Moskau reagiert grimmig auf die Kritik der Bundeskanzlerin am russischen Vorgehen in Nahost – allerdings zu Unrecht, kommentiert StZ-Redakteur Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Schon in Luthers Tischreden ist eine Lebensweisheit überliefert, für die sich auch im 21. Jahrhundert Belege finden. „Wenn man unter die Hunde wirft, so schreiet der getroffen ist“, heißt es da. In der Diplomatie verbieten sich solche unfeinen Vergleiche natürlich. Das Sprichwort wäre aber passend, um zu erklären, was am Dienstag aus Moskau verlautete. Ein Sprecher Putins kritisierte grimmig, wie die Kanzlerin tags zuvor die russischen Luftangriffe in Syrien missbillig hatte. Es gebe keine glaubwürdigen Beweise für zivile Opfer, so der Kreml. Zudem sollten die Bombardements lediglich das „barbarische Vorgehen von Terroristen“ stoppen.

 

Die russischen Tiraden verraten, dass Angela Merkels Klartext ins Schwarze getroffen hatte. Verantwortungsvoll wäre es, wenn Moskau endlich seine Zusagen wahr machen würde, die mit der UN-Resolution verbunden waren, welche den Weg zum Frieden in Syrien eröffnen sollte. Das militärische Handeln widerspricht dem massiv. Merkel ist nicht allein mit ihren Vorwürfen. Die Vereinten Nationen warnen davor, dass Hunderttausende Menschen unter dem Vorstoß bei Aleppo zu leiden hätten. Der Präsident des EU-Rats macht Russland dafür verantwortlich, die Flüchtlingskrise weiter anzuheizen. Putin sollte seinen Worten Taten folgen lassen, statt sich wie ein beleidigter Zar aufzuführen.