Der Rat der Religionen geht auf Asylbewerber zu. Die evangelische Kirche bezahlt Koordinatoren-Stellen. Flüchtlinge sollten die Gepflogenheiten des religiösen Zusammenlebens „aus erster Hand erfahren“.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Der Rat der Religionen will den interreligiösen Dialog mit den hauptsächlich aus islamischen Ländern stammenden Asylbewerbern in Stuttgart fördern. „Wir wollen mit den Flüchtlingen über das religiöse Miteinander ins Gespräch kommen“, sagte der evangelische Stadtdekan Søren Schwesig, der gegenwärtig die Rolle des Koordinators in dem Rat hat. Es sei angedacht, in der größten Flüchtlingsunterkunft der Stadt, im ehemaligen Bürgerhospital, das geplante neue Gesprächsformat erstmals zu erproben. Einen Termin nannte Schwesig aber nicht. Auf diese Weise wolle man auch Pfarrgemeinden und Flüchtlingsfreundeskreise „ermutigen“, so Schwesig, solche Dialoge vor Ort zu führen. Flüchtlinge sollten die Gepflogenheiten des religiösen Zusammenlebens „aus erster Hand erfahren“.

 

Der Rat der Religionen, der über einen Kreis von Menschen verschiedener Konfessionen verfügt, die im interreligiösen Dialog geschult seien, biete Freundeskreisen auch an, diese in religiösen Fragen zu beraten, sagte der evangelische Stadtdekan. Als Beispiel nannte Schwesig etwa Informationen über Besonderheiten des arabischen Islam oder des orientalischen Christentums. Im Rat der Religionen haben sich acht christliche und islamische Religionsgemeinschaften und Kirchen zusammengeschlossen: die alevitische Gemeinde, die Türkisch-Islamische Union Ditib, das evangelische Stadtdekanat, die griechisch-orthodoxe Kirche, die Islamische Gemeinschaft, die jüdische Gemeinde, das katholische Stadtdekanat und der Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ).

Sondermittel für Flüchtlingshilfe

Schwesig gab bekannt, dass die evangelische Landeskirche zur Unterstützung von Pfarrgemeinden und Freundeskreisen in der Flüchtlingshilfe Sondermittel bereitstellt. In den kommenden fünf Jahren werde der evangelische Kirchenkreis Stuttgart rund eine Million Euro erhalten, und zwar in zwei Tranchen von jeweils 538 000 Euro. Davon könnten drei Vollzeitstellen finanziert werden, sagte der evangelische Stadtdekan, von denen eine beim Asylpfarrer angesiedelt sein soll. Die zusätzlichen Kräfte sollen zur besseren Vernetzung der Ehrenamtlichen beitragen, unter denen bekanntlich auch viele engagierte evangelische Christen sind.

Schwesig äußerte sich auch zu der Frage, ob es notwendig sei, Flüchtlinge christlichen Glaubens in speziellen Heimen unterzubringen, weil sie von muslimischen Asylbewerbern sonst unter Druck gesetzt würden. Der evangelische Stadtdekan ist zwar der Ansicht, dass man das Thema im Blick behalten müsse. Nach einem Gespräch mit der Stadtverwaltung und Beratungen im Rat der Religionen sei man aber zum Ergebnis gekommen: „Die Konflikte sind nicht so, dass man auf eine separate Unterbringung drängen muss“.