Die S-Bahn in der Region bleibt in puncto Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit auch 2016 hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Und auch im laufenden Jahr müssen die Fahrgäste wegen zahlreicher Gleisbaustellen mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen.

Stuttgart - Die S-Bahn in der Region Stuttgart fährt in der für die meisten Fahrgäste maßgeblichen Hauptverkehrszeit ihren selbst gesteckten Zielen hinterher. Dementsprechend unzufrieden sind die Kunden: Auf einer Notenskala von eins bis fünf erhielt die S-Bahn nach einer Umfrage unter Fahrgästen beim Thema Pünktlichkeit für das abgelaufene Jahr 2016 die Note 3,2 – und damit exakt die gleiche Bewertung wie im Jahr zuvor. Damit liegt die Bahn deutlich hinter der von ihr angestrebten Note 2,5. Wegen unpünktlicher Züge musste sie auch in diesem Jahr wieder rund zwei Millionen Euro Strafe an den Verband Region Stuttgart überweisen.

 

Der Chef der Stuttgarter S-Bahn, Dirk Rothenstein, zeigte sich am Freitag bei der Präsentation der Pünktlichkeitsstatistik dennoch zuversichtlich: „Wir sind auf dem richtigen Weg, auch wenn das subjektive Empfinden der Fahrgäste oft ein anderes ist.“ Erhoben wurden Verspätungen in einem Korridor zwischen drei und sechs Minuten, was laut Definition noch als pünktlich gilt. 2016 waren demnach 88,3 Prozent aller S-Bahnen maximal knapp drei Minuten zu spät, das liegt in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Die selbst gesteckte Zielmarke von 94,5 Prozent wurde erneut verfehlt. Bei den Zügen, die weniger als sechs Minuten Verspätung hatten, konnte sich die S-Bahn mit 96,6 Prozent stabilisieren, liegt aber ebenfalls hinter der Zielmarke von 98 Prozent. In den morgendlichen und abendlichen Stoßzeiten allerdings hat die S-Bahn gegenüber dem Jahr 2015 nochmals an Pünktlichkeit eingebüßt: So waren im vergangenen Jahr nur 79,6 Prozent aller Züge mit einer Verspätung von weniger als drei Minuten nahezu pünktlich (gegenüber 80,8 Prozent im Jahr zuvor). Der eigenen Anspruch (91,5 Prozent) wurde erneut deutlich verfehlt.

Bauarbeiten für Großprojekt S 21 tragen überproportional zu Zugausfällen bei

Rothenstein verwies demgegenüber auf verbesserte Pünktlichkeit in den Nebenverkehrszeiten: Hier konnte die Prozentrate der pünktlichen Züge leicht gesteigert werden. Als Gründe für die nicht zufriedenstellenden Zahlen speziell zur Hauptverkehrszeit nannte Rothenstein vor allem Bautätigkeiten auf den Gleisen in der Region und Störungen durch Einflüsse Dritter, etwa Unfälle, Notarzteinsätze oder Luftballons in den Oberleitungen. So habe der S-Bahn-Verkehr unter der Großbaustelle zwischen Vaihingen und Böblingen stark gelitten. Baustellen waren auch der Grund dafür, warum 2016 mehr als 141 000 geplante Zugkilometer erst gar nicht befahren werden konnten. Nach Angaben von Siegmund Freitag, dem Leiter der Produktionsplanung für die S-Bahn, sind allein „ein Drittel bis zwei Drittel“ der weggefallenen Zugkilometer auf Bauarbeiten für das Projekt Stuttgart 21 zurückzuführen.

Hoffnung auf eine wirkliche Verbesserung ist auch für 2017 nicht in Sicht. So müssen etwa wegen Instandhaltungsarbeiten auf der Gäubahnstrecke zwischen Böblingen und Herrenberg in den Oster-, Pfingst- und Sommerferien einzelne Streckenabschnitte voll gesperrt werden – ein Ersatzverkehr mit Bussen wird eingerichtet. Und auch die Arbeiten für die Zu- und Abläufe zum Tunnelbahnhof werden die Zufriedenheit der Fahrgäste kaum steigern: So gibt es nach Angaben von Freitag voraussichtlich an drei Wochenenden im Bereich Untertürkheim wechselweise Sperrungen der S- und Fernbahngleise mit entsprechend reduziertem Angebot auf den Linien S 1 und R 11, an mindestens elf Wochenenden müssen die ÖPNV-Kunden mit Verspätungen, Zug- und Halteausfällen der Linien S 4 und S 5 wegen S-21-Bauarbeiten in Feuerbach rechnen.

S-Bahn sieht keinen messbaren Fahrgastzuwachs an Feinstaubalarm-Tagen

Ein bisschen trösten können sich die S-Bahn-Manager damit, dass im Bereich der Fahrgastinformation die Kundenzufriedenheit leicht gesteigert werden konnte. Das betrifft allerdings nur die Information bei länger geplanten Maßnahmen, die Zugausfälle verursachen. Hier vergaben die befragten Fahrgäste die Note 2,5. Informationen über unvorhergesehene Verspätungen dagegen wurden wie schon 2015 lediglich mit einer 3,1 bewertet.

Möglicherweise sind die chronischen Verspätungen auch ein Grund dafür, dass offenbar auch an Feinstaubalarm-Tagen in Stuttgart laut S-Bahn-Chef Rothenstein kein messbarer Fahrgastzuwachs festzustellen war. „In unserer Erhebung ließ sich kein Effekt nachweisen.“ Die S-Bahn befördert derzeit pro Jahr in der Region Stuttgart knapp über 120 Millionen Fahrgäste.