Deutschland freut sich auf den zweiten Blitzmarathon. Zurecht, findet StZ-Kolumnist Erik Raidt: Gerade Stuttgart leidet unter einer unerträglichen Raserei, alles muss immer husch husch gehen – bei Autofahrern wie bei Feldhasen.

Stuttgart - Immer wieder ist fälschlicherweise von Abzocke die Rede, wenn sich Bürger über Radarfallen aufregen. Gerade jetzt, wo im ganzen Land ein 24-stündiger Blitzmarathon ansteht. Dabei ist die Geschwindigkeitskontrolle in Stuttgart unumgänglich, die Stadt leidet schon seit Jahren unter einer aberwitzigen Raserei. So geben sich zahlreiche Autofahrer während des Berufsverkehrs auf dem Cityring einem infernalischen Geschwindigkeitsrausch hin: In Einzelfällen soll es vorgekommen sein, dass sie Fußgänger überholten, die neben ihnen auf dem Bürgersteig liefen.

 

Wo wird in Stuttgart und der Region überall geblitzt? Hier finden Sie eine Übersicht zum 24-stündigen Blitzmarathon am Donnerstag!

Damit ist jetzt Schluss, in Stuttgart wird auf Teufel komm raus geblitzt. Wem es gelingt, den Radarfallen auszuweichen, der wird mobil gelasert, die Strafzettel können anschließend zur Kostenerstattung bei den Krankenkassen eingereicht werden. Der Blitzmarathon hat bei den Stuttgartern schon im Vorfeld eine Welle der Sympathie ausgelöst: 470 Bürger hatten Stellen vorgeschlagen, an denen geblitzt werden sollte. Die Gewinner der Aktion werden nun von der Polizei eingeladen, um vor Ort als Paten zu überwachen, wie ihre Nachbarn fotografiert werden.

Eine Urkunde zur Belohnung

Eine Aktion mit hohem Sympathiefaktor. Nächstes Jahr könnte das Patenschaftssystem ausgebaut und die Blitzer nach Bürgern benannt werden. Dann gibt es die Armin Pfefferhahn-Falle und den Bärbel Bäuerle-Blitz. Die Besitzer bekommen am Jahresende eine Urkunde mit der Zahl der ertappten Sünder. Der Pate mit der höchsten Zahl an Rasern darf zur Belohnung seine Straße in eine Tempo-20-Zone umwidmen und zwei Privatparkplätze vor seiner Wohnung ausweisen.

Stuttgart muss endlich runterkommen von seiner Tempogeilheit. Das gilt auch für die Population der Feldhasen im Schlossgarten. Die Tiere waren mehrfach dabei beobachtet worden, wie sie Haken schlagend durch die Anlagen rasten. Ruhebedürftigen Tieren, beispielsweise Enten, geht diese Hasenraserei gegen den Strich. Alles muss husch husch gehen bei den Hasen, auch die Fortpflanzung: Häsinnen beschweren sich, dass ihre Hasen zu rasch kämen, das sei für sie äußerst unbefriedigend. Deshalb sollte nächstes Jahr auch im Schlossgarten geblitzt werden, jeder Hase bekommt ein eigenes Nummernschild. Man muss nur noch eine Behörde finden, die sich der Sache annimmt. Aber das wird schon.

Rasante Grüße, Erik Raidt

Wo wird in Stuttgart und der Region überall geblitzt? Hier finden Sie eine Übersicht zum 24-stündigen Blitzmarathon am Donnerstag!