Am Sonntag haben die neuen Rad-Wander-Busse auf den Reußenstein ihren Betrieb aufgenommen. Zu den regulären Fahrpreisen können sich Erholungssuchende jeden Sonntag mehrmals zu dem beliebten Ausflugsziel kutschieren lassen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Sollte das Angebot immer so gut genutzt werden wie bei der Jungfernfahrt, dürfte dem Rad-Wander-Bus von Göppingen hinauf zur Burgruine Reußenstein bei Neidlingen (Kreis Esslingen) eine glänzende Zukunft bevorstehen. Der eigens angeschaffte Fahrradanhänger wurde bereits am ZOB in der Hohenstaufenstadt mit 18 Drahteseln und zwei Elektro-Bikes komplett beladen – und so stellte sich schon vor dem Start die Frage, was man Fahrgästen sagen soll, die möglicherweise auf der Strecke durchs Voralbgebiet oder später zusteigen wollen.

 

Diese Malaise blieb den Verantwortlichen, mangels weiterer Interessenten, jedoch erspart und so stand einem feierlichen Einweihungsakt auf den etwas kühleren Höhen der Schwäbischen Alb nichts im Wege. Dort hatten sich die Offiziellen aus dem Stauferkreis, der das Vorhaben allein im ersten Jahr mit 35 000 Euro unterstützt, ebenso wie deren Kollegen aus dem Nachbarlandkreis Esslingen eingefunden. Aus gutem Grund, denn nicht nur von Göppingen, sondern auch von Kirchheim aus, brachte am Sonntag erstmals ein Linienbus Wanderer und Radler zum regulären Fahrpreis an den perfekten Ausgangspunkt für eine gemütliche Runde auf Schusters Rappen oder eine bequeme Radtour.

Im Stundentakt vom Boßler-Parkplatz aus

Die Göppingerin Birgit Kaupe zeigte sich hellauf begeistert: „Supertoll, dass das endlich geklappt hat. Weil wir keine Extremradler sind, haben wir schon lange auf dieses Angebot gewartet.“ Und ihr Ehemann Gerhard ergänzte: „Von hier oben aus zu starten, ist einfach klasse.“ Perfekt werde die ganze Geschichte durch den konkurrenzlos günstigen Tarif, der ihn völlig überrascht habe, fügte er hinzu. Auch der evangelische Dekan Rolf Ulmer nutzte gleich den ersten Tag, um sich bergauf chauffieren zu lassen: „Für uns Göppinger beginnt doch ansonsten jede Radtour mit einem anstrengenden Aufstieg.“ Es sei daher sehr angenehm, diese Steigungen überwinden zu lassen, erklärte er lachend. Seine Frau Gabriele freute sich bereits auf künftige Ausflüge, „weil sich auf der gesamten Strecke unglaublich viele Möglichkeiten bieten“.

Dem ist in der Tat so. Sowohl am Zielpunkt als auch an den Haltestellen unterwegs warten zahlreiche zertifizierte Rad- und Wanderwege darauf, in Angriff genommen zu werden. Beide Busse fahren bis Ende Oktober jeweils im Zwei-Stunden-Takt, zur ungeraden Stunde (Minute 25) von Göppingen und zur geraden Stunde (Minute 20) von Kirchheim aus, abgestimmt auf die Ankunft der Regionalzüge beziehungsweise der S-Bahnen. Und da vom Gruibinger Boßlerparkplatz aus beide Linien über Wiesensteig den gleichen Verlauf nehmen, geht es von hier sogar im Stundentakt weiter.

Gemeinsames Projekt der Nachbarlandkreise

Jochen Heinz, erster Landesbeamter und Stellvertreter des Göppinger Landrats Edgar Wolff, stellte deshalb nicht zuletzt die gelungene Kooperation mit dem Kreis Esslingen heraus: „Uns war von Anfang an klar, dass es an dieser Schnittstelle ein gemeinsames Projekt geben muss.“ Für beide Seiten sei das neue Angebot sinnvoll und mitnichten das Ende, wenn es um den Ausbau der Radinfrastruktur gehe, sagte Heinz. Seine Esslinger Kollegin Marion Leuze-Mohr, die erst seit dem 1. Juli im Amt ist, unterstrich diese Einschätzung bei ihrem ersten Auftritt außerhalb des neuen Büros: „Neben den beiden anderen Freizeitbussen, die es bereits seit längerem gibt, sorgen wir mit dieser Vernetzung für eine weitere gute Gelegenheit, um aus dem Ballungsraum Stuttgart auf die Schwäbische Alb zu kommen“, betonte sie.

Auch Wiesensteigs Bürgermeister Gebhard Tritschler lobte „dieses Super-Ding, das jetzt auf dem Scheitel der Landkreise Halt macht“. Der Reußenstein liege direkt auf der Markungsgrenze und so werde mit den Rad-Wander-Bussen gewissermaßen ein bewährtes Joint Venture fortgesetzt.