Es ging um Bier und Zigaretten: Bei einem Streit im Herbst 2014 ist ein 35-jähriger Mann in der Calwer Passage von einem Bekannten beinahe mit einem Bierkrug erschlagen und dann mit einer Scherbe am Hals und im Gesicht geschnitten worden.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Der Streit um ein Glas Bier und eine Provokation beim Zigarettenkauf sind offenbar die Auslöser einer Auseindersetzung gewesen, bei der vorigen Herbst ein 35 Jahre alter Mann in der Calwer Passage fast ums Leben gekommen wäre. Der mutmaßliche Täter muss sich seit Mittwoch am Landgericht wegen versuchten Mordes sowie gefährlicher und schwerer Körperverletzung verantworten.

 

Das Opfer erlitt bei der Attacke einen Schädelbruch

Der Angeklagte soll das Opfer bei der Attacke hinterrücks mit einem Bierkrug niedergeschlagen haben. Der 35-Jährige erlitt dabei eine Schädelfraktur. Zudem habe der 31-Jährige danach das Opfer mit einer Scherbe des durch den Schlag zu Bruch gegangenen Glaskrugs im Gesicht und am Hals verletzt. Die Schnittwunden am Hals und im Gesicht wurden zwar genäht. Dennoch zeichnen den Mann nun einige deutlich erkennbare Narben.

„Ich habe zugeschlagen. wollte den Mann aber nicht töten“, ließ der Angeklagte im Prozess über seinen Verteidiger erklären. Nach dem Schlag gegen den Kopf sei man aneinander geraten. Dabei seien sein Mandant und der Mann gestürzt. Als der 35-Jährige dabei über dem Angeklagten kniete und zuschlug, habe sich sein Mandant mit dem Bruchstück des Bierkrugs gewehrt, um sich zu retten, so der Verteidiger. Sonst wolle der Angeklagte nichts zu den Vorwürfen sagen, auch nicht zu den Hintergründen der Auseinandersetzung.

Der Auslöser der Attacke waren offenbar Provokationen

Über den Auslöser der Attacke sprach hingegen das Opfer im Zeugenstand. Mit einigen Freuden habe er sich an dem Abend im Calwer Eck Bräu getroffen und einige Bier spendiert. Später sei der Angeklagte hinzugestoßen, den er eher flüchtig kenne. Der habe sich selbst bei dem 35-Jährigen eingeladen. Später habe der Angeklagte für die Gruppe eine Packung Zigaretten kaufen sollen und dafür auch das Geld bekommen. Zurückgekehrt sei der Mann aber mit fast leerer Schachtel. „Danach kippte die Stimmung. Sie war angespannt“, so der 35-Jährige. „Ich kenne den Angeklagten, er ist schon häufiger auf Streit ausgewesen.“

Später habe sich die Gruppe dazu entschlossen, gemeinsam Zigaretten zu holen. Der Angeklagte sei ihnen gefolgt und vor der Tür auf einen Mann aus ihrer Mitte losgegangen. „Ich bin dazwischen gegangen und habe gesagt, dass er aufhören und gehen soll“, sagte das Opfer. Als Ruhe herrschte, habe er nach Hause gehen wollen, so der 35-Jährige. Plötzlich habe er den Schlag mit dem Bierkrug gespürt: „Ich bin sicher, dass er dabei zu Bruch ging.“

Der Angeklagte scheint alkoholabhängig zu sein

Der Angeklagte stammt aus einem Krisenland. Mit 14 Jahren musste er für die Familie sorgen, die aus der Mutter und fünf jüngeren Geschwistern bestand, weil sein Vater ins Militär eingezogen wurde. Mit 22 Jahren kam der Angeklagte nach vierjähriger Flucht als Asylbewerber nach Deutschland. Seit 2012 lebt er in Stuttgart. Mit jeweils dreimonatigen Arbeitserlaubnissen hielt er sich zuletzt als Küchenhelfer finanziell über Wasser. Seitdem sei er auch alkoholabhängig, sagte der Mann, der keine Partnerin hat und in einem Sozialhotel ein Zimmer hat. Der Prozess wird fortgesetzt.