Der Verkehrsclub VCD hat den Fernverkehr der Deutschen Bahn unter die Lupe genommen. Fazit: Bei einem Test mit 1000 Fahrgästen wurden 38 Prozent der Anschlüsse verpasst.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Verspätungen, verpasste Anschlusszüge und mangelnde Sauberkeit sind für viele Fahrgäste weiterhin die größten Ärgernisse im deutschen Schienenverkehr. Im neuen Bahntest des Verkehrsclubs VCD beurteilten die Mehrzahl der Befragten den Fernverkehr der Deutschen Bahn AG zwar überwiegend positiv. Doch auch die veraltete Fahrzeugflotte und schmutzige Toiletten stoßen bei vielen Reisenden auf Missfallen.

 

„Wenn fast jeder dritte Fernverkehrszug verspätet ankommt und Reisende dadurch ihre Anschlusszüge nicht erreichen, hat der Bahnverkehr ein Problem", sagte der VCD-Chef Michael Ziesak zu den Ergebnissen der Untersuchung. Man habe klaren Handlungsbedarf bei den Kernpunkten Pünktlichkeit, Sauberkeit und Informationen festgestellt. Im Auftrag des ökologischen Verkehrsclubs hat das unabhängige Hamburger Forschungsinstitut Quotas im vergangenen Winterhalbjahr mehr als 1000 Bahnfahrten von Testpersonen ausgewertet. Der Fokus des regelmäßigen VCD-Tests lag dieses Mal auf dem Fernverkehr, also den IC, EC- und ICE-Zügen. Jeder sechste Zug fuhr dabei verspätet ab und fast 29 Prozent der Züge kamen sechs Minuten und mehr verspätet an. 38 Prozent der Anschlusszüge wurden dadurch bei Umsteigeverbindungen verpasst, in der Hauptverkehrszeit sogar mehr als 44 Prozent.

Anschlüsse sind ein Problem

Verglichen mit der letzten Untersuchung von 2011 war der Bahnverkehr insgesamt zwar etwas pünktlicher. Damals waren 18 Prozent der Abfahrten und fast 33 Prozent der Ankünfte verspätet. Doch die Zahl der verpassten Anschlüsse lag damals mit rund 30 Prozent noch deutlich niedriger. Gerade verpasste Umsteigeverbindungen können die Reisezeit insgesamt aber oft drastisch verlängern, wenn man eine Stunde und mehr auf den nächsten Zug warten muss. „Reisen mit der Bahn ist nur dann attraktiv und eine Alternative zum Pkw, wenn die Reisekette von Tür zu Tür zuverlässig funktioniert", sagte Ziesak. Bei der „Kunden- und Qualitätsoffensive", die von der DB 2010 gestartet wurde, sieht der VCD noch einigen Nachholbedarf. Der Staatskonzern will bis 2015 rund 330 Millionen Euro investieren, um Verlässlichkeit, Qualität und Service sowie die Kundeninformation zu verbessern.

Das Problem der veralteten Fahrzeugflotte werde aber die Bahn weiter begleiten, sagt die VCD-Expertin Heidi Tischmann. Mit den bis zu 40 Jahre alten Intercityzüge mute die DB AG ihren Fahrgästen viel zu. Daran werde sich bis Ende 2014 auch nichts ändern, denn der Konzern habe viel zu spät neue Züge bestellt. Erst dann soll die Bahnindustrie neue Fernzügen liefern, die nach und nach die bestehende Flotte ersetzen werden. Besonders der Zustand der Intercityzüge wird von Kunden nur mit der Note befriedigend beurteilt. Bei Ausstattung und Sauberkeit des Sitzplatzes und der Toiletten erhalten die Waggons teils deutlich schlechtere Noten als der ICE. Der VCD fordert deshalb auch, dass die Toiletten der Züge häufiger gereinigt werden, auch während der Fahrt.