Ein 31-jähriger Mann aus Weinstadt hat vor dem Landgericht zugegeben, sein Dreifamilienhaus im März angezündet zu haben. Ihm sei die Sanierung des Hauses zuviel geworden. Bei dem Brand wurden zwei Bewohner verletzt.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Weinstadt - Rund 40 Liter Benzin hat ein 31-jähriger Industriemechaniker am Abend des 29. März dieses Jahres in seinem Dreifamilienhaus in Weinstadt verschüttet, um es in Brand zu stecken. Das war fatalerweise viel zu viel, wie sich herausstellen sollte. Denn der Benzindampf, der sich gebildet hatte, bis der Mann im Keller angelangt war, hatte eine derartige Intensität, dass ihm sofort eine Stichflamme entgegenschlug, als er ein Feuerzeug betätigte, um einen Lappen anzuzünden. Damit hatte er vorgehabt, das Benzin in Brand zu stecken.

 

Benzindampf entzündet sich explosionsartig

„Ich dachte, das brennt viel langsamer“, hat er in einer Stellungnahme formuliert, die sein Verteidiger für ihn vor Gericht verliest. Darin gesteht er die Tat, bei der einer seiner Mieter schwer, ein anderer leicht verletzt worden ist. Nun muss sich der Familienvater wegen versuchten Mordes, Brandstiftung und Herbeiführen einer Explosion vor der 9. Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts verantworten. Versuchter Mord deshalb, weil zwei Menschen in dem Haus waren, als er es in Brand steckte. Deren qualvollen Tod habe er in Kauf genommen, so die Staatsanwaltschaft. Der Vorsitzende Richter weist zu Beginn der Verhandlung darauf hin, dass bei einer Verurteilung noch das Mordmerkmal der Heimtücke infrage komme. Die beiden Männer im Dachgeschoss seien völlig arglos gewesen. Auch eine Verurteilung wegen Versicherungsmissbrauchs stehe im Raum.

Doch finanzielle Motive hätten ihn nicht zu der Tat getrieben, behauptet der Angeklagte in seiner Einlassung. Ihm seien die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen in dem Haus über den Kopf gewachsen, teilt er mit. Sie hätten das Gebäude auf Wunsch seiner Frau gekauft. Finanziell sei das durchaus möglich gewesen, rechnet der Industriemechaniker vor, der zusammen mit seiner Frau bereits eine Eigentumswohnung in Waiblingen gekauft hatte. Diese veräußerten sie wieder und nahmen Kredite von insgesamt 565 000 Euro auf. Diese wurden zum Kauf des Hauses und dessen Sanierung gebraucht. Dennoch musste der 31-Jährige täglich vor oder nach der Arbeit selbst mit anpacken, um alles stemmen zu können.

Unter Vorwand Party verlassen, um das Haus anzuzünden

„Außer der Arbeit war mir nichts mehr geblieben.“ Er sei so groggy gewesen, dass er nicht einmal mehr Fußball im Fernsehen geschaut habe. Die Beziehung zu seiner Frau habe zudem gelitten. „Ich habe mir allerdings nichts anmerken lassen.“ Er habe einen regelrechten Hass auf das Haus entwickelt. „Ich wollte mein altes Leben zurück.“ So habe er den Plan gefasst, das Haus in Brand zu stecken.

Am Abend des 29. März, einem Samstag, seien er und seine Frau zu einer Party eingeladen gewesen. Unter dem Vorwand, er habe sein Insulin zu Hause vergessen, sei er dann gegen 21 Uhr zurückgefahren. Sein Plan sei gewesen, das Haus anzuzünden und dann zu der Party zurückzukehren.

Am Vormittag hatte er sich bereits zwei Kanister gekauft und diese mit Benzin voll getankt. Da die Autos seiner Mieter nicht vor dem Haus gestanden hätten und auch nirgends Licht gebrannt habe, sei er davon ausgegangen, dass niemand im Haus sei. Er habe sogar im ersten Stock geklingelt und im Dachgeschoss angeklopft, wo es keine Türklingel gab. Niemand habe sich bemerkbar gemacht. „Erst als es brannte, habe ich Hilfeschreie gehört.“

Schwerste Verbrennungen bei Flucht durchs Treppenhaus

Ein Besucher des Mieters im Dachgeschoss floh durch das brennende Treppenhaus und zog sich schwere Verbrennungen zu. Der Mieter selbst flüchtete sich mit leichten Verletzungen auf den Balkon. Bei den Verletzten und den anderen Mietern, deren Hab und Gut verbrannte, entschuldigt sich der Angeklagte. Allen hat er bereits Beträge zwischen 4000 und 20 000 Euro als Wiedergutmachung angeboten. Für den Prozess sind vier Verhandlungstage vorgesehen.