In der Truman Show entdeckt ein Versicherungsangestellter, dass er – ohne es zu wissen – Hauptdarsteller einer TV-Sendung ist. In Stuttgart läuft ein ähnliches Format, schreibt StZ-Kolumnist Erik Raidt. Der Titel: „Fritz the Oberbürgermeister.“

Stuttgart - In manchen Momenten ist Fritz Kuhn so fröhlich gestimmt wie ein Veganer, der mit arglistigen Hintergedanken zu einer Schnitzeljagd eingeladen wurde. Dabei hat er eigentlich keinen Grund, wie ein Sauerampfer aufzutreten, da Fritz Kuhn in einem der erfolgreichsten Reality-Formate seit der „Truman Show“ mitwirkt. In dem Film entdeckt ein Versicherungsangestellter, dass er – ohne davon zu wissen – sein Leben als Hauptdarsteller einer Fernsehserie unter einer gewaltigen Kuppel verbracht hat. Dieser „True man“ wird dabei von Tausenden von Kameras beobachtet.

 

In einer solchen Show agiert nun Fritz Kuhn, leider führt nicht Hollywood Regie, sondern nur der SWR. Die Dokusoap „Fritz the Oberbürgermeister“ läuft im Dritten im Late Night Programm und soll langfristig das etwas angestaubte Format „Hannes und der Bürgermeister“ ablösen. Was bisher geschah: Fritz Kuhn wird zum Oberbürgermeister gewählt, im Rathaus wird er von zahlreichen Statisten empfangen, Blumensträuße werden überreicht, es geht bis tief in die Nacht, die Statisten machen Überstunden. Beim SWR wird Kritik an den Kosten der Sendung laut.

Kuhn kuhnt

Doch seitdem jagt ein Quoten-Highlight das nächste: Kuhn schließt einen Turm, Kuhn kauft eine Villa, Kuhn besichtigt Tunnels, Kuhn tritt in Kitas als Weihnachtsmann auf, Kuhn hämmert in Bierzelten gegen Zapfhähne. Kuhn kuhnt, dass es für die Fernsehzuschauer eine Freude ist. Die Einschaltquoten von „Fritz the Oberbürgermeister“ erreichen an guten Tagen ähnliche Werte wie die bisher erfolgreichste Politshow „Der Schlichter“, in der ein zeitgenössischer Methusalix die wunderbare Welt der Eisenbahnschwerkraft wiederholt mit einer einzigen Formulierung auf den Punkt brachte: „Nich wahr.“

Heiner Geißler wusste jedoch stets, dass alles nur ein Spiel für die Kameras ist. Bei Fritz Kuhn war sich der SWR nicht mehr so sicher. Glaubte „the Oberbürgermeister“ am Ende tatsächlich, er sei ein gewähltes Stadtoberhaupt? Der Sender entschloss sich zu einem Test und zeigte Kuhn einen „Tatort“, in dem es um Investorenschweinereien ging, die auch in der Politserie „Fritz the Oberbürgermeister“ immer wieder aus Spannungsgründen eingestreut werden. Prompt kuhnte Kuhn: „Man darf die Fiktion des Films nicht mit der Wirklichkeit verwechseln.“ Dass er selbst in seinem eigenen Film lebt, ließ das schwäbische True Männle dabei vorsichtshalber unter den Tisch fallen.

Grüße von der Meta-Ebene, Erik Raidt