In Stuttgart sorgen die im Schlossgarten lebenden Feldhasen pünktlich dafür, dass die Ostereier ausgeliefert werden. Doch nun kommt plötzlich ein „Osterdino“ ins Spiel, und die Hasen sind beleidigt, schreibt StZ-Kolumnist Erik Raidt.

Stuttgart - Neueste Erkenntnisse des Stuttgarter Naturkundemuseums erschüttern unser Bild davon, was sich am Ostersonntag in schwäbischen Vorgärten tut. Bisher galt es als ausgemacht, dass an Ostern die über die Jahre hinweg aufgebaute Feldhasenpopulation im Schlossgarten dafür zuständig ist, dass die Eier ordnungsgemäß versteckt werden.

 

Die Hasen haben ihren Lieferservice wie selbstverständlich wahrgenommen. Am Ende einer Produktionskette, in der sie   die Eier ausbliesen, bemalten und Schokoladeneier in Formen gossen, lieferten die Feldhasen ihre Ware just in time. Immer vor Ostern wurde im gesamten Schlossgarten eine Urlaubssperre verhängt, die Hasen schufteten im Akkord, neben der Arbeit blieben nur die Träume von einem Möhrencocktail und einem attraktiven Bunny.

Hasen rümpfen ihre Näschen

Wie lange dieses System noch aufrechterhalten werden kann, ist jetzt jedoch fraglicher als jemals zuvor. Das Naturkundemuseum veröffentlichte in diesen Tagen ein Bild, das Fragen aufwirft: Die Nachbildung eines sogenannten Gresslyosaurus zeigt unzweideutig, dass die Saurier lange vor den Hasen im Eiergeschäft tätig waren. Im Umfeld des Museums ist davon die Rede, dass man den Gresslyosaurus in Fachkreisen bereits flapsig als „Osterdino“ bezeichne. Auch wenn man sich noch nicht einig sei, an wen oder was die Eier seinerzeit ausgeliefert worden seien.

In Hasenkreisen zeigt man sich über diese Entwicklung verschnupft, zumindest rümpft man die Näschen. Das Geschäft im Schlossgarten sei zuletzt ohnehin kein Zuckerschlecken mehr gewesen. Es sei im Zuge von Bauarbeiten zu unerfreulichen Lärmbelästigungen gekommen, und die Luft rund um das Neckartor beim Schlossgarten sei auch schon einmal besser gewesen. Vermutlich so um 1920.

Keine Eier in der Hose

Aus Hasenkreisen ist weiterhin zu erfahren, dass man die Sache mit dem Osterdino keinesfalls auf sich sitzen lassen werde. Zuletzt habe man sich schon aufgeregt über die wachsende Zahl der Eier legenden Wollmilchsäue in der Stadt. Bei der Eier legenden Wollmilchsau handelt es sich um ein populistisches Geschöpf. Es lebt äußerst standorttreu, viele Exemplare dieser Gattung fühlen sich im Stuttgarter Rathaus und auch im Landtag heimisch.

Die Hasen verstehen keinen Spaß mehr in Sachen Ostern, sogar von einem Streik war zuletzt die Rede. Falls Sie dieser Tage einem Hasen begegnen, behandeln Sie ihn bitte recht freundlich. In Italien beispielsweise gilt es als Beleidigung, wenn man einen Gesprächspartner darauf hinweist, dass dieser keine Eier in der Hose habe.

Schöne Grüße, Erik Raidt