Weil er Personen ohne gültige Papiere unterbracht haben soll, hat das Amtsgericht einen 40-jährigen Kosovaren verurteilt. Er habe von den falschen Ausweisen nichts gewusst, sagte der Mann vor Gericht.

Korntal-Münchingen - Er habe Menschen, die illegal in Deutschland leben, Unterschlupf geboten und später die Hilflosigkeit dieser Menschen ausgenutzt, um horrende Mietpreise von ihnen zu kassieren: Was die Staatsanwaltschaft Stuttgart einem 40-Jährigen aus Korntal-Münchingen zunächst vorwarf, wog durchaus schwer. Doch in der Verhandlung vor dem Amtsgericht Ludwigsburg am Mittwoch stellte sich relativ früh heraus, dass es sich bei dem Kosovaren, der seit 1992 in Deutschland lebt, wohl eher nicht um einen dicken Fisch aus der internationalen Schleuserszene handelt. Vielmehr habe sein Mandant für solche Taten gar nicht die notwendige Gerissenheit, sagte der Strafverteidiger. Der 40-Jährige sei eher sorglos mit den Papieren seiner Mieter umgegangen und habe sich dabei auch nicht groß bereichert.

 

Ähnlich sah es auch das Ludwigsburger Schöffengericht. Die Kammer verurteilte den Mann wegen gewerbsmäßiger Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt und Beihilfe zur Urkundenfälschung zu einer Bewährungsstrafe und einer Geldbuße von 3000 Euro und blieb damit unter der von der Staatsanwältin geforderten Haftstrafe.

Zuvor hatte der Angeklagte zugegeben, in seinem Haus in Münchingen in den vergangenen beiden Jahren mehrere Landsleute untergebracht zu haben. Er habe die betreffenden neun Personen bei sich wohnen lassen und dafür eine monatliche Miete zwischen 100 und 250 Euro pro Person und Bett kassiert. Er bestritt aber vehement, gewusst zu haben, dass sich die Mieter illegal in Deutschland befanden. Dass er aber etwas geahnt habe – das gab der Mann schließlich ebenfalls zu. Allerdings sei ihm nicht wirklich klar gewesen, dass er sich dadurch ebenfalls strafbar mache, weil er an die Personen vermietete.

Das Bild des mehr oder weniger unbescholtenen Hauseigentümers zeichnete in der Verhandlung eine Mitarbeiterin der Stadt Korntal-Münchingen. Ihr sei der Angeklagte schon lange bekannt, nie habe es Probleme bei den Vermietungen gegeben, sagte die junge Frau. Allerdings habe der Angeklagte einige Personen zum Amt begleitet, als diese sich anmelden wollten – und genau das warf die Staatsanwaltschaft dem 40-Jährigen ebenfalls vor.

Denn wie sich im Nachhinein herausstellte, meldeten sich in mehreren Fällen die Mieter mit gefälschten Ausweisen und unter falschen Identitäten an.

Auch diesen Vorwurf räumte der Angeklagte mehr oder weniger umfassend ein: Ja, er habe die Mieter zum Amt begleitet, aber nein, er habe nicht gewusst, dass die Ausweisdokumente falsch seien. Einige der Männer hätten ihm sogar geschworen, ihre Papiere seien echt.

Bestätigt wurden diese Angaben durch einen der ehemaligen Mieter. Der Kosovare gab an, er habe den Angeklagten über seine Herkunft belogen, und er habe behauptet, sein griechischer Pass sei echt.

Neben den Aufenthaltsdelikten erhielt der Mann seine Strafe auch wegen Hehlerei: Bei seiner Festnahme im März wurden mehrere gestohlene Schmuckstücke in seinem Haus gefunden. Der Diebstahl wird in einem anderen Verfahren verfolgt und dem Mann nicht zur Last gelegt. Am Mittwoch sagte der Angeklagte, er habe die Ringe und Ketten in einer Ludwigsburger Bar gekauft. Dass sie heiße Ware waren, hätte er laut der Richterin aber ahnen müssen, weswegen der Vorwurf der Hehlerei zutreffe.

Sichtlich erleichtert nahmen die Angehörigen das Urteil auf, nachdem der Mann sei vier Monaten in Untersuchungshaft sitzt. In dieser Zeit, sagte der Verteidiger, sei sowohl das Abbruch-Unternehmen der Familie zerbrochen wie auch die Ehe des Angeklagten. Außerdem habe der 40-Jährige vor drei Wochen versucht, sich im Gefängnis das Leben zu nehmen.