Im Kulturcafe Merlin im Stuttgarter Westen schauen sich jeden letzten Sonntag im Monat Jung und Alt die Lach- und Sachgeschichten der Sendung mit der Maus an. Den Kleinen gefällt’s und die Eltern können ungeniert in Kindheitserinnerungen schwelgen.

Stuttgart - Die ersten Fans sitzen am Sonntag schon um 11 Uhr im Kulturcafé Merlin an der Augustenstraße im Westen. Dabei fängt das Public Viewing doch erst um halb zwölf an. Was, schon wieder Fußball? Nein, im Merlin sind nicht Jogis Jungs, sondern die Maus und der Elefant die Stars. „Bei uns gibt es seit eineinhalb Jahren jeden letzten Sonntag im Monat eine öffentliche Sendung mit der Maus“, erklärt Merlin-Geschäftsführerin Annette Loers, nur im August werde pausiert. Natürlich hat sie vor dem ersten Public Viewing die Maus-Macher vom Westdeutschen Rundfunk um Erlaubnis gefragt: „Die waren von der Idee begeistert. Und vielleicht kommt die Maus auch mal zu uns zu Besuch“, hofft Loers.

 

Zwischen Unterhaltung und Information

Ihr sieben Jahre alter Sohn Jonnny mag Schaun, das Schaf, am liebsten. Das hat am Sonntag auf höchst raffinierte Weise zusammen mit anderen Woll- und Knetknäueln ganz cool einen Eiswagen gekidnappt – zur Freunde von Jonny und vielen anderen Kindern von zwei bis zwölf Jahren. Jonnys Schwester, die neunjährige Nina, schätzt auch die gut erklärenden Sachgeschichten – sogar die Herstellung einer Schultafel.

Für Loers ist das Public Viewing kein Kinder-, sondern ein Familienprogramm. „Bei der Sendung mit der Maus bleiben auch die Eltern jung.“ Sie selbst kennt die Sendung wie die meisten der anwesenden Erwachsenen seit ihrer Kinderzeit. „Unvergesslich ist mich die Sendung, in der Elefant und Maus gezeigt haben, wie die roten Streifen in die Zahncreme kommen.“ Die Sendung mit der Maus hat längst viele Fans mit grauen Strähnen im Haar. So ist wissenschaftlich belegt, dass das Durchschnittsalter der Zuschauer dieser Sendung für Kinder im Grundschulalter bei knapp 40 Jahren liegt. Die saßen auch schon als Kindergartenbesucher vor dem Fernseher. Inzwischen gilt die Sendung mit der Maus als eine der erfolgreichsten Kindersendungen im deutschen Fernsehen. Sie wird seit 1971 von der ARD produziert und sonntags um 11.30 Uhr ausgestrahlt. Im Mittelpunkt stehen so genannte Lach- und Sachgeschichten und kurze Zeichentrickfilme.

Die Maus sendet aus dem All

Am Sonntag gab es Sachgeschichten aus der die Erde im Weltraum umkreisenden internationalen Raumstation. Da zeigte der deutsche Astronaut Alexander Gerst, wie man sich bei Schwerelosigkeit die Barthaare entfernt – mit einem raffinierten Rasier-Stoppelsauger. Noch besser kam im Merlin aber das Weltraum-Fitnesstudio an, in dem der Astronaut tatsächlich an der Wand entlang joggt – ohne runterzufallen.

„Aus die Maus“, hieß es dann nach 30 Minuten. „Wir schalten den Fernseher nach der Maus sofort aus“, so Loers. Das schätzten die Eltern, weil es zu Hause oft noch Debatten gebe, da die Kinder länger fernsehen wollten. Im Merlin gibt statt dessen eine Spielecke. „Dann können die Eltern sich noch unterhalten und einen Kaffee trinken.“

Von den Mainzelmännchen zur Maus

Robert Löw hat nicht nur die Sendung, sondern auch die halbe Stunde Ruhe genossen. Erst ist mit seiner sechsjährigen Tochter Marlene und dem vier Jahre alten Frieder das erste Mal beim Public Viewing. „Wir wollten schon seit längerem kommen, heute hat es geklappt.“ Löw hat als Kind die Konkurrenz bevorzugt: „Ich stand als Kind auf den Mainzelmännchen.“ Seit der legendären Spezialsendung zur Fußball-WM ist er aber Maus-Fan. „Da wurden Fußballfloskeln, etwa wie Neuer seine Kiste sauber hält, wörtlich genommen. Einfach Spitze.“