21 000 Autos, 500 Fahrräder: Noch ist Platz auf dem neuen Radweg an der Waiblinger Straße, haben die ersten Verkehrszählungen ergeben. Handlungsbedarf sehen die Stadtplaner wegen Schleichverkehrs im Espan.

Bad Cannstatt - Der neue Fahrradweg entlang der Waiblinger und Nürnberger Straße spaltet die Cannstatter wie kaum ein anderes Thema in den vergangenen Jahren. Während die einen in die Hände klatschen, wünschen sich andere gar den Rückbau in den früheren Zustand. Vor allem Anwohner der umliegenden Wohngebiete klagten in den vergangenen Monaten über Staus, Lärm und Schleichverkehr. Weil das subjektive Empfinden nicht immer mit der Realität korrespondieren muss, war auch das Stadtplanungsamt in den vergangenen Wochen nicht untätig und hat an den neuralgischen Punkten Radfahrer und Fahrzeuge gezählt. Den ersten Zwischenbericht hat Susanne Scherz vom Stadtplanungsamt am Mittwochabend im Bezirksbeirat vorgestellt.

 

„Im Stadtteil Espan muss etwas getan werden. Die anderen Gebiete waren unauffällig“, lautet das Fazit der Stadtplanerin. Sowohl in der Oberen Waiblinger Straße als auch in der Theodor-Veiel-Straße sei ein gewisser Schleichverkehr festzustellen, in den Spitzenstunden am frühen Morgen waren in der Theodor-Veiel-Straße bis zu 200, in der Oberen Waiblinger Straße zwischen 100 und 150 Fahrzeuge gezählt worden. Zwischen 6 und 19 Uhr seien in der wohl am stärksten betroffenen Theodor-Veiel-Straße 900 Autos gefahren, was für die enge Wohnstraße relativ viel sei.

Weitere Verkehrszählungen nach den Sommerferien

„Wir hatten dort bereits einen ersten Ortstermin mit den Anwohnern und denken unter anderem darüber nach, eine Ausweichstelle zu schaffen, damit Autofahrer nicht mehr auf den Gehweg ausweichen“, sagte Scherz. Nach den Sommerferien werde weiter an Lösungen gearbeitet, außerdem soll in einem aufwendigeren Zählverfahren erhoben werden, wieviel Verkehr in den Straßen im Espan und Im Geiger Durchgangsverkehr ist.

Noch keine Angaben konnte Susanne Scherz am Mittwoch zum Verkehrsaufkommen in der Seelbergstraße machen. Da die Verbindung zwischen Wilhelmsplatz und Carré gerade umgebaut wird, soll dort der Verkehr ebenfalls nach der Sommerpause erhoben werden.

Keine Auffälligkeiten und damit keinen Handlungsbedarf im Vergleich zu früheren Zählungen gebe es dagegen in der Badbrunnenstraße und in der Straße Im Geiger sowie auf dem Seelberg und in der Schmidener Straße, geringfügig mehr Verkehr sei in den Spitzenstunden in der Beuthener, der Decker- und der Brenzstraße registriert worden.

„Insgesamt ist der Tagesverlauf des Verkehrs in der Nürnberger Straße seit dem Jahr 2000 konstant geblieben“, sagte Scherz dem Bezirksbeirat. Mehr als 22 000 Fahrzeuge rollen dort täglich, auf der Waiblinger Straße sind es circa 21 000. „Wenn es gelingt, davon noch einige auf die Bundesstraße 14 zu leiten, fließt der Verkehr“, sagte Scherz. Staus gebe es ohnehin fast nur in der Zeit zwischen 6.30 und 9 Uhr am Morgen – auch nach dem Rückbau.

Bis zu 500 Radfahrer am Tag

Die Zahl der Radfahrer habe sie positiv überrascht, sagte die Stadtplanerin: In der Daimler-, der Waiblinger, der Taubenheim- und der Deckerstraße haben die Verkehrszähler täglich 400 bis 500 Radfahrer gezählt, in der Wildunger Straße bis hinunter zum Wilhelmsplatz waren es zwischen 300 und 400, an den anderen erfassten Stellen weniger. Natürlich hoffe sie, dass künftig noch mehr aufs Fahrrad umsteigen, sagte Scherz und mahnte zur Geduld: „Der Mensch muss auch immer erst lernen, mit neuen Situationen umzugehen.“ Dies brauche erfahrungsgemäß Zeit.

Während die ökosoziale Mehrheit den Weg richtig findet, kritisierte das konservative Lager den Radweg: „Die Menschen empfinden den Verkehr als belastend und das müssen wir ernst nehmen“, sagte Roland Schmid (CDU). Wohngebiete dürften nicht zu Ausweichstrecken werden, weshalb er sich auch gegen eine Ausweichstelle in der Theodor-Veiel-Straße aussprach, welche die Durchfahrt noch erleichtern würde. Steffen Kauderer von den Freien Wählern wollte wissen, wie sich die geänderte Verkehrsführung auf die ohnehin stets hohen Feinstaub- und CO2-Werte an der Waiblinger Straße auswirke.