Nach ihrer tödlichen Attacke im Rockerstreit mit den Black Jackets droht acht Mitgliedern der inzwischen verbotenen Straßenbande Red Legion die Höchststrafe. Der Staatsanwalt forderte am Montag lebenslange Haft für die Angeklagten.

Stuttgart - Ein Jahr nach Start des Prozesses um einen tödlichen Revierstreit unter zwei rockerähnlichen Banden hat der Staatsanwalt Thomas Hochstein am Montag vor dem Landgericht lebenslange Haftstrafen für die Angeklagten gefordert. Die Staatsanwaltschaft geht nach der Beweisaufnahme davon aus, dass die acht Mitglieder der inzwischen verbotenen Red Legion des gemeinschaftlichen Mordes, des zweifachen versuchten Mordes und der siebenfachen gefährlichen Körperverletzung schuldig sind.

 

Black Jackets von Red Legions in einen Hinterhalt gelockt

In einer rund 20 Mann starken Gruppe sollen die 23- bis 28-jährigen Angeklagten kurz vor Weihnachten 2012 in Esslingen zehn Black Jackets in einen Hinterhalt gelockt haben, um ihnen eine Abreibung zu verpassen. Aus einer Bar holten sie die Männer ins Freie und gingen dort mit Messern und Stöcken aus allen Richtungen auf sie los. Ein 22-Jähriger wurde dabei mit dem Messer so schwer verletzt, dass er starb. Sein jüngerer Bruder trug lebensgefährliche Stiche davon, ein anderes Opfer wurde schwer verletzt. Auch weitere Männer wurden durch Stiche, Hiebe und Tritte verletzt. Als die Polizei wenige Minuten nach dem Notruf am Tatort eintraf, waren die Angreifer bereits auf der Flucht.Den Grund für die tödliche Messerattacke sieht der Anklagevertreter in Revierstreitigkeiten. „Die Angreifer wollten den Black Jackets mit einem fulminanten Schlag einen Denkzettel verpassen, damit sie sich nicht wieder nach Esslingen trauen“, sagte Hochstein und sprach von niedrigen Beweggründen. Auch Rachegefühle nach einem Angriff der Schwarzjacken auf Mitglieder der Red Legion im Sommer 2009 auf dem Hof der Waisenhofschule in Esslingen könnten eine Rolle gespielt haben. Wer letztlich den tödlichen Stich setzte, ist trotz der viele Monate dauernden Beweisaufnahme unklar geblieben.

Tödlicher Denkzettel im Revierstreit

Hochstein geht davon aus, dass die beteiligten Red-Legion-Mitglieder ihr Vorgehen vor der Tat abgestimmt haben und der erste Messerstich gegen den Ex-Präsidenten der Black Jackets das Signal zum Losschlagen war. Den Angreifern sei klar gewesen, dass der Streit tödlich enden könnte. Es seien zwar „nur Rückschlüsse, keine Beweise“, die Vorgehensweise lasse aber keine andere Schlussfolgerung zu.

Gericht erteilt rechtlichen Hinweis

Die Black Jackets seien völlig überrascht gewesen, als sie vor der Shisha-Bar plötzlich umzingelt waren und schlagartig von allen Seite attackiert wurden. Das sei heimtückisch gewesen. „So etwas organisiert sich nicht ohne Absprache.“ Hätten die Opfer Lunte gerochen, wären sie vermutlich in der Bar geblieben oder hätten sich zumindest auf den Angriff vorbereitet. Von einer eskalierten Schlägerei könne in dem Fall auch nicht die Rede sei, zumal die Black Jackets zu der Zeit keinen Anlass zum Streit geboten hätten.

Ob die Kammer der Staatsanwaltschaft mit ihrem Urteil folgt, ist fraglich. In einem rechtlichen Hinweis hatte das Gericht klargemacht, dass für die Angeklagten, die möglicherweise nichts vom Messereinsatz wussten, auch eine Verurteilung wegen Körperverletzung mit Todesfolge in Betracht komme. Hochstein sagte dazu, dass dann schon wegen des Vorgehens und des „besonders verachtenswerten“ Motivs nicht von einem minderschweren Fall ausgegangen werden dürfe. Falls die Kammer so entscheide, solle das Urteil im oberen Bereich des dafür vorgesehenen Strafrahmens liegen – „nicht weit unter und in Einzelfällen über zehn Jahren“. Die Verhandlung wird an diesem Mittwoch um 9 Uhr mit weiteren Plädoyers fortgesetzt. Parallel laufen noch zwei weitere Prozesse zu dem Vorfall. Insgesamt stehen 18 Mitglieder oder Sympathisanten der Red Legion vor Gericht.