Freunde und Bekannte haben am Montag und Mittwoch im Kofferleichenprozess am Landgericht als Zeugen zur Person des Angeklagten ausgesagt. Die Schilderungen ergeben ein Bild, das sowohl angenehme als auch unsympathische Züge von Günter H. (48) zeigt.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Freunde und Bekannte haben am Montag und Mittwoch im Kofferleichenprozess am Landgericht als Zeugen zur Person des Angeklagten ausgesagt. Die Schilderungen ergeben ein Bild, das sowohl sympathische als auch abstoßende Züge von Günter H. (48) zeigt. Wenn dieser nüchtern war, wirkte er demnach angenehm, hilfsbereit und höflich. Doch wenn der Angeklagte zu viel Alkohol getrunken habe, sei er aufbrausend, überheblich und extrem streitsüchtig geworden.

 

Väterlicher Freund des Angeklagten sagt aus

Ein Zeuge (67), der sich als eine Art väterlicher Freund des Angeklagten bezeichnete, deutete aber auch an, dass im Innern von Günter H. ein sehr verletzlicher Kern stecke. „Wenn das Gespräch auf seine Mutter kam, hat er geheult wie ein Schlosshund“, sagte er über den Angeklagten, der im Heim aufgewachsen ist. Wenn Günter H. indes betrunken gewesen sei, habe dieser oft „wirres Zeug“ geredet und sich völlig daneben benommen.

Der Zeuge schilderte als Beispiele zwei Treffen in einer Gaststätte und auf der Straße. Dabei habe Günter H. erzählt, dass er einen Einsatz in Afghanistan gehabt habe und nach Saudi-Arabien müsse, um im „Auftrag einer Organisation Leute zu töten“. Zudem habe der Angeklagte ihm erzählt, dass er auswandern wolle. „Es ist bei ihm immer brenzlig geworden, wenn er beim Alkohol ein bestimmtes Level erreicht hat“, so der Zeuge weiter. „Er sagte dann, dass er töten wolle und auch werde.“ Günter H. habe dabei keine Namen genannt, sondern allgemein gesprochen. Er habe dem Angeklagten deshalb geraten, einen Psychiater aufzusuchen, was Günter H. aber abgelehnt habe.

Günter H. wird ein Doppelmord vorgeworfen

Der Angeklagte muss sich seit Anfang Februar am Landgericht wegen Doppelmordes verantworten. Er soll in der Nacht zum 30. Mai 2014 in seiner Wohnung in Gablenberg zunächst Peter G. (50) und danach Sylvia C. (47), die er von der Trinkerszene vom Ostendplatz kannte, umgebracht haben. Günter H. weist die Vorwürfe von sich. Er habe mit dem Fall nichts zu tun, sondern lediglich die beiden Leichen in Reisekoffer gepackt und die Gepäckstücke hinter einer Wand im Mittleren Schlossgarten abgestellt, um den Verdacht von sich zu lenken. Am 1. Juni 2014 entdeckte ein Zeuge die Koffer. Der Angeklagte spricht von einem Komplott: Tatsächlich habe Sylvia C. zunächst Peter G. getötet, danach habe sie Suizid begangen. Spuren an den Leichnamen, die auf seine Täterschaft hindeuteten, seien von den Behörden manipuliert worden. Im Prozess kam ans Licht, dass es bei den Ermittlungen neben Günter H. einige weitere Verdächtige gegeben hat. Sie zählen alle zur Trinkerszene. Darunter war auch ein Mann, dessen DNA an einem der Koffer entdeckt worden war. Der Beschuldigte hatte aber ein wasserdichtes Alibi, so ein Polizist. Auch ein Ex-Freund von Sylvia C. wurde wieder frei gelassen.

Anfangs gab es einige weitere Verdächtige

Der Prozess wird mit der Vernehmung weiterer Zeugen fortgesetzt. Das Gutachten des psychiatrischen Sachverständigen wird für Montag, 23. März, erwartet.