Mit einem besseren Wegenetz soll der Anteil der Fahrradfahrer in Stuttgart deutlich gesteigert werden. OB Fritz Kuhn räumt aber ein, dass Veränderungen zu Gunsten des Radverkehrs auch auf Widerstände stoßen.

Stuttgart - Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat den Radverkehr zur Chefsache erklärt. „Der Anteil von sieben Prozent am Verkehr ist sauschwach“, sagte Kuhn am Dienstabend im Rathaus beim Stuttgarter Radforum. Der Ausbau der innerstädtischen Radwege müsse rascher umgesetzt werden, um werktags mehr Bürger in den Sattel zu hieven. Auf die Verwaltung dürfte also mehr Arbeit zukommen.

 

Kuhn verspricht ein Mobilitätskonzept für alle

Der OB machte vor den Vertretern des ADFC und anderer Radinitiativen deutlich, dass das Fahrrad für ihn ein wichtiger Bestandteil seines nachhaltigen Verkehrskonzepts ist. „Ich bin fest entschlossen, beim Radverkehr zuzulegen“, so Kuhn. Die Autostadt Stuttgart sei an ihre Grenzen gekommen, es gelte die Mobilität stadt- und menschengerecht zu organisieren. Ein höherer Fahrradanteil sei aber nicht durch einen „Kreuzzug gegen das Auto“ zu gewinnen. „Ich möchte ein neues Mobilitätskonzept mit allen umsetzen“, so Kuhn. „Stuttgart muss in zehn Jahren die Stadt sein, die neue Mobilitätsformen exportiert.“

Heute ist das Fahrrad allerdings „noch kein gleichberechtigtes Verkehrsmittel“. Das müsse sich ändern. Dank des Elektrofahrrads ist für den OB auch die Stuttgarter Topografie kein Hindernis mehr. Kuhn will aber auch mit den SSB reden, um eine Fahrradmitnahme in Linienbussen zu ermöglichen. Da müsse man wahrscheinlich zunächst einen Versuch auf einigen Buslinien starten, um bestehende Bedenken auszuräumen. „Bis jetzt macht nämlich der SSB-Betriebsrat nicht mit“, erklärt Kuhn, der auch Aufsichtsratschef des städtischen Nahverkehrsunternehmens ist.

ADFC fordert weiteres Geld

Die kontroverse Debatte über eine dauerhafte Sperrung der Hofener Straße an Wochenenden für Autofahrer ist für den OB ein Hinweis darauf, dass es auch Widerstand gegen Veränderungen zu Gunsten des Rads gebe. Bei solchen politischen Auseinandersetzungen will das Stadtoberhaupt aber künftig in den Ring steigen und „für den Radverkehr hinstehen“.

Diese Botschaft kam beim Radforum gut an. Der ADFC vermisst allerdings trotz des Radetats von 1,81 Millionen Euro im Jahr einen kleinen Zusatztopf für die Umsetzung preiswerter örtlicher Verbesserungen. Auch die immer noch mangelhafte Beschilderung des Neckarradwegs wurde in der Debatte kritisiert.