Im Derivateskandal um Millionenverluste der Stadt Pforzheim hat das Mannheimer Landgericht jetzt ein ausgewogenes Urteil gefällt. Der Schaden bleibt dennoch am Bürger hängen.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Pforzheim - Pforzheim - Es sind milde Urteile, die das Mannheimer Landgericht am Mittwoch gegen die ehemalige Pforzheimer Oberbürgermeisterin Christel Augenstein und ihre Ex-Kämmerin Susanne Weishaar gefällt hat. Es wäre ihnen zu raten, die Richtersprüche anzunehmen – wenn nicht der Verlust der Pension und Regressforderungen der Stadt drohen sollten.

 

Dieser Prozess hat zwar nicht alle rechtlichen Fragen geklärt, aber der Verlauf der Misere in Pforzheim konnte sehr gut nachvollzogen werden – auch durch die Mithilfe der Angeklagten. Insofern hat sich das Gerichtsverfahren gelohnt. Und insofern ist es ein ausgewogenes Urteil. Es berücksichtigt, dass sich weder Weishaar noch Augenstein bereichern wollten und dass die Materie extrem komplex ist, gerade im juristischen Sinn. Aber das Urteil berücksichtigt eben auch, dass die Frauen das hohe, ja unbeherrschbare Risiko gekannt haben mussten – und dennoch weitergemacht haben. Und das alles, ohne dem Gemeinderat reinen Wein einzuschenken.

Im Prozess wurde öfter die „schwäbische Hausfrau“ bemüht, die sich niemals auf solche komplexen Finanzgeschäfte eingelassen hätte. Tatsächlich ist das wirklich Bittere an dieser Geschichte, dass die verlorenen zehn Millionen Euro aus Steuergeldern bezahlt wurden. Wenn man so will, also von der badischen Hausfrau, die das Wort Derivat nicht einmal kennt.