Die Manager weltweit blicken recht getrost in die Zukunft. Deutsche Entscheider, das zeigt eine PwC-Studie auf, blicken aber skeptischer in die Zukunft als die Wirtschaftslenker in anderen Ländern. Sie haben größere Sorge vor dem drohenden Protektionismus der USA, da die deutsche Wirtschaft stärker exportorientiert ist.

Davos - Als Stimmungsbarometer der Weltwirtschaft gilt das World Economic Forum (WEF) in Davos. Dass der Gipfel der Wirtschafts- und Politikelite, der am Montagabend begann, eine solche Bedeutung erhielt, liegt an Ereignissen wie diesem: Jeweils am ersten Abend des Kongresses veröffentlicht die Beratungsgesellschaft PwC ihre weltweite Befragung von Firmenchefs. Demnach sind deutsche Manager deutlich pessimistischer für die Zukunft als ihre internationalen Kollegen.

 

Viele offenen Fragen für Entscheider in der Wirtschaft

Hierzulande sind 31 Prozent der Top-Manger sehr zuversichtlich, dass ihr eigenes Geschäft im kommenden Jahr wächst. Weltweit nehmen das jedoch 38 Prozent der Unternehmenschefs an. Sorgen bereiten den deutschen Top-Managern vor allem geopolitische Unsicherheiten, Überregulierung, Protektionismus und die Zukunft der Eurozone, hat PwC ermittelt.

„Angesichts der vielen Unsicherheiten ist die getrübte Stimmung der deutschen Top-Manager beim Blick auf das eigene Wachstum erklärbar“, sagt Norbert Winkeljohann, Vorstandssprecher von PwC Deutschland. „2017 wird ein Jahr der Unsicherheiten: Was will Donald Trump? Löst sich Großbritannien wirklich vom Kontinent? Ist der Euro zu retten?“

Größere Sorge der Deutschen vor Protektionismus

Die im internationalen Vergleich größere deutsche Sorge vor Protektionismus erscheint verständlich. Schließlich leben viele deutsche Unternehmen in besonderer Weise vom Export ihrer Produkte. Eine zentrale Branche ist die Automobilindustrie. Und gerade dort fühlt der kommende US-Präsident Donald Trump den Unternehmen jetzt auf den Zahn. Mit der Androhung von Importzöllen will er sie zum Ausbau ihrer Fertigung in den USA drängen. Neuerdings trifft diese Ansage auch deutsche Hersteller. In einem aktuellen Interview droht Trump BMW einen Importzoll von 35 Prozent an, wenn Fahrzeuge aus einem neuen mexikanischen Werk in die USA eingeführt würden.

Gerade erst hat Audi in Mexiko eine Fabrik eröffnet. Neben BMW plant auch Daimler dort Investitionen. „Durch das Freihandelsabkommen mit den USA ist Mexiko ein sehr bedeutender Investitionsstandort für fast alle Autohersteller und Zulieferunternehmen geworden“, sagt PwC-Deutschland-Chef Norbert Winkeljohann. „Sollten politische Impulse die Wirtschaftlichkeit der Standortwahl in Mexiko in Frage stellen, würde das erhebliche Anpassungen und Kosten für die Autohersteller nach sich ziehen.“

Ähnliches gilt nach Einschätzung Winkeljohanns für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau. „Auch hier sind die USA einer der wichtigsten Absatzmärkte und zugleich zweitwichtigster Wachstumsmarkt. Insofern könnten Einfuhr- oder sogar Strafzölle für die exportorientierten deutschen Maschinenbauer zum Problem werden.“

Top-Manager blicken vertrauensvoller in die Zukunft

Grundsätzlich hat sich die Stimmung der Top-Manager im Vergleich zum vergangenen Jahr jedoch leicht verbessert, lautet das Ergebnis der PwC-Umfrage. Während vor einem Jahr 27 Prozent der rund 1400 weltweit befragten Chief Executive Officer (CEO, Vorsitzende der Firmenleitung) mit gutem Wachstum der Weltwirtschaft rechneten, sind es nun 29 Prozent. Für ihr eigenes Unternehmen sind 38 Prozent optimistisch (2016: 35 Prozent). Unter den deutschen Firmenlenkern geben sich 31 Prozent sehr zuversichtlich für das eigene Geschäft – im vergangenen Jahr waren es 28 Prozent. Deutlich nachgelassen hat allerdings der deutsche Optimismus, was die Weltwirtschaft betrifft. Gegenüber 40 Prozent 2016 rechnen nun nur noch 31 Prozent mit einem guten globalen Wachstum.

Mit der Angst vor dem Protektionismus ist es also so eine Sache. Zwar schwebt der Geist Donald Trumps und des Brexit schwebt über dem Kongress. Die Wirtschaftselite fürchte, dass der Weltmarkt wieder mehr in nationale und regionale Handelszonen zerfalle, heißt es. Aber so richtig spiegeln die Zahlen der PwC-Umfrage diese Sorgen nicht wieder.

Entscheider sehen die Globalisierung zunehmend skeptisch

Allerdings scheint sich allmählich nicht nur die Haltung größerer Bevölkerungsgruppen und demzufolge von Politikern zu ändern. Eine Verschiebung sei auch bei den Wirtschaftslenkern zu beobachten, analysiert PwC. „Entscheider sehen die Globalisierung zunehmend skeptisch“, schreiben die Autoren. Unter den CEOs verbreiteten sich Zweifel, ob das bisherige Modell zielführend sei, um beispielsweise die Lücke zwischen Arm und Reich zu verringern, einen fairen globalen Steuerwettbewerb zu organisieren und den Klimawandel zu bekämpfen.