Sudoku und Co. um die Wette lösen: In der Endrunde der Logic-Masters in Stuttgart-Weilimdorf hat der deutsche Rätselmeister seinen Titel verteidigt.

Stuttgart - Gummibärchen, Schokolade und Traubenzuckerpäckchen liegen auf den Tischen, je eine Pappwand steht als Sichtschutz zwischen zwei Plätzen. Auf 40 Stühlen grübeln 40 Prüflinge. Vorne an die Wand ist eine riesengroße digitale Uhr projiziert: ein Countdown, der die verbleibende Zeit anzeigt. Die Szenerie erinnert an eine Abiturprüfung. Nur dass diese Menschen hier aus purem Vergnügen sitzen. Einen ganzen Tag lang lösen sie Rätsel um die Wette. In Stuttgart-Giebel finden an diesem Sonntag die Logic-Masters, die deutschen Rätselmeisterschaften, statt.

 

Wer kennt das nicht: die ersten beiden Kästchen des Sudokus („mittelschwer“) flutschen wie geschmiert, doch dann stockt es. Und will und will nicht aufgehen. Irgendwann landet die Zeitungsseite zerknüllt im Müll. Ja, ist das denn nur was für Superhirne? Das Frustrationspotenzial bei anspruchsvollen Rätseln ist enorm. Die 40 Menschen hier in diesem Raum bleiben Stunde um Stunde gelassen.

60 Rätsel in acht Runden

Seit Mitte der 1990er Jahre treffen sich Rätselfans aus Deutschland einmal im Jahr zu den deutschen Meisterschaften, veranstaltet vom Verein Logic-Masters. Die drei Bestplatzierten qualifizieren sich für die Weltmeisterschaft, die zwischen rund 25 Ländern ausgetragen wird. Deutschland spielt dabei weit vorne, gemeinsam mit den USA und Japan. Die Regeln des deutschen Wettbewerbs sind einfach: In acht Runden lösen die Teilnehmer etwa 60 Rätsel in einem vorgegebenen Zeitrahmen. Je schneller man ist, desto mehr Bonuspunkte gibt es obendrein. Doch Schnelligkeit ist nicht alles, wie sich am Ende herausstellt.

Runde acht, die letzte vor dem Finale, besteht aus einem einzigen Rätsel des Typus Tapa. „Das ist so ähnlich wie Minesweeper. Man muss eine bestimmte Anzahl an Feldern in einem Gitter schwärzen“, sagt Ulrich Voigt, der Wettbewerbsleiter und siebenfacher Weltmeister. Er ist auch der Autor der 60 Prüfungsrätsel. Jedes von ihnen ist logisch zu lösen. „Das bedeutet, dass man einen Weg finden kann, das Rätsel allein durch Nachdenken zu lösen.“ Vom Rätselautor werde genau ein solcher Weg vorgedacht, sagt der 36-jährige Freiburger. Die in den Zeitungen abgedruckten Rätsel seien hingegen meistens von Computern erstellt, sagt Voigt. „Da stecken selten Autoren dahinter.“ Was er von computergenerierten Rätseln hält, ist nicht schwer herauszufinden: wenig. „Bei denen kann es auch vorkommen, dass eine Lösung nur durch Probieren zu finden ist“.

Mit dem Bachelor-Zeugnis zur Rätsel-Meisterschaft

Philipp Weiß hat das Tapa am schnellsten gelöst. Schon nach 26 Minuten ist der 21-Jährige fertig. Er hat gerade sein Mathestudium in Bremen beendet, am Freitagabend war Bachelor-Vergabe. Nachts um eins ist er dann mit seiner Mutter nach Stuttgart aufgebrochen, am Samstagmorgen um neun startete der Wettbewerb. Momentan liegt Philipp auf Platz zwei, hinter dem ebenfalls 21-jährigen Florian Kirch, dem Titelgewinner des Vorjahres. Deutscher Meister ist Philipp noch nie geworden, doch ins WM-Team hat er es in den letzten drei Jahren immer geschafft, zweimal als dritter, einmal als zweiter.

Nach 45 Minuten kommt auch Florian Kirch aus dem Prüfungszimmer. Der amtierende Meister studiert Mechatronik in Erlangen. Er war zwar langsamer als Philipp, aber offenbar effektiver: Philipps Schnelligkeit zahlt sich jedenfalls nicht aus, er landet am Ende nur auf Platz fünf und darf in diesem Jahr im Herbst nicht mit zur WM fahren. Florian Kirch hat seinen Titel erfolgreich verteidigt.