Fünf Männer stehen wegen der Manipulation von Fußballspielen vor Gericht. Sie sollen dänische Fußballer bestochen haben, damit diese Spiele verlieren und die Angeklagten hohe Wetteinsätze einstreichen konnten. Auch die SG Sonnenhof Großaspach soll im Visier der Männer gewesen sein.

Stuttgart - Zeitgleich mit der DFB-Affäre hat auch das Stuttgarter Landgericht Fußball im Angebot: Vor der 8. Kammer müssen sich seit Donnerstag fünf Beschuldigte verantworten, denen die Staatsanwaltschaft gemeinschaftlichen banden- und gewerbsmäßigen Betrug vorwirft. Die Männer im Alter zwischen 38 und 43 Jahren sollen von Mitte 2014 an auf Initiative des 40-jährigen Hauptangeklagten Fußballspiele manipuliert haben, um hohe Wettgewinne zu kassieren.

 

Dänische Spieler bestochen

Nach Ansicht des Staatsanwalts hat die Bande im Herbst 2014 namentlich nicht bekannte Spieler des dänischen Erstligavereins FC Vestsjaelland mit Bestechungsgeld im November 2014 und im Frühjahr 2015 dazu bewogen, Spiele gegen die Mannschaft von Esbjerg fB und gegen den FC Kopenhagen zu verlieren. Bei der Partie im November soll die Bande in einem Heilbronner Wettbüro dadurch einen illegalen Gewinn in Höhe von 18 000 Euro erzielt haben. Daran seien neben dem 40 Jahre alten Hauptangeklagten auch zwei ebenfalls vor Gericht stehende Mitarbeiter beteiligt gewesen, erklärte die Staatsanwaltschaft vor Gericht.

Auf das zweite Spiel zwischen dem FC Vestsjaelland und dem FC Kopenhagen hätten die Angeklagten deutschlandweit in verschiedenen Wettbüros hohe Einsätze getätigt. Dadurch sollen sie illegale Gewinne von weit mehr als 150 000 Euro kassiert haben. Der Betreiber eines Wettbüros am Cannstatter Bahnhof schöpfte allerdings wegen der hohen Quote Verdacht und weigerte sich, einen Gewinn in Höhe von fast 30 000 Euro auszuzahlen. Auch ein Wetteinsatz über 10 000 Euro wurde nicht mehr angenommen.

Laut Anklage bedrohten die Angeklagten daraufhin Anfang März den Betreiber des Cannstatter Wettbüros ganz massiv. Wenn dieser sich weiterhin weigere, den Gewinn auszuzahlen, werde es Tote geben, soll ihm gegenüber gesagt worden sein. Der Bedrohte ließ sich jedoch nicht einschüchtern, die Angeklagten wurden von der Polizei festgenommen. Diese war durch Ermittlungen der Bochumer Kollegen auf die Bande aufmerksam geworden, weil diese das Telefon eines wegen Wettbetrugs einschlägig vorbestraften Mannes überwachten. Der Verdächtige hatte unmittelbar nach seiner Haftentlassung ein Mitglied der Bande angerufen. Bei dem Telefonat ging es um die Manipulation von Fußballspielen – und die Polizei hörte mit.

Eigentor mit gescheitertem Spielzug

Vor ihrer Festnahme hatten vier der fünf Bandenmitglieder versucht, im Dezember 2014 ein Dritte-Liga-Spiel zwischen dem SG Sonnenhof Großaspach und dem MSV Duisburg zu manipulieren. Dabei soll der Interimstrainer von Großaspach von einem der Angeklagten angesprochen worden sein. Dieser Spielzug endete für die Bande allerdings mit einen kapitalen Eigentor: Da die Partie nicht mit der erwarteten Niederlage des SV Großaspach, sondern 1:1 endete, verloren die Angeklagten ihre in Wettbüros platzierten Einsätze.

Nach dem Vortrag der Anklage bestimmten zwei Anträge der fünf Verteidiger das Geschehen am ersten Prozesstag. Ein Begehren moniert eine falsche Besetzung der Kammer, das andere wirft der Anklage vor, der Verteidigung nicht alle Ermittlungsakten vorgelegt zu haben. Es existiere ein weiterer Ordner mit Unterlagen, welcher der Verteidigung bis jetzt noch nicht vorgelegt worden sei. Das sei mit einem rechtsstaatlichen Verfahren nicht zu vereinbaren. Der Ankläger räumte eine „bedauerliche Panne“ ein, das Verfahren bleibe aber dennoch fair. Der Prozess soll am 20. November fortgesetzt werden.