Vom Verkauf der Postbank erhofft sich das Führungsduo Jain und Fitschen einen Befreiungsschlag. Doch die Trennung ist umstritten. Obendrein drückt die milliardenschwere Geldbuße für Zinsmanipulationen den Quartalsgewinn.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Ergebnis halbiert, Schrumpfkurs voraus: die Deutsche Bank muss ihren Aktionären neben der geplanten Trennung von der Postbank auch noch einen Gewinneinbruch erklären. Der Branchenprimus meldete am Sonntag ein Nettoergebnis von 559 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte die Bank noch einen Überschuss von 1,1 Milliarden Euro erzielt. Hauptgrund für den Einbruch ist eine umgerechnet 2,3 Milliarden Euro schwere Geldbuße für Zinsmanipulationen, die am Donnerstag verhängt wurde. Hinzu kommt die Abgabe an den neuen EU-Restrukturierungsfonds, über den die Finanzbranche an den Kosten für künftige Bankenrettungen beteiligt werden soll.

 

Die beiden Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain und Jürgen Fitschen betonten, die Mehrkosten verdeckten einen Erfolg bei den Einnahmen: Sie hätten im ersten Quartal „annähernd ein Rekordniveau“ erreicht. Tatsächlich waren die Erträge mit 10,4 Milliarden Euro so hoch wie zuletzt vor vier Jahren. Getrieben wurden sie vor allem durch gute Geschäfte im Investmentbanking. Aber auch im Privatkundengeschäft, zu dem gegenwärtig noch die Postbank gehört, stiegen die Erträge leicht.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank hatte am späten Freitagabend beschlossen, die Mehrheit an der Postbank aufzugeben. Da ein Käufer für das Bonner Institut bislang nicht in Sicht ist, wird die Deutsche Bank wahrscheinlich einen Teil ihrer Aktien an die Börse bringen. Die Frankfurter hatten die Postbank erst 2010 vollständig übernommen, um ihr Privatkundengeschäft auszubauen. Die Gründe für die Kehrtwende wollen Jain und Fitschen am Montag erläutern.

Die Aktionärsschützer von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) übten scharfe Kritik am Zickzack-Kurs des Konzerns: „Welchen Halbwertzeit haben eigentlich Aussagen bei der Strategie? Vor Jahren wurde noch erklärt, wie wichtig die Postbank ist“, zitierte die Nachrichtenagentur dpa DSW-Vizepräsident Klaus Nieding. Offenbar halte die Konzernspitze angesichts des wieder erstarkten Investmentbankings das Geschäft mit Kleinsparern nicht mehr für so wichtig: „Man kann sich hier des Eindrucks nicht erwehren, dass der Mohr in der Finanzkrise seine Schuldigkeit getan hat und jetzt gehen kann“, sagte Nieding zur Rolle der Postbank.

Allerdings plant die Deutsche Bank Einschnitte auch im Investmentbanking. Die früher vom heutigen Co-Vorstandsvorsitzenden Jain geleitete Abteilung ist für die milliardenschwere Zinsaffäre und zahlreiche weitere Rechtsstreitigkeiten verantwortlich. Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick begrüßte deshalb den bevorstehenden Schrumpfkurs: „Endlich wird die Deutsche Bank kleiner“, sagte Schick der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Bankspitze hatte zeitweilig sogar erwogen, neben den Filialen der Postbank auch die eigenen an die Börse zu bringen und damit das Privatkundengeschäft komplett abzuspalten. Der Bankenexperte Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim zeigte sich erleichtert, dass der Aufsichtsrat auf diese Radikallösung verzichtete: „Durch das Beibehalten des Privatkundengeschäft bleibt das Institut eine Universalbank. Die Risiken sind so besser gestreut, und die Finanzierung steht auf einer stabileren Basis.“ Zu erwarten ist gleichwohl, dass zahlreiche Filialen geschlossen werden.

Den Beschäftigten sowohl der Postbank als auch der Deutschen Bank stehen also schwere Zeiten bevor. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zeigte sich überdies besorgt um die Arbeitsplätze bei der Postbank-Tochter BHW in Hameln: „Die Entscheidung der Deutschen Bank, sich von der Postbank und der dazugehörenden BHW zu trennen, ist bedauerlich“, sagte Weil am Samstag.

Die Gewerkschaft Verdi, bei der zahlreiche Postbank-Angestellte organisiert sind, gab sich dagegen optimistisch: „Der Postbank wird mit dem Börsengang eine neue Wachstumsperspektive erschlossen.“ Verdi-Chef Frank Bsirske gehört dem Aufsichtsrat der Deutschen Bank an, war also an der Entscheidung über die Zukunft der Postbank beteiligt.