Der Stuttgarter Rapper Marz veröffentlicht sein erstes Album. Im Gespräch verrät er, was er von kostenlosen Downloads hält und spricht über die Zusammenarbeit mit den Jazzmusikern der „Bixtie Boys“.

Sport: Philipp Maisel (pma)

Stuttgart - Am 30. September erscheint mit „I love 2 hate“ das Debütalbum des Rappers Marz. Der Stuttgarter Musiker hat vier Jahre an seinem Erstwerk gearbeitet, das er unter seinem eigenen Label „wirscheissengold“ nun auf dem Markt bringen wird. Wir haben mit Christoph Schwarz über kostenfreie Downloads, gut ausgebildete Jazzmusiker und natürlich sein Album gesprochen.

 

Wer steckt hinter dem Label WSG?

Angefangen hat alles als Stuttgarter Künstlerkollektiv mit einer ganzen Reihe von Musikern, Grafikern, Produzenten, Videokünstler. Das hat sich über die Jahre etwas gesundgeschrumpft. Musikalisch sind heute Alex Föll, der manchen auch als Sickless ein Begriff sein dürfte und meine Wenigkeit die Hauptakteure. Wir sind eine Edition von Motormusic, arbeiten mit einem Vertrieb zusammen und bekommen hinsichtlich Produktion Unterstützung.

Warum habt ihr ein eigenes Label gegründet, anstatt zu einem Major zu gehen?

Es hat sich einfach bisher keine Option ergeben, mit jemand anderem zusammenzuarbeiten. Wenn es Anfragen gegeben hätte, dann hätten wir uns das sicher angehört. Doch wir sind in den letzten Jahren sehr gut damit gefahren, alles selbst in die Hand zu nehmen. Wir konnten uns nach unseren Vorstellungen entwickeln.

Gab es rückblickend ein Highlight in der noch jungen Historie?

Wir haben im letzten Jahr über 20 Festivals gespielt, da waren natürlich einige tolle Erlebnisse dabei. Aber der Höhepunkt war sicherlich, dass wir als Gastgeber durch das letzte Stuttgarter Hip Hop Open auf dem Cannstatter Wasen führen durften. Das war schon speziell.

Wie lange hat die Arbeit am Debütalbum gedauert?

Das Grundgerüst des Albums ist vor vier Jahren in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Kova aus Berlin entstanden. Allerdings habe ich nicht konstant nur daran gearbeitet. Es waren kreative Schaffenspausen dabei, wir sind getourt. Zwischendurch erschienen zwei Mixtapes, die wir auf dem Markt geworfen haben, um uns eine Basis zu schaffen, einen Namen zu machen.

Die gab es umsonst?

Richtig, die haben wir als kostenfreien Download angeboten. Und sie erschienen noch auf Vinyl im Nachhinein.

Ist es heutzutage unabdingbar, seine künstlerische Leistung zu verschenken, um eine gewisse Reichweite zu generieren?

Ich habe mir schon immer gesagt, dass sich Qualität durchsetzen wird – und damit schließlich auch Recht behalten. (grinst) Nein, es ist natürlich schon so, dass man auf diesem Wege schnell eine gewisse Reichweite erfährt. Und es wäre anders wohl auch gar nicht zu stemmen gewesen - Stichwort Kosten und das damit verbundene Risiko. Unterm Strich habe ich doch mehr davon meine Musik zu verschenken, die dann von 10.000 Leuten gehört wird und ich deshalb zehn Mal gebucht werde und vielleicht noch nebenher ein paar Shirts verkaufe.

Kein Gangster-Sound

Das Album ist jetzt sozusagen der nächste Schritt?

Richtig – und das gibt´s dann auch nicht mehr geschenkt! Wobei ich mir da natürlich keine Illusionen mache. Wer an das Album kostenfrei ran kommen möchte, der schafft das auch - irgendwie. Und wer das Ganze unterstützenswert findet, der tut das ebenso. Für mich war es jetzt an der Zeit, diesen Cut zu machen. Was nicht heißt, das sich die Mixtape-Trilogie nicht beenden werde.

Auf dem Album erwartet die Leute ein jazziger Sound. Große Teile wurden mit der Stuttgarter Combo „Bixtie Boys“ eingespielt. Es unterscheidet sich signifikant vom marktüblichen Gangster-Sound. Warum dieser Weg?

Es hat sich einfach gut angefühlt, die Chemie zwischen der Band und mir hat von Anfang an gepasst. Das sind alles sehr gute ausgebildete Musiker der Stuttgarter Muskochschule, die richtig Bock auf den Sound hatten. Das Album konnte dadurch nur gewinnen, wir haben es so auf einen anderen Level gehoben.

Zwei Singleauskopplungen sind schon auf Youtube zu sehen, was passiert noch bis zum Albumrelease?

Richtig, „Eine Liebe für“ und „Wenn Du das hörst“ sind schon draußen. Ein drittes Video ist bis zum 30. September noch geplant.

Anschließend geht es auf Tour.

Ja. Zusammen mit Sickless touren wir in wenigen Wochen durch Deutschland, das Abschlusskonzert wird am 21. Oktober in der Schräglage sein. Wir sind sehr gespannt, wie der Sound ankommt. Sickless wird mit Livedrums und Samples auftreten, ich wiederum mit klassischem DJ und Kontrabass.

Was passiert danach?

Ich möchte mit der Band definitiv noch ein weiteres Album machen. Und es könnte gut sein, dass mit „Hoes. Flows. Flamingos.“ zügig das dritte Mixtape erscheint…

 

Zur Person:

Christoph Schwarz, gebürtig aus Göppingen, aufgewachsen in Bad Boll, kam vor mehr als zehn Jahren nach Stuttgart. Etwas länger macht er schon Hip-Hop-Musik – zuerst im Kollektiv „Black and Proud“, heute unter dem Label „wirscheissengold“. Mit den Mixtapes „Hoes.Floes.Tomatoes.“ und „Hoes.Flows.Kollabos.“ wurde er in der Szene bekannt. Alle Informationen zu seinem kommenden Album und der anstehenden Tour gibt es auf seiner Facebookseite.