Nach zahlreichen Beschwerden von Bürgern wollen Stadt und Ordnungshüter für Ruhe auf der Theo sorgen – erst am Samstag geschah dort wieder ein Unfall in der Raserszene. Unter den Vorschlägen ist ein nächtliches Limit auf Tempo 30.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Nach einem Unfall in der Raserszene am Wochenende ist wieder die Diskussion darüber entbrannt, wie man das Geprotze auf der Theodor-Heuss- und der Friedrichstraße unterbinden kann. OB Fritz Kuhn (Grüne) kündigte am Montag an, er werde in diesen Tagen mit dem Polizeipräsidenten Franz Lutz und Vertretern des Ordnungsamtes sprechen. In der Diskussion sind längere Rotphasen, Schwellen am Boden, Fahrbahnverengungen und eine nächtliche Beschränkung auf Tempo 30 im Bereich, den die Raserszene immer wieder nutzt.

 

Beobachter der Raserszene haben gefilmt, wie ein 18-jähriger BMW-Fahrer in der Nacht zum Sonntag auf Höhe der Kronenstraße die Kontrolle über sein Auto verlor. Er schleuderte über die Fahrbahn, bis an den Rand, wo er einen Poller umriss. Der umfallende Poller verletzte zwei Menschen. Ein Fußgänger konnte sich gerade noch retten, er rannte vor dem BMW über die Straße. Dann fuhr der 18-Jährige weiter bis kurz vorm Palast der Republik, schleuderte weiterhin kreuz und quer über die Fahrbahn. Schließlich bretterte er über den Mittelstreifen, und suchte das Weite.

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Stadt lässt Tempo 30 prüfen

Fahrten wie diese soll es bald nicht mehr geben – das wollen die Polizei und die Stadtverwaltung unterbinden. Nicht erst durch den Unfall sind das Rathaus und die Polizei alarmiert. Bereits nach einer Bürgerversammlung im Bezirk Mitte habe man sich ausgetauscht und über erste Maßnahmen diskutiert, sagt Hermann Karpf, der Referent des Ordnungsbürgermeisters Martin Schairer (CDU). Es gebe daher schon eine Reihe von Vorschlägen, die man mit der Polizei diskutieren wolle. Und auch die Polizei hat ihre Ideen schon an die Stadt weitergegeben.

Die Stadt wolle prüfen, ob man an den acht Ampeln die Rotphasen in den Partynächten so einstellen kann, dass es den Rasern keinen Spaß mehr macht, rumzustehen statt zu rasen, erläutert Hermann Karpf. Auch sollen Stadt und Polizei ihre Kontrollen noch verstärken. Die Verwaltung werde ein Gutachten zur Einführung von Tempo 30 in den relevanten Nächten in Auftrag geben. „Wenn man nachweist, dass die Lärmbelastung oder Luftverschmutzung deutlich reduziert ist, dann wird auch an einer Bundesstraße Tempo 30 genehmigt“, erläutert Karpf. Nicht zuletzt sollen auf der Bolzstraße und der Stauffenbergstraße versuchsweise Schwellen angebracht werden, die man nur langsam überfahren könne. Das soll das Schaulaufen in diesem Bereich unterbinden.

Polizei favorisiert nächtliches Tempolimit

Das Tempolimit ist offenbar die Lieblingsmaßnahme der Polizei: „Das wäre die wirksamste Maßnahme“, sagt der Polizeisprecher Stefan Keilbach. Schließlich müssten die Raser dann schon ab Tempo 61 ihren Führerschein abgeben – das ist bei Tempo 50 erst ab Tachostand 81 der Fall.

Die Polizei erfülle bereits eine Forderung der Stadt: Sie sei oft an der Theo und der Friedrichstraße im Einsatz. „Das war auch an diesem Wochenende wieder so, wir hatten dort jede Nacht bis zu acht Beamte.“ Die Polizei hat der Stadt auch schon mitgeteilt, dass nur mit starkem Kontrolldruck die Szene im Griff zu bekommen sei: Lasse dieser nach, kehren die Raser zurück.

In diesem Jahr habe die Polizei am Rande der Partyszene schon mehr als 1000 Verstöße der Raser geahndet, sagt Keilbach. 200 Fahrer mussten danach wegen Raserei den Führerschein abgeben. Beim Kontrollieren der aufgemotzten Kisten wurden 95 Ordnungswidrigkeiten und ein Verstoß gegen des Kraftfahrsteuergesetz angezeigt. Bei 21 Fahrzeugen erlosch aufgrund der Umbauten die Betriebserlaubnis, fünf wurden beschlagnahmt. Auch an diesem Wochenende zog die Polizei wieder fünf Autos aus dem Verkehr, zwei Fahrer handelten sich Fahrverbote ein, einer weil er 90 Stundenkilometer fuhr. Den Unfallverursacher von Samstagnacht schnappte die Polizei: Er hatte versucht, zu Fuß abzuhauen, und ließ den Unfallwagen an der Kronenstraße stehen. Die Flucht endete nach wenigen Metern am Hauptbahnhof. Er muss mit Anzeigen wegen Straßenverkehrsgefährdung, Unfallflucht und fahrlässiger Körperverletzung rechnen. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob ihm vorläufig der Führerschein entzogen werden kann.