Die Veranstalter von Übertragungen der Fußball-WM-Spiele haben Probleme mit den späten Anstoßzeiten. Die Stadt Holzgerlingen weicht in die Stadthalle aus.

Sindelfingen - Sehnsüchtig warten die Fußballfans auf die Ankündigungen, wo sie während der Weltmeisterschaft in Brasilien vor Großbildleinwänden ihre Nationalmannschaft anfeuern können. „Wir müssen die Anträge der

 

Veranstalter auf Public Viewing erst noch prüfen“, heißt es in den Stadtverwaltungen in Böblingen und Herrenberg. Und in Sindelfingen ist zudem eine Diskussion darüber entbrannt, wie hoch der städtische Beitrag für das kollektive Live-Erlebnis sein soll. Dazu kommt noch ein Zeitproblem wegen der späten Anstoßzeiten. Holzgerlingen wiederum zeigt Flagge: Dort werden die Spiele der deutschen Elf und der Endrunde in der Stadthalle ausgestrahlt.

Problem mit der Sperrstunde

Nunzio Chiumenti, der Geschäftsführer der Böblinger Firma Schönbuchbräu möchte während der WM im Inneren des Bierlokals zwei, auf der Terrasse eine große Leinwand aufstellen. In der Kneipe finden 260 Gäste Platz, außen noch einmal insgesamt 570. „Wir müssen unserer Klientel die Möglichkeit bieten, die Spiele zu sehen, Sonst haben wir unseren Laden leer“, sagt Chiumenti. Allerdings werde er die Spiele, die erst um Mitternacht beginnen, nicht zeigen. Das sei einfach zu spät, denn bereits bei einem Spielbeginn von 22 Uhr an werde seine Sperrzeit um 23 Uhr im Außenbereich überschritten. Chiumenti wird eine Sperrzeitenverkürzung beantragen.

Er hat offenbar gute Karten wie einige andere Gastronomen in Böblingen auch, die beim Ordnungsamt Interesse an Übertragungen im Freien angemeldet haben. Laut dem Pressesprecher Wolfgang Pfeiffer werden Anträge für die Spiele um 22 Uhr voraussichtlich genehmigt.

Öffentliches Geld für Public Viewing?

Während in Böblingen keine finanzielle Unterstützung der Open-Air-Events zur Debatte steht, etwa für den nötigen Einsatz von Sicherheitskräften, hat Sindelfingen dafür nun 80 000 Euro vorgesehen. Damit solle das Congress Center Böblingen-Sindelfingen mit Gastronomen auf dem Sindelfinger Wettbachplatz Public Viewing anbieten. Im Gemeinderat regt sich aber Kritik. Ingrid Balzer (Freie Wähler) meint nicht, dass es Aufgabe der Stadt sei, das Event mit öffentlichem Geld zu bezuschussen. Zumal die Verantwortung für die Sicherheit von Tausenden von Menschen eine komplizierte Angelegenheit sei.

Die Sindelfinger Stadträte sollen nun umgehend befragt werden, ob sie für die Förderung des Public Viewings sind. „Es ist ein Frequenzbringer für die Innenstadt und wirkt positiv auf unser Image“, wirbt der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer für die Open-Air-Veranstaltungen. Auf dem Wettbachplatz habe man in den Jahren zuvor gute Erfahrungen gemacht.

In Herrenberg findet das Festival Sommerfarben statt

Im Vergleich dazu hat Herrenberg andere Interessen und sieht von einem Obolus für die Übertragungen ab. Weil etwa zeitgleich das Kulturfestival Sommerfarben über die Bühne geht. Bisher liege ein Antrag von einem privaten Veranstalter vor, der eine Leinwand im Freien aufstellen wolle, berichtet Dieter Bäuerle vom Ordnungsamt. Er wartet noch auf die Bundesverordnung für die Nachtruhe während der WM-Spiele. Darin werden die erlaubten Übertragungszeiten wie auch der gestattete Lärmpegel bei den Spielen zwischen dem Eröffnungsspiel am 12. Juni bis zum Finale am 13. Juli festgelegt.

Das Lärmproblem und das der Sperrzeit umgehen die Holzgerlinger, in dem sie die Übertragungen in die Stadthalle verlegen, wo 600 Fans Platz finden. „Dort ist es nicht schlimm, wenn es zu vorgerückter Stunde laut zugeht“, sagt Werner Lenz, der Hauptamtsleiter. Die Gäste sollen auch bewirtet werden. „Die Fußballabteilung hat dafür genügend manpower“, erklärt der Hauptamtsleiter Lenz. Außerdem seien die Fans besser zu kontrollieren als im Holzgerlinger Stadion, wo sich Anwohner bei der WM 2010 über den Krach beschwerten.