Bei der Überprüfung mehrerer Großbanken durch Fitch wird das Institut Klassenletzter. Die Ratingagentur sieht die Deutsche Bank wegen der laufenden Umbauarbeiten noch vor einer langen Durststrecke.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Kaum ist die Sommerpause vorbei, wird es für Deutsche-Bank-Chef John Cryan schon wieder ungemütlich. Die Ratingagentur Fitch senkte in der Nacht zu Freitag die Bonitätsnote des Instituts um eine Stufe auf BBB+. Allgemeinverständlich übersetzt bedeutet dies, dass die Bonitätswächter der Bank anstelle einer guten Kreditwürdigkeit nur noch eine zufriedenstellende attestieren. Damit bewertet die britische Ratingagentur Fitch die Deutsche Bank nun genau wie die US-Kollegen von Standard & Poor’s. Bei der Ratingagentur Moody’s steht die Deutsche Bank sogar noch einen Rang tiefer auf Baa2; das ist nur zwei Stufen über Ramsch-Niveau.

 

Besonders peinlich für die Frankfurter: Die Konkurrenz steht besser da. Fitch hat die Bonitätsnoten von insgesamt zwölf international aktiven Großbanken überprüft, herabgestuft wurde nur die Deutsche Bank. Die übrigen Institute erhielten allesamt Noten im A-Bereich, was einer guten bis sehr guten Kreditqualität entspricht.

Die Deutsche Bank habe die Neuausrichtung nach der Finanzkrise vergleichsweise spät eingeleitet, kritisierten die Experten von Fitch. Sie habe deswegen noch einen längeren Umstrukturierungsprozess vor sich als ihre wichtigsten Konkurrenten. „Wir gehen davon aus, dass die für die notwendige Restrukturierung anfallenden Kosten weiterhin an den Einnahmen nagen werden.“ Zwar schreibt die Deutsche Bank nach zwei Verlustjahren wieder Gewinne, im Vergleich mit anderen Großbanken fielen diese im ersten Halbjahr aber recht bescheiden aus.

Kritik an Cryan

Einige Großaktionäre hatten Vorstandschef Cryan deshalb vergangene Woche bereits scharf kritisiert. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte einen namentlich nicht identifizierten Anteilseigner mit der Aussage, es sei „kein Silberstreif am Horizont zu erkennen“.

Der Brite Cryan hatte wenige Monate nach seinem Amtsantritt 2015 den Abbau von 9000 Vollzeitstellen und weitere Einsparungen angekündigt. Dennoch kamen im vergangenen Jahr heftige Spekulationen über die Tragfähigkeit der Bank auf, nachdem das US-Justizministerium in einem Rechtsstreit über windige Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise 14 Milliarden Dollar von den Deutschen gefordert hatte. Das Bußgeld reduzierte sich letztlich auf sieben Milliarden Dollar. Zudem gewann die Deutsche Bank im Februar mit der chinesischen HNA Group einen neuen Großaktionär hinzu und konnte mit einer Kapitalerhöhung die Sorgen über ihre Widerstandsfähigkeit zerstreuen.

Der Einstieg der HNA Group, eines Mischkonzerns mit Beteiligungen an Hotels, Fluggesellschaften und Immobilien, hat der Deutschen Bank allerdings auch Negativschlagzeilen eingebracht. Zum einen ist die bei der Deutschen Bank durch den Wiener Vermögensverwalter C-Quadrat vertretene Gruppe aus hiesiger Sicht schwer durchschaubar. Zum anderen gibt es Vorwürfe, HNA habe mit dem zweitgrößten Aktionär Katar unerlaubte Absprachen für Abstimmungen auf der Hauptversammlung getroffen. Obwohl C-Quadrat die Vorwürfe zurückgewiesen hat, soll es darüber sogar schon Diskussionen bei der Bankenaufsicht gegeben haben.

„Man sollte dem Vorstand noch ein bisschen Zeit geben“

Für Irritationen sorgte außerdem ein Strategieschwenk, den der Vorstand im Frühjahr verkündete: Der geplante Verkauf der Postbank wurde abgeblasen, stattdessen soll die Bonner Tochter nun vollständig in den Mutterkonzern integriert werden.

Der Analyst Philipp Häßler von der Investmentbank Equinet hält Diskussionen über Cryans Zukunft dennoch für verfrüht. „Bei der Reduzierung der Kosten ist das Management auf gutem Wege. Die große Herausforderung ist, die Erträge jetzt wieder zu steigern. Die jüngsten Kapitalerhöhungen helfen der Bank, wieder mehr Geschäfte zu machen – aber man sollte dem Vorstand schon noch ein bisschen Zeit geben.“