Die Vereinten Nationen sehen mehrere UN-Resolutionen verletzt, Washington und Paris wollen ernste Konsequenzen: Der erneute Start einer Weltraumrakete in Nordkorea löst international eine Welle der Empörung aus.

Seoul -Nur einen Monat nach seinem kritisierten Atomtest hat Nordkorea mit dem Start einer Weltraumrakete erneut die Weltgemeinschaft herausgefordert. In Südkorea machten zudem Meldungen die Runde, Nordkorea plane einen weiteren Atombombentest. Die Nachricht vom Raketenstart stieß weltweit auf heftige Kritik und führte zur Einberufung des UN-Sicherheitsrates, der Nordkorea den Start ballistischer Raketen und Atomtests untersagt hatte.

 
Die Trägerrakete habe den „neu entwickelten Erdbeobachtungssatelliten Kwangmyongsong- 4 (leuchtender Stern) erfolgreich auf seine Erdumlaufbahn gebracht“, verkündete am Sonntag die nordkoreanische Raumfahrtbehörde. Die Weltgemeinschaft sieht dies als verdeckten Test einer Langstrecken-Atomrakete, die mit Alaska sogar US-Territorium erreichen könnte. Sie wurde darin in der Erklärung der nordkoreanischen Raumfahrtbehörde bestärkt, der Start sei ein „epochales Ereignis“ für die Entwicklung der Verteidigung des Landes.
Südkorea kündigte noch am Sonntag Gespräche mit den USA über die Stationierung amerikanischer Abfangraketen des Typs THAAD in Südkorea an. China und Russland sind gegen die Aufstellung solcher US-Raketen in ihrer Nachbarschaft.

Washington kritisiert Raketenstart

Das südkoreanische Militär schätzte die Reichweite der nordkoreanischen Trägerrakete sogar auf bis zu 13 000 Kilometer. Der südkoreanische Geheimdienst erklärte laut Yonhap, der ausgesetzte Satellit habe wohl nur 200 Kilogramm Gewicht und kaum Nutzen.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte den Raketenstart als „verantwortungslose Provokation, die völkerrechtlich bindende Resolutionen des VN-Sicherheitsrats missachtet“ und die regionale Sicherheit aufs Spiel setze. „Diese offene Herausforderung der Weltgemeinschaft durch Nordkorea darf nicht ohne spürbare Konsequenzen bleiben.“
Washington kritisierte den Raketenstart als „destabilisierend, provokativ und flagrante Verletzung“ zahlreicher UN-Resolutionen. Die USA, Frankreich und andere Staaten verlangten „ernste Konsequenzen“ vom UN-Sicherheitsrat. China äußerte sein „Bedauern“ über den Raketenstart. Der US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump erklärte in einer TV-Debatte: „China soll das Problem lösen.“ Japan sprach von einer Bedrohung des Weltfriedens, Russland verurteilte den Start.
Das Land hatte zuletzt Ende 2012 eine Weltraumrakete gestartet. Der Start wurde damals weltweit verurteilt. Nach dem vierten Atomtest Nordkoreas am 6. Januar dieses Jahres nahm der UN-Sicherheitsrat bereits Diskussionen über schärfere Sanktionen gegen Pjöngjang auf.