Der deutsche Rap-Pionier Frederik „Torch“ Hahn stellt der Stadt Heidelberg seine Sammlung zur Verfügung. Sie soll in einem Hip-Hop-Archiv ausgestellt werden.

Heidelberg - Mit großer Mehrheit hat der Heidelberger Gemeinderat einem Vorschlag der Stadtverwaltung zugestimmt, in der Stadt ein Hip-Hop-Archiv einzurichten. Die Idee für das Projekt kommt von dem Musiker Frederik "Torch" Hahn, der als einer der Pioniere des Deutsch-Rap gilt und aus Heidelberg stammt. Der 40-Jährige, der mit der von ihm 1987 gegründeten Gruppe Advanced Chemistry einen Fixpunkt der deutschen Hip-Hop-Szene bildete, die in den achtziger Jahren in Heidelberg entstanden ist, hat der Stadt seine umfangreichen Archivalien angeboten.

 

In einem Schreiben an den Gemeinderat erklärte er, er sei in jüngster Zeit von mehreren Institutionen darauf angesprochen worden, seine große Sammlung von Originalexponaten - darunter Tonträger, Plakate, Flyer, Zeitschriften und Fotos - für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So habe unter anderem das Karlsruher ZKM und die Lippmann-&-Rau-Stiftung Interesse an dem Material bekundet. Sein Anliegen wäre aber, dass die Sammlung nicht abwandere; daher würde er sich freuen, wenn seine Heimatstadt Heidelberg ein Hip-Hop-Archiv ins Leben rufen würde.

Kein dunkler Lagerraum

Er halte eine solche Einrichtung "in diesen vergänglichen Zeiten" für wichtiger denn je und sei bereit, seine Sammlung als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen, heißt es in dem Schreiben des Musikers. Ein solches Archiv biete die Möglichkeit, eine Brücke zwischen der alten Stadt am Neckar und ihrer jungen Geschichte zu schlagen. Es könne auch älteren Menschen Zugang zu Rap-Literatur verschaffen und den jungen Heidelbergern das Gefühl nehmen, in einer Provinzstadt zu leben, die man sofort verlassen müsse, wenn man sich verwirklichen wolle, meint Hahn. Wichtig sei ihm dabei, dass das Archiv mehr werde als "ein dunkler Lagerraum mit ein paar Ordnern". Er denke vielmehr an einen Ausstellungsraum und eine fachkundige Vermittlung und sei gern bereit, an dem Konzept dafür mitzuarbeiten.

Nach ersten offiziellen Gesprächen des Musikers mit Oberbürgermeister Eckart Würzner soll nun der Erste Bürgermeister Bernd Stadel (CDU) das Projekt vorantreiben. Er teilte im Gemeinderat mit, auch das eigene Stadtarchiv halte die Einrichtung des Hip-Hop-Archivs für sinnvoll. Es wäre ein Bereicherung der bisherigen amtlichen Überlieferungen und biete die Möglichkeit, eine Jugendkultur, die in der Stadt entstanden sei, zu dokumentieren und zu präsentieren, erklärte Stadel.

Für die Stadt und ihr Archiv sei es "eine interessante Herausforderung und eine Chance", etwas zu entwickeln, was abseits des klassischen Heidelberg-Klischees liege. Dabei ergebe das Projekt nur einen Sinn, wenn man es gemeinsam mit Torch als Galionsfigur der Hip-Hop-Szene der Stadt aufbauen könne. Als nächste Schritte, kündigte er an, werde man die räumlichen, technischen und personellen Voraussetzungen prüfen. Denkbar sei, dass das Archiv bei der Internationalen Gesamtschule der Stadt angesiedelt werde, die damals einige der Heidelberger Hip-Hop-Protagonisten besucht hätten.