Einige Bürger halten den neuen Radweg für unnötig. Sie hätten eine Verlegung der Gleise bevorzugt. Dieses Anliegen wurde von den Verantwortlichen bei der Planung allerdings nicht bedacht.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Kaltental - Die Bewohner der Polizeisiedlung, dem kleinen Wohnquartier zwischen den Haltestellen Waldeck und Vogelrain, haben es nicht leicht. Nachdem sie im Frühjahr aufgrund der Verengung der Fahrspuren und des Baus des neuen Radweges auf der Strecke zwischen Vaihingen und Heslach schon längere Zeit mit einer Baustelle leben mussten, erneuern die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) derzeit die U-Bahn-Gleise. Die Siedlung ist dadurch noch schwieriger zu erreichen.

 

Bitte der Bürger nicht erfüllt

Doch das eigentliche Problem liegt tiefer: Vor langer Zeit hätten die ehemaligen Oberbürgermeister Manfred Rommel und Wolfgang Schuster den Siedlungsbewohnern eine Gleisverlegung versprochen, schildert der Anwohner Manfred Brunner. Er wohnt schon sein ganzes Leben lang in der Polizeisiedlung. Beim Bau der Straßenbahn habe man den Bewohnern Platz vor den Häusern genommen. Es sind nur wenige Meter, die zwischen der Häuserreihe an der Straße und den Gleisen liegen. „Seit drei Jahrzehnten schreiben wir an die zuständigen Stellen, dass die Gleise wieder verlegt werden sollen“, sagt Brunner. Im Zuge der derzeitigen Arbeiten wäre dies die ideale Gelegenheit gewesen. „Unser Anliegen wurde bei den Planungen überhaupt nicht bedacht“, sagt er. Und ergänzt: „Das ist ein Ärgernis.“

Erst in den vergangenen Tagen hat Brunner einen Brief an Oberbürgermeister Fritz Kuhn geschrieben und diesem sein Anliegen vorgetragen. Seit Jahren kämpft Brunner für die Gleisverlegung, trägt immer wieder seine Bitte, sich für eine bessere Wohnqualität in der Siedlung einzusetzen, an die zuständigen Stellen heran. Aber lediglich Baubürgermeister Matthias Hahn habe ihm einen Teil seiner Fragen beantwortet. Dabei geht es um den neu gebauten Radweg zwischen Kaltental und Heslach. Brunner beklagt, dass die Fahrbahn in Richtung Innenstadt nun einspurig und der Bordstein erhöht ist. Nach Ansicht von Brunner können Autofahrer, wenn sie etwa ein Polizeiauto mit eingeschaltetem Blaulicht im Rückspiegel sehen, auf einer Strecke von rund 1,5 Kilometer nicht ausweichen. „Jetzt soll ich mit dem Auto auf den Radweg“, empört sich Brunner. Dies habe ihm Bürgermeister Hahn vorgeschlagen. Er selbst halte dies aber für gefährlich. „Die Strecke ist ja auch mehr ein Radrennweg“, schimpft er. Die Radfahrer kämen mit teilweise 50 Kilometer pro Stunde aus Vaihingen. Zudem beschädige die abrupte Auffahrt über diesen Bordstein Reifen und Achsen.

Neuer Radweg auch im Winter befahrbar

An dem Radweg zwischen Waldeck und Vogelrain scheiden sich ohnehin die Geister. Den Bau der separaten Spur halten viele Anwohner für rausgeschmissenes Geld.

Der Grund, warum die Stadt ihn trotzdem gebaut hat, ist folgender: „Der bisherige Radweg ist gleichzeitig ein Fußweg. Wenn viel los war, kam es immer wieder zu Kollisionen“, sagt Jürgen Mutz, der Leiter der Bauabteilung Mitte und Nord beim Tiefbauamt. Zudem sei der Weg an der Straße beleuchtet und biete den Radfahrern mehr Sicherheit. Auf dem Waldweg hinter dem Nesenbach darf im Winter nicht gestreut werden. „Den neuen Weg können Radfahrer ganzjährig nutzen“, sagt Mutz. Demnach sei der Radweg keine doppelte Sache. Zudem teilt Mutz die Ansicht, dass im Notfall Autos durchaus auf den Radweg ausweichen können. „So hoch ist der Bordstein nicht.“ Die Kosten für Um- und Ausbau des Radweges belaufen sich auf rund 400 000 Euro. Fertig ist der neue Radweg bislang noch nicht.

Das in der Polizeisiedlung tatsächlich einmal alles besser wird, daran mag Brunner nicht mehr glauben. Viele Häuser seien inzwischen heruntergekommen, eine Investition lohne sich nicht mehr. Schade sei es um die Polizeisiedlung. „Früher war es hier gut zu leben“, sagt er bedauernd.