Die Polizei unterbindet das Urlaubsvergnügen einer Männergruppe aus Shanghai, mit Porsche und Aston Martin mal so richtig Gas zu geben.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Weltweit weitverbreitet ist die Annahme, in Deutschland dürfe man immer und überall auf der Autobahn so schnell fahren wie man will. Das stimmt natürlich nicht, wie man hierzulande weiß. Trotzdem hat sich eine Gruppe aus Shanghai eher an den globalen Irrglauben denn an die deutsche Straßenverkehrsordnung gehalten, als sie am Montag über die Autobahn bretterte. Die schnellsten Männer aus dem Pulk mit sechs „hochmotorisierten Sportwagen der Luxusklasse“, wie die Polizei meldet, waren mit Tempo 194 beziehungsweise 179 unterwegs, wo 120 Stundenkilometer erlaubt gewesen wären. Der Polizei waren sie am Vormittag beim Schönbuchtunnel (Kreis Böblingen) in die Radarfalle gerast.

 

Mehrere Streifenwagen machten sich an die Verfolgung der sechs rasanten Sportwagen. Am Autobahnkreuz Stuttgart hatten sie einen Teil der Kolonne gestoppt, doch die beiden Spitzenreiter fuhren weiter. Erst am Rasthof Gruibingen an der A8, etwa 70 Kilometer von der Blitzerstelle entfernt, konnten die Temposünder geschnappt werden. Die anderen vier in der Gruppe hätten sich nichts zu Schulden kommen lassen.

An der Raststätte bezahlen die Touristen das Bußgeld bar

Laut der Polizei seien die Männer allesamt sehr höflich und im Urlaubsmodus gewesen. Sie hatten die sechs Autos bei einem englischen Veranstalter für eine Probefahrt ausgeliehen. Die sechs Autos hätten einen Gesamtwert von rund 13 Millionen gehabt. Welche Marken es waren, das verschweigt die Polizei hartnäckig, da die Hersteller sonst „Negativwerbung“ befürchten würden. Nach Informationen unserer Zeitung sollen die zwei Männer, die in Gruibingen gestoppt wurden, mit einem Porsche und einem Aston Martin unterwegs gewesen sein. Der Porsche war mit 194 Stundenkilometern geblitzt worden, der Aston Martin mit 170. Als die Polizei die Fahrer um 13.32 Uhr an der Raststätte Gruibingen stoppte, ging das trotz der rasanten Fahrweise und der auffälligen Boliden wohl recht unspektakulär über die Bühne. „Wir haben nichts gemerkt“, sagten Mitarbeiter der Tank- und Raststätte. Dabei waren die Wagen nicht alleine aufgrund ihres teuren Preises und der sie begleitenden Polizei auffällig: Am Porsche soll ein rotes Händlerkennzeichen angebracht gewesen sein. Der Aston Martin sei mit einem ausländischen, offenbar einem chinesischen Kennzeichen ausgestattet gewesen.

Höflich und auskunftsfreudig reagieren die ertappten Raser

Wenn die Polizei auch nichts zu den Marken sagen wollte, zu den Vermögensverhältnissen der ertappten Raser äußerte sich sehr wohl. Die 38 und 53 Jahre alten Männer, die am Steuer des Porsche und des Aston Martin saßen, mussten 2100 Euro Bußgeld entrichten, 1350 der schnellere und 750 Euro der Mann im Aston Martin. Das hätten sie sofort bar bezahlen können, kein Wunder: Die Gruppe habe aus „Milliardären aus Shanghai“ bestanden, berichtet die Polizei. Das hätten die Herren freimütig erzählt, sagt eine Sprecherin der Polizei. Überhaupt seien die Temposünder recht umgänglich gewesen und hätten einen überaus gepflegten und „wohlsituierten“ Eindruck hinterlassen. So sprachen die Beamten der Autobahnpolizei recht gut über sie und lobten die Höflichkeit – was die Kritik an der Raserei jedoch in keiner Weise minderte. Die Verkehrssünder durften übrigens wieder zurück ans Steuer. Sie hätten niemanden gefährdet, und ein Fahrverbot wäre „nicht wirksam, da sie keine deutsche Fahrerlaubnis haben“, sagte die Sprecherin der Polizei.

Die Raser aus Shanghai waren im Rahmen einer Geschwindigkeitskontrolle zwischen Herrenberg und Gärtringen ins Visier genommen worden. Zwischen 8.30 Uhr und 13.30 Uhr wurden 7090 Fahrzeuge kontrolliert, 242 Fahrer waren zu schnell.