Peer Steinbrück muss noch nicht alle Hoffnungen verloren geben. Er hat das Talent zum Wahlkämpfer. Dumm nur, dass ein anderer davon profitiert. StZ-Korrespondent Armin Käfer klärt den Werbegag auf.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Der sozialdemokratische Honorarmillionär Peer Steinbrück hat ungeachtet aller anderslautenden Berichte doch das Talent zum Wahlkämpfer. Das ist jetzt sogar auf einem Film dokumentiert, der über den Videokanal Youtube besichtigt werden kann. Es handelt sich dabei aber nicht um einen Wahlwerbespot der SPD zu Gunsten ihres Kanzlerkandidaten. Steinbrück promotet vielmehr einen 17-jährigen Nachwuchspolitiker namens Moritz Forster. Der will Schülersprecher an seinem Gymnasium in Idar-Oberstein werden.

 

Das Ganze war zunächst offenbar eine Schnapsidee. Als Steinbrück auf seiner Werbetour allerdings in der Fußgängerzone der rheinland-pfälzischen Provinzstadt auftauchte, fasste sich der Pennäler ein Herz und bat den prominenten Genossen um Wahlhilfe. Eigentlich wollte er den SPD-Mann für einen lokalen Radiosender interviewen.

Schüler stellt schlauere Fragen als Illner und Will

Steinbrück bewältigte seine Rolle als Fürsprecher perfekt. Zunächst appellierte er an das demokratische Ehrgefühl der Mitschüler: „Es ist wichtig, dass ihr einen Schülersprecher bekommt“, so der Politprofi. Der Schülersprecher sei „quasi Bundeskanzler“ am Gymnasium. Steinbrück bedankte sich auf dem 38-Sekunden-Videoclip auch für Moritz Forsters schlaue Fragen. Er habe ein tolles Interview geführt. Da könnten sich die Moderatorinnen Maybritt Illner und Anne Will eine Scheibe abschneiden.

Die beiden TV-Damen hatten Steinbrück am Sonntag beim Fernsehduell mit Kanzlerin Merkel in die Mangel genommen. Anne Will stellte ihm dabei auch eine Fangfrage zu der wachsenden Kluft zwischen Beamtenpensionen und Renten – Steinbrücks Antwort trug ihm prompt einen Rüffel vom Deutschen Beamtenbund ein.

So heikel war das Interview mit dem Primaner Forster dann doch nicht. Dennoch wurde es zu einem kleinen Hit im Internet. Bis Freitagmittag hatten es mehr als 2000 Leute angeklickt. Einer von ihnen kommentiert bei Facebook: „Ganz großes Kino, Hut ab!“ Wenn die Resonanz für den Genossen Kandidaten nur immer so freundlich wäre.