Landwirtschaftsminister Alexander Bonde setzt sich gegen das sogenannte Fracking ein. Es gefährde das Brauwasser und damit das Bier. StZ-Kolumnist Erik Raidt gefällt der Vorstoß des grünen Bierkönigs Bonde I.

Stuttgart - Mit steigendem Promillepegel verschwimmt in diesen Tagen auf dem Frühlingsfest die Grenze zwischen Voodoo und Wirklichkeit. In der Literatur bezeichnen Fachleute diese hochprozentige Geisteshaltung als magischen Realismus. Nun schaffte es eine Zeitungsmeldung, jenen magischen Ton anklingen zu lassen, obwohl die Geschichte nicht im fiebrigen Regenwald spielt, sondern bei uns vor der Haustür. Über der Meldung stand die Überschrift: „Bonde: Fracking gefährdet Bier.“

 

Die Meldung bietet viel Spielraum für die Literaturkritik: Wer oder was ist Bonde? Steht das Bier vor dem Aussterben, weil ein Politiker namens Fracking, Mitglied der amerikanischen Abstinenzliga, dessen Konsum verbieten lassen will?

Manchmal hilft es, nicht nur die Überschrift zu lesen, sondern auch die Geschichte darunter, obwohl das anstrengend sein kann. Bei „Bonde“, genauer gesagt Alexander Bonde, handelt es sich um einen grünen Landwirtschaftsminister, der sich um das Brauwasser sorgt. Das Brauwasser sei laut Bonde gefährdet durch die sogenannte Fracking-Methode – bei dieser wird ein Gemisch in die Gesteinsschicht gepresst, um auf diese Weise mögliche Gas- und Ölvorkommen zu fördern.

Hopfen und Malz

Kurz gesagt, Herr Bonde macht sich bierministeriell Gedanken um dessen Fortbestand. Er stützt sich dabei auf das deutsche Reinheitsgebot, das im April 1516 durch den bayrischen Herzog Wilhelm IV. erlassen wurde. Wilhelm IV. gilt im Nachhinein als einer der ersten Grünen Bayerns, als Bio-Adeliger, der die Reinheit von Wasser, Hopfen und Malz schützte.

Jetzt tritt der Grüne Alexander Bonde in die Fußstapfen des Herzogs, das Thema gärte in ihm schon seit Längerem. Niemand hat bisher darauf aufmerksam gemacht, dass unser Öl- und Gashunger eines Tages das Bier bedrohen könnte. Aber Bonde, der aus dem Schwarzwald stammt, lässt sich nicht so schnell ein Dinkelacker für ein Tannenzäpfle vormachen.

Fiese Fracker

Es gibt praktisch kein regionales Lebensmittel, um dessen Fortbestand sich Bierkönig Alexander Bonde I. nicht schon machtvoll verdient gemacht hat. Bonde ist in Personalunion Knöpfle-Alblinsen-Maultaschen-Bodenseefelchen-Spätzle-Minister. Es ist ein Ministeramt mit einer wahrhaft delikaten Note, und selbst manche Parteifreunde versteigen sich zu einem wunderbaren Kompliment: Alexander Bonde treibe jede schwäbisch-hällische Landsau durchs politische Dorf. Hauptsache, er werde dadurch bekannter.

Wer in seinem Vorgarten demnächst Öl oder Gas fördern möchte, wer also ein fieser Fracker ist, der sollte bedenken, welche Konsequenzen dies für das heimische Brauwasser haben könnte. In diesem Sinne: Hopfen und Malz, Bonde erhalt’s!

Prost! Erik Raidt