilt. Einer der beiden Männer erhielt dabei die Auflage, 150 Stunden gemeinnützige Arbeit zu leisten. Bei einem vierten Angeklagten wurde das Verfahren hingegen wegen dessen geringer Schuld eingestellt.

 

Stuttgarter war Mitglied einer Schleuserbande

Der 57 Jahre alte Stuttgarter war Mitglied einer über die Landesgrenzen aktiven Bande, die sich darauf spezialisiert hatte, Flüchtlinge aus Eritrea nach Nordeuropa zu bringen. Dafür fuhr der Stuttgarter im Sommer 2013 mit seinem eigenen Wagen oder einem gemieteten Kleintransporter insgesamt 15 Mal nach Mailand. Dort hausten die Flüchtlinge, die von Libyen über das Mittelmeer gelangt waren, in einer Wohnung, die als großes Matrazenlager diente. Für etwa 500 Euro je Person brachte der Stuttgarter mindestens 98 Leute nach Pforzheim oder nach Frankfurt am Main. In einem Fall transportierte der Stuttgarter elf Leute mit einem Neunsitzer. Drei Flüchtlinge mussten auf Decken auf dem Wagenboden kauern.

Fahrt von Mailand nach Deutaschland kostete 500 Euro

Zuvor schon hatten die Eritreer mehrere Tausend Euro für die Bootspassage über das Meer bezahlt. Weitere etwa 250 Euro mussten die Flüchtlinge in Pforzheim und in Frankfurt für die Zugtickets weiter nach Schweden – das bevorzugte Zielland der Eritreer – bezahlen. Selbst für diesen Dienst verlangte der Schleuser einen Aufschlag von etwa 70 Euro. Die beiden Komplizen wurden hingegen verurteilt, weil sie dem Stuttgarter dabei geholfen hatten, die Mietwagen und die Fahrkarten zu organisieren. Wie viel Geld die Männer dafür bekommen haben, ist nicht bekannt.

Der Haupttäter hatte zu Beginn des Prozesses eingeräumt, seine Landsleute illegal nach Deutschland eingeschleust zu haben. „Ich habe nicht gewusst, dass das eine so schwere Straftat ist“, sagte der Kfz-Mechaniker, der sich, seine Frau und seine drei Kinder zuletzt mit Putzjobs, Lagerarbeit und als Mitarbeiter in einem Callcenter finanziell über Wasser hielt. Nachdem er erfahren hatte, dass er wegen des Schleusens gesucht werde, stellte er sich der Polizei.