Es gibt erste Erkenntnisse zur Eltern-Prügelei bei dem Holzmadener Jugendfußball-Turnier vom Sonntag. Die rund 15 prügelnden Zuschauer sind Eltern und Angehörige zweier acht Jahre alter Spieler des 1.FC Eislingen. Beim Verband spricht man von einem einmaligen Fall.

Holzmaden - Ich bin seit mehr als 30 Jahren Jugendtrainer, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Noch am Tag danach ist Giovanni Flauto (48) fassungslos. Der Coach der F-Jugend des TSV Holzmaden ist Augenzeuge der Schlägerei gewesen, die am Sonntag dem Fußball-Freundschaftsturnier seines Vereins ein abruptes Ende beschert hat. „Die sind wie die Wilden mit abgebrochenen Flaschenhälsen aufeinander losgegangen“, erinnert er sich. Dazu Fußtritte und Faustschläge – die aufgebrachten Eltern hatten offensichtlich jede Zurückhaltung aufgegeben. Ein 47 Jahre alter Mann liegt seitdem schwer verletzt im Krankenhaus.

 

Seit zwei Jahrzehnten empfängt der TSV Holzmaden die Jugendmannschaften aus der Umgebung zum sommerlichen Fußballturnier auf dem Sportgelände Am Brühl. Warum es ausgerechnet zum Jubiläum des Saurier-Cups so richtig vorsintflutlich zur Sache gegangen ist, ist den Veranstaltern nach wie vor ein Rätsel.

Eislinger Eltern haben geprügelt

Nach der Auswertung der ersten Zeugenaussagen ist die Polizei einen Schritt weiter. Die rund 15 Zuschauer, die die Einladung zum Kräftemessen nach der Saison so wörtlich genommen haben, sind demnach Eltern und Angehörige zweier acht Jahre alter Spieler des 1.FC Eislingen gewesen. Der Auslöser der Schlägerei war eine Freistoßentscheidung beim Vorrundenspiel der F-Jugend gegen den SC Geislingen gewesen.

Daraufhin, so die Polizei, sei es zuerst zu einer „lebhaften Diskussion“ zwischen den Trainern der beiden Mannschaften und den Zuschauern gekommen. Als Angehörige der Eislinger Spieler versucht hätten, einen Fan aus ihren Reihen wieder zur Raison so bringen, sei die Situation eskaliert. Sie habe in eine handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen zwei Familien gemündet, die beiden dem Eislinger Fanblock zuzuordnen seien. An deren Ende ist der 47 Jahre alte Wüterich mit einer gebrochenen Nase, einer Gehirnerschütterung und einem ausgeschlagenen Zahn auf dem Rasen liegen geblieben. „Der Mann wird noch einige Tage im Krankenhaus bleiben müssen“, sagt Christine Menyhart, die Sprecherin der Esslinger Polizei.

Ein bislang einmaliger Fall

„Die anderen sind blitzschnell abgehauen, als sie die Polizeisirenen gehört haben“, erinnert sich Giovanni Flauto, der seinen eigenen Schlichtungsversuch schnell wegen Erfolglosigkeit abgebrochen hatte. „Ich wollte noch mit denen reden und ihnen klar machen, dass das vor den Augen von acht Jahre alten Kindern nicht geht. Aber dann sind immer mehr angestürmt gekommen“, sagt er. Mit blutbespritztem T-Shirt, aber unverletzt, habe er schließlich das Schlachtfeld verlassen.

„Ein Vorfall von dieser Dimension ist uns bisher nicht bekannt“, muss auch Heiner Baumeister, der Pressesprecher des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) zugeben. Der Verband habe zwar ein umfangreiches Anti-Aggressionsprogramm auf Fußballplätzen ins Leben gerufen, der Jugendbereich sei darin jedoch nicht erfasst. „Wenn wir Jugendturniere nur noch unter Polizeischutz austragen könnten, müsste man sich über die Sinnhaftigkeit des Sports Gedanken machen“, sagt Baumeister. Die Zahlen, die der WFV zuletzt erhoben habe, ließen eine andere Tendenz erkennen. „Wir haben 12 000 Sportgerichtsurteile unter die Lupe genommen und festgestellt, dass die schweren Vergehen leicht zurück gehen“, sagt der Pressesprecher.

Das will auch Frank Nowak, der Turnierkoordinator des TSV Holzmaden, gerne glauben. Doch er hat vorerst die Nase voll. Statt Pokale und Urkunden an glückliche Nachwuchskicker zu verteilen, hat er zwei Tage lang der Polizei Rede und Antwort stehen müssen. Jetzt sagt er, dass er erst einmal nichts mehr sagen wolle.