Der kleine Rabe Socke kommt im Sommer mit einem neuen Abenteuer in die Kinos. Die Waiblinger Firma SERU ist für die Durchführung des Streifens „Das große Rennen“ verantwortlich. Ein rund zwei Jahre dauernder Prozess, der einem Puzzlespiel ähnelt.

Waiblingen - Sein Markenzeichen ist eine rot-weiß geringelte Socke – und diese müsse unter allen Umständen am richtigen, nämlich dem linken Fuß sitzen, sagt Sebastian Runschke über den Filmstar, der seine Mitarbeiter und ihn derzeit schwer beschäftigt. Die Rede ist vom kleinen Raben Socke, der mit der Unterstützung von Runschkes Filmfirma SERU vor fast drei Jahren den Karrieresprung aus dem Bilderbuch auf die große Leinwand geschafft hat (siehe „Kinofilm Made in Waiblingen“).

 

Der Ringelstrumpf ist nur eines der unzähligen Details, welches der 40-jährige Sebastian Runschke und seine Crew bei der Produktion von „Der kleine Rabe Socke – Das große Rennen“ im Auge behalten müssen. Die Herstellung eines Animationsfilms erinnert ein bisschen an ein gigantisches Puzzlespiel, dessen unzählige Einzelteile die Mitarbeiter derzeit kontrollieren und zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen. Postproduktion nennt sich dieser Herstellungsschritt, der mittlerweile vier Monate dauert und auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Die Arbeit an dem Film habe freilich viel früher begonnen, erzählt Sebastian Runschke: „Wenn das Material aus allen Himmelsrichtungen bei uns ankommt, dann stecken anderthalb Jahre Arbeit drin.“

Filmemacher müssen Figuren zum Leben erwecken

Am Anfang steht, wie bei jedem Film, ein Drehbuch, das die Geschichte und die Figuren beschreibt. Im Falle von „Der kleine Rabe Socke“ dienen die gleichnamigen Bilderbücher zwar als Inspirationsquelle, die Story des Films ist aber komplett neu. Anhand des Drehbuchs überlegen die Filmemacher, wie die Darsteller aussehen sollen. „Jede Figur muss sich animieren lassen“, sagt Runschke. Soll heißen: in der Bilderbuchvorlage sitzt Rabe Sockes Kopf direkt auf dem Rumpf. Im Film muss der Vogel seinen Kopf aber drehen können, und dazu braucht er einen Hals. „Die Figuren müssen anatomisch korrekt funktionieren“, erklärt Runschke, „wir müssen sie zum Leben erwecken.“ So greifen die Filmemacher auch mal zu Knete, um verschiedene Posen auszuprobieren.

Rabe Socke erwacht zum Leben. Foto: SERU Filmproduktion
Runschke selbst hat früh mit der Filmemacherei geliebäugelt, aber zunächst den Beruf des Werbefotografen erlernt, denn: „Ich hatte etwas Bammel vor dem Filmgeschäft und dachte mir, ich fange mit der Fotografie an.“ Das tat er auch – in einem Fotostudio im Waiblinger Gewerbegebiet Ameisenbühl, das inzwischen der Sitz seiner Firma ist. Dass er in Waiblingen eine Filmfirma gründen würde, hätte Sebastian Runschke früher nicht für möglich gehalten. Es stand für ihn fest, dass er nach seiner Ausbildung nach Südafrika auswandern würde, wo er mit seinen Eltern prägende Jahre verbracht hat. Nach der Lehre kaufte er sich ein One-way-ticket nach Kapstadt und arbeitete als Werbefotograf. „In Südafrika bin ich vom Fotografen zum Produzenten geworden“, erzählt Runschke, der nebenbei eine Firma aufbaute und sich dann eine Auszeit vom Berufsleben genehmigte – eine arbeitsreiche allerdings in Form eines Studiums an der Stuttgarter Hochschule der Medien. Sein Schwerpunkt: Produktion und Filmproduktion.

Jeder Fehler rächt sich

„Es stecken extrem viele Gedanken im Detail“, sagt Sebastian Runschke über die Filmemacherei: „Je besser und genauer die Planung ist, desto entspannter wird die Produktion.“ Jeder Fehler, der seinem Team unterlaufe, müsse am Ende drei Mal ausgebadet werden. Lange überlegt die Crew, wie das Set Design aussehen soll, also die Orte, an denen sich der Rabe Socke herumtreibt: Wo steht welcher Baum auf der Lichtung, wie sieht ein Haus von vorne, hinten, rechts und links aus?

Das Storyboard stellt dann jede Sequenz als Schwarz-Weiß-Zeichnung dar – alle aneinander gereiht ergeben den Film. Sobald das gefilmte Storyboard als Animatic feststeht, beginnen die Sprecher mit den Tonaufnahmen für ihre Rolle. Die Hintergrundgeräusche, die im Animationsfilm fehlen, steuert ein Tonmeister bei – vom Kleiderrascheln über Motorengeheul bis zur Geräuschkulisse eines Waldes.

Im Layout legen die Filmemacher die Bildausschnitte und die Positionen der Figuren fest. „Das Layout ist die Blaupause des Films“, sagt Runschke. Die schwarz-weiße Vorlage geht an Zeichner, welche die Hintergründe kolorieren. Das sei beileibe kein bloßes Anmalen, sondern eine künstlerische Tätigkeit, sagt Runschke. Die Farben müssen exakt zu den Tages- und Jahreszeiten passen, in denen die Szene spielt.

Ein weiteres Team arbeitet derweil an der Animation der Figuren: Erst werden einzelne Posen gezeichnet, dann die wichtigsten Phasen für eine grobe Animation festgelegt. Beim Cleanup entsteht aus der groben Skizze eine sauber gezeichnete Figur. Dann kommt ein Zwischenphasenzeichner ins Spiel, der die noch eckigen Bewegungen der Charaktere mit weiteren Zeichnungen ergänzt, bis sie rund und lebensecht wirken. Anschließend werden die Figuren sorgfältig koloriert. Zum Schluss müssen die Spezialisten ran, die sich um die Effekte kümmern, beispielsweise Lichtreflexe auf einer Wasseroberfläche oder der Schatten, den ein Baum wirft.

„Wir kämpfen gerade noch mit so manchem Problem“, sagt Sebastian Runschke über die derzeit laufende Postproduktionsphase. „Aber wir sind guter Dinge, dass alles rechtzeitig fertig wird.“

Ein Kinofilm Made in Waiblingen

Filmstart
„Der kleine Rabe Socke – Das große Rennen“ läuft am 20. August an. Bereits Anfang Mai ist er beim Trickfilmfestival in Stuttgart zu sehen.

Zahlen
Das Budget für den Film liegt bei rund fünf Millionen Euro. Der Film hat eine Länge von 72 Minuten und eignet sich für Kinder ab vier Jahren. Es ist bereits der zweite Film, der den Bilderbuchhelden zur Hauptfigur hat. Der im Herbst des Jahres 2012 veröffentlichte erste Film hat rund 550 000 Besucher in die Kinos gelockt.

Inhalt
„Das große Rennen“ handelt von einem Seifenkistenrennen, welches der Rabe Socke, gesprochen vom Sänger Jan Delay, anleiert, um an Geld zu kommen. Denn er hat versehentlich die Wintervorräte der Waldtiere im Fluss versenkt und muss für Ersatz sorgen. Doch die Konkurrenz, zu welcher der rasende Papagei Rinaldo gehört, ist groß.

Firma
Für die Herstellung des Films ist die seit rund zehn Jahren in Waiblingen ansässige Firma SERU zuständig. An diesem Standort arbeiten rund zehn Mitarbeiter um den Geschäftsführer Sebastian Runschke. Der Produzent des Films ist Dirk Beinhold mit seiner Firma Akkordfilm.