Ein 28-Jähriger aus Asperg steht derzeit vor dem Stuttgarter Landgericht. Er soll zwei mi nderjährigen Mädchen Drogen gegeben und sich zudem an ihnen vergangen zu haben.

Asperg - Am Ende des ersten Verhandlungstages gibt Joachim Holzhausen dem Angeklagten einen Rat: „Überlegen Sie gut bis zur nächsten Sitzung, noch haben sie den Verlauf des Verfahrens in der Hand.“ Der Vorsitzende Richter der 3. Großen Jugendkammer gab damit zum Auftakt eines Prozesses vor dem Stuttgarter Landgericht relativ deutlich zu verstehen, wie er einen Fall – zumindest vorläufig – einschätzt, in dem es um die Vergewaltigung zweier minderjähriger Mädchen geht.

 

Die Richter halten die Zeuginnen für glaubwürdig

Aus Sicht der Kammer sind die bisherigen Aussagen der beiden Zeuginnen aus dem Kreis Ludwigsburg, die zum Zeitpunkt der Tat 14 und 15 Jahre alt waren, glaubwürdig. Sie hatten bei der Polizei behauptet, ein 28-Jähriger aus Asperg habe sie gegen Ende des Jahres 2014 beziehungsweise im Februar dieses Jahres vergewaltigt. Außerdem sagten beide Mädchen aus, von dem Angeklagten Rauschgift bekommen zu haben.

In einem Fall soll der Mann ein Päckchen Marihuana in einem Treppenhaus in Schwieberdingen deponiert und der 14-Jährigen davon erzählt haben. Das Mädchen habe daraufhin die Drogen gefunden und konsumiert, so wie es laut Anklage die Absicht des Mannes gewesen sein soll. Außerdem soll er die junge Frau, die bis dahin keinerlei sexuelle Erfahrung gehabt habe, in seiner damaligen Wohnung in Ludwigsburg vergewaltigt haben.

Mehrfach hätte das Mädchen versucht, sich vom Angeklagten loszureißen, und mehrfach habe es gesagt, dass es keinen sexuellen Kontakt wolle. Das habe der Angeklagte ignoriert, sagte die Staatsanwältin.

Im zweiten Fall soll der Angeklagte, der seit Sommer in Untersuchungshaft sitzt, im vergangenen Februar eine 15-Jährige mit seinem Auto in Schwieberdingen abgeholt haben. In einer Nebenstraße habe er die junge Frau gezwungen, ein weißes Pulver von der Rückseite seines Handys zu schnupfen. Dass es sich bei dem Pulver um die Droge Speed handelte, habe der 28-Jährige dem Mädchen gesagt. Kurz danach soll er sich an seinem Opfer, noch im Auto, vergangen haben.

Der Mann bestreitet die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft

Zum Auftakt des Prozesses am Mittwoch äußerte sich der Angeklagte nicht zu den Vorwürfen. Bei der Polizei hatte er sie bestritten und ein Komplott der Zeuginnen gegen sich gewittert. Dieser Meinung, das wurde in der Sitzung am Mittwoch deutlich, ist die Kammer nach der Lektüre der Akten nicht. In einem Fall wie diesem, bei dem Aussage gegen Aussage stünde, sei es an den Richtern, die Glaubwürdigkeit zu prüfen, sagte der Vorsitzende. Wem die Kammer zumindest vor Beginn der Beweisaufnahme mehr glaubt – daraus machte Holzhausen keinen Hehl. „Ein Geständnis bringt erhebliche Strafmilderung mit sich“, stellte er in Aussicht.

Für den 28-Jährigen, auch das wurde deutlich, ist der derzeitige Prozess bei Weitem nicht der erste Kontakt mit dem Strafrecht. Zahlreiche Vorstrafen hat der gebürtige Ludwigsburger in den vergangenen Jahren gesammelt, wenngleich keine einschlägigen Delikte darunter sind. Mehrfach wurde er aber wegen Körperverletzung, Diebstahl und Einbrüchen verurteilt. Immer wieder erhielt der gelernte Dachdecker dafür Bewährungsstrafen, bis er im Jahr 2014 schließlich für mehrere Monate ins Gefängnis musste. Seinen Job als Paketausfahrer musste er aufgeben, zuletzt habe er sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen, sagte der Mann.

Am nächsten Verhandlungstag kommende Woche soll er sich zu den Vorwürfen äußern. Bis dahin hat die Kammer ihm Zeit gegeben, über ein mögliches Geständnis nachzudenken.