Unser Kolumnist Erik Raidt schreibt dieses Mal an den Osterhasen und dessen baden-württembergische Kollegen.  

Lieber Osterhase!

 

Erhellendes zum Hasenwesen hat in dieser Woche der baden-württembergische Landesjagdverband herausposaunt: Bei einer nächtlichen Scheinwerferzählung stellten die Jäger einen Bestand von 17 Feldhasen pro Quadratkilometer fest. Damit liege Baden-Württemberg im oberen Mittelfeld. Der Bundesdurchschnitt liege bei knapp 13 Feldhasen - ein Hase konnte nur zu zwei Dritteln gewertet werden, weil er sich zum Zeitpunkt der Zählung lediglich mit den Hinterläufen im Scheinwerferkegel befand.

Widersprüchliche Aussagen gibt es hingegen vonseiten der Hasen. Zwei Langohren waren sich einig, unter den Jägern Karl-Theodor zu Guttenberg gesichtet zu haben. Ein dritter Hase widersprach dieser Einschätzung vehement - die Ähnlichkeit zum Freiherrn sei zwar enorm, er könne das Original jedoch jederzeit von einer Kopie unterscheiden. Von zehn befragten Hasen gaben drei an, noch nie von einem zu Guttenberg gehört zu haben. Sie hätten sich jedoch schon gewundert, warum der fragliche Mann eine Schutzweste trug.

Das Problem soll abschließend bei einer Hasen-Hauptversammlung im Stuttgarter Schlossgarten geklärt werden. Die Tiere sorgen sich, dass der Bestand von Jägern pro Quadratkilometer weiter zurückgehen könnte. Schon heute hingen nur noch in den abgelegensten Gasthäusern Geweihe. Möglicherweise sollen Jäger auf die Rote Liste der bedrohten Arten gesetzt werden - Jägerschnitzel gehörten verboten.

Die Gruppe der Osterhasen sagt, ihnen seien die Jäger schnuppe, sie hätten auch in diesem Jahr alle Pfoten voll zu tun. Immer wieder müssten sie Kindern erklären, dass sie weder Eier legten noch diese selbst bemalten. Vielen sei der Unterschied zwischen einem Schokoladenhasen und einem echten Tier kaum mehr zu vermitteln. Konflikte könnte ein Antrag der Rote-Osterhasen-Fraktion hervorrufen: Sie spricht sich dafür aus, orientierungslose Parkschützer zu adoptieren.

Mit freundlichen Grüßen,

Erik Raidt