In der menschlichen wie auch in der tierischen Musikszene kommt es immer wieder zu erstaunlichen Fällen von Abkupferei. StZ-Kolumnist Erik Raidt kennt einige Beispiele.

Stuttgart - Die Tauben haben es von den Dächern gegurrt, die Katzen haben an allen Ecken darüber gemurrt: Die Wahrheit ist mal wieder auf ein kümmerliches Häufchen zusammengeschnurrt! Diese Woche ist herausgekommen, dass eine Unterart der Sperlinge, die sogenannten Kastelruther Spatzen, das Blech, das sie veröffentlichten, mitunter gar nicht selbst gespielt haben. Die Volksmusikszene ist angesichts der ungeheuren Enthüllungen in Aufruhr. Vielen geht die Flatter.

 

Das Stuttgarter Federvieh bemüht sich, die Wogen zu glätten. Aus seinem afrikanischen Winterquartier zwitschert der Sumpfrohrsänger, dass es in seinen Kreisen weit verbreitet sei, die Gesänge anderer Vögel zu imitieren. Er könne am Verhalten der Kastelruther Spatzen nichts finden – ihre Musik sei allerdings furchtbar, da seien sich alle Singvögel einig. Im Übrigen würde er es weiterhin vorziehen, zwischen Schilfrohren zu singen und nicht im hölzernen Musikantenstadl aufzutreten. Er traue dem Moderator nicht über den Weg. Dieser sehe zwar aus, als habe er das Jahr über im Solarium verbracht, im Herzen jedoch trage er die Sonne keineswegs.

Generell stehen neben Bundesministern auch Papageien unter starkem Plagiatsverdacht. In der Wilhelma wird derzeit eine Gelbkopfamazone in der Krankenstation behandelt. Der Vogel leidet an einer multiplen Persönlichkeit: Er miaut, pfeift und spricht. Außerdem neigt er dazu, in geselligem menschlichen Umfeld an den richtigen Stellen laut mitzulachen. Psychologen kennen dieses Anpassungsverhalten aus wissenschaftlichen Studien über Büro-Meetings. Dort werden Mitlacher immer wieder als Humorparasiten auffällig.

Im Zusammenhang mit dem volksmusikalischen Spatzenskandal hat sich auch der Papagei des Mannes zu Wort gemeldet, der auf der Königstraße immer Saxofon spielt. Er habe den grünen Kittel seines Menschen genau untersucht und kein Mikrofon finden können. Im Übrigen könne er die Sache wirklich beurteilen, weil er seine Tage auf der Mütze des Saxofonspielers verbringe. Alles sei live, das Tonleitergeleier gebe es gar nicht Playback.

Herzige Grüße, auch an die Dumpfrohrsänger aus Kastelruth, Erik Raidt