Der Spielplatz hinter der Unteren Straße wird laut eines Antrags der FDP-Fraktion häufig missbraucht. Die Beschwerden kommen aber immer nur aus einer Richtung, weshalb der Antrag fallengelassen wurde.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Ein Rückzugsort für „Drogendealer und jugendliche Diebstahlbanden“ sei der Spielplatz hinter der Unteren Straße in Heslach, bekannt als „Pumpenplätzle“. So würden es Anwohner sehen, heißt es in einem Antrag der FDP-Fraktion im Bezirksbeirat Süd. Ein Runder Tisch mit Vertretern des Garten-, Forst- und Friedhofsamtes, der mobilen Jugendarbeit und der Polizei forderte Wolf-Dieter Wieland (FDP) in eben jenem Papier deshalb. Auf Einladung des Bezirksvorstehers Raiko Grieb (SPD) haben Vertreter aller Institutionen und Einrichtungen gleich an der Sitzung, in welcher der Antrag öffentlich diskutiert wurde, teilgenommen. In der Debatte stellte sich schnell heraus, dass es seit Jahren eine Anwohnerin ist, die sich über die Situation an dem Spielplatz beschwert.

 

Wieland selbst hatte sich immer wieder für den Spielplatz engagiert: Mit der Mobilen Jugendarbeit habe man einen Unterstand gebaut, kleine Feste organisiert und umliegende Poller mit Mosaik verschönert. Zudem habe man versucht, Anwohner und Jugendliche zusammenzubringen. Seine Befürchtung sei nun gewesen, die Situation könne wieder eskalieren, wie es früher oft der Fall gewesen sei.

Einige Aussagen aus dem Antrag ( „Sauforgien, Dealen, Kiffen“ seien an der Tagesordnung und „der Platz mit Spritzen, Kondomen und Glasscherben übersät“) konnten die Vertreter der Einrichtungen und der Verwaltung nicht bestätigen. Auch Bezirksvorsteher Raiko Grieb nicht: „So eine heftige Situation kenne ich bisher nicht.“

Die Beschwerden kommen hauptsächlich von einer Anwohnerin

Joachim Stark, Leiter der Polizeirevierstation Süd in der Böheimstraße, wehrte sich in der Sitzung. Das Thema beschäftige die Polizei seit Jahren, oft werde dort kontrolliert, aber die Erkenntnisse geben nicht viel her. „Eine dauerhafte Vermüllung und ein Drogenumschlagplatz sind mir absolut nicht bekannt.“ Mit Kollegen habe man sogar die umliegenden Einzelhändler befragt, ob es Probleme gebe mit Diebstahl. Von etwa 20 Geschäften hätten nur zwei gelegentlichen Ärger eingeräumt. „Eine Straftat haben wir dort nach mehrmonatiger Beobachtung nicht erkannt.“

Das Garten-, Forst- und Friedhofsamt konnte ebenfalls kein erhöhtes Beschwerdeaufkommen feststellen. „Bei uns ist es nur eine Person, die sich ärgert, seit das Dächlein dort ist“, sagt Andreas Hellmann. Er selbst finde es ein idyllisches Plätzchen, an dem sich die Jugendlichen nun auch bei schlechtem Wetter aufhalten können.

Bei den Mitarbeitern der Mobilen Jugendarbeit stieß der Antrag auf wenig Verständnis. Der Unterstand sei bis in den Stuttgarter Norden bekannt und werde oft beneidet. Man selbst habe mitgebaut und die Aktion gefördert. „Das Pumpenplätzle ist eine unserer ersten Anlaufstellen für Streetwork“, sagte Denisa Hertl, seit Sommer Teamleiterin der Mobilen in Heslach. Es sei für die Jugendlichen sehr wichtig. Sie erinnere sich gut, dort im Sommer Mädchen getroffen zu haben, die ihr ganzes Beauty-Arsenal dabei hatten und sich Schminktipps gegeben hätten. „Das ist wie ein Wohnzimmer für die Jugendlichen. Manche haben ja daheim nicht mal ein eigenes Zimmer“, ergänzte Hertl. Sie fände es deshalb schade, wenn man ihnen den Platz nimmt oder durch zu starke Kontrollen madig macht.

Die Fraktionen wollen den Antrag nicht unterstützen

Ihren Kollege Baykar Tavit hatte „der Schlag getroffen“ als er den Antrag gesehen hat. „Ich bin seit 2010 im Stadtteil. Ich kenne die Jugendlichen und weiß, was die da machen. Und wir haben immer versucht, die Anwohner mit einzubinden.“ Als es einmal zu vermüllt war, seien Jugendliche sogar zum Bonusmarkt und hätten Putzmittel und Müllsäcke gekauft. „Danach war alles picobello geputzt. Das war Wahnsinn.“

Viele Bezirksbeiräte waren ebenfalls auf der Seite der Jugendlichen. Früher trafen sich Jugendliche aus dem Stadtteil oft am Marienplatz. Seit dort die Eisdiele ist, nicht mehr. „Da fühlen die sich beobachtet“, sagte Ernst-Udo Abzieher (AfD). Ulrike Holch von der SPD-Fraktion warf ein, dass es ohnehin immer weniger Plätze für Jugendliche gebe, an denen die sich ungestört fühlen. „An den paar wenigen sollten wir deshalb festhalten.“ Die SPD würde deshalb den Antrag auf keine Fall unterstützen. „Wir wollen die Jugendlichen nicht an den Stadtrand verdrängen.“ Auch Christa Niemeier von den Grünen unterstützte diese Ansicht. Eine Gesellschaft müsse manches über die Stränge schlagen von Jugendlichen auch mittragen können und da es nun auch hauptsächlich um eine Anwohnerin gehe, sehe sie den Antrag problematisch.

Das Pumpenplätze bietet seit Jahren immer wieder Anlass für Diskussionen zwischen all diesen Beteiligten. Tatsächlich wurde der Spielplatz oft vermüllt zurückgelassen oder Anwohner fühlten sich von den Jugendlichen gestört. Auch der Drogendealverdacht hält sich seit Jahren hartnäckig. Nur: Es sind eben auch nicht dieselben Jugendlichen seit Jahren. Die Gruppen, die sich dort aufhalten, sind oft von Jahr zu Jahr anders.

Der gewünschte Runde Tisch hat bereits im Gremium stattgefunden

Roland Petri (CDU) begrüßte deshalb, dass Wieland sich mittels des Antrags um die Sache gekümmert hatte, um den Vorwürfen nachzugehen. „Dabei können wir es aber eigentlich belassen“, so sein Fazit. Den Antrag zog Wieland letztlich auch zurück. Der Runde Tisch hat ja quasi auch in der Sitzung bereits schon stattgefunden,