Auf dem Ex-Behr-Areal in Feuerbach soll ein Künstlerdorf samt Veranstaltungshalle entstehen. Auch an anderer Stelle bemühen sich Kulturmacher um Flächen: Für das Ex-Zapata gibt es verschiedene Konzepte.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Vom Schwabenzentrum über die ehemalige Teppichgalerie bis zum Ex-Zapata: Bisher bemüht sich die Kultur vergeblich um prominente Leerstände in Stuttgart. Abhilfe könnte nun das ehemalige Fabrikgelände der Firma Behr in Feuerbach liefern. Türkische Investoren haben das Areal gekauft und wollen an der Stelle auf mehr als 10 000 Quadratmetern Platz schaffen für ein Künstlerdorf. „Beim ersten Besichtigungstermin hatten wir 450 Interessenten“, sagt Sevil Özlük von der Agentur PDT, die Sprecherin des „Im Werk 8“ getauften Projekts.

 

Laut Özlük sollen die ersten Künstler ihre künftigen Ateliers auf dem Industrie-Areal gegenüber der Ditib-Moschee Mitte September beziehen. Özlük arbeitet beim Projekt Künstlerdorf mit der Stuttgarter Agentur Südwind zusammen, die unter anderem für das Stuttgart Electronic Music Festival (SEMF) verantwortlich zeichnet.

In Feuerbach soll eine Veranstaltungshalle entstehen

Neben Ateliers will Özlük auf dem Areal einen Kreativkindergarten, eine Bio-Gastronomie und eine Veranstaltungshalle für bis zu 5000 Besucher etablieren. „Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Kultur in Stuttgart händeringend nach Räumen sucht“, so Özlük weiter. Bei der Stadt sieht man das Ansinnen noch zurückhaltend: „Das Planungsrecht steht dem Projekt derzeit entgegen“, erklärt Andreas Scharf, Sprecher der Stadt. Laut einer so genannten Veränderungssperre müssen an dieser Stelle Industrie und Gewerbe angesiedelt werden. „Der Gemeinderat könnte das aber mit einer Sondergenehmigung verändern“, so Scharf. Einige Stadträte scheinen dem nicht abgeneigt. Die Freien Wähler haben am gestrigen Freitag einen Antrag gestellt, das Projekt im Ausschuss für Umwelt- und Technik prüfen zu lassen.

Ebenfalls für eine kulturelle Nutzung im Gespräch ist nach wie vor das Ex-Zapata am Fuße des Pragsattels. Der Club, in dem kürzlich immerhin noch Seeed, Bon Jovi und andere aufgetreten sind, wartet noch immer auf seine neue Bestimmung. „Wir verhandeln derzeit mit rund zehn Interessenten“, sagt Constantin Wizemann, auf dessen Areal sich die Spielstätte befindet.

Für eine Bespielung des Ex-Zapata gibt es viele Anwärter

Laut Wizemann stehen verschiedene Konzepte zur Debatte. Kürzlich hat im Ex-Zapata eine Architekturausstellung stattgefunden. Auf der Wizemann-Website wird die ehemalige Disco als Event-Location beworben. Die Stadt hätte gerne ein Kulturzentrum, das zum einen der Freien Tanz-Szene ein Dach über dem Kopf liefert, zum anderen die Lücke schließt, die nach dem Ende der Konzertlocation Röhre vor mittlerweile eineinhalb Jahren entstanden ist.

Die Macher zweier Clubs in der Stuttgarter Innenstadt haben sich unter anderen um die von der Stadt gewünschte Nutzung des Zapata beworben. Die Gastronomen würden das nötige Know-How mitbringen, sind aber nach eigenen Angaben überrascht, in was für einem schlechten Zustand sich die Veranstaltungsstätte befindet. „Weder die Bühne noch die Türen entsprechen heutigen Brandschutzbestimmungen“, sagt der Kulturschaffende, der in der Innenstadt bereits zwei Clubs mit Live-Konzerten betreibt.

Kulturkraftwerk in der Teppichgalerie kommt nicht zustande

Die Stadt beschrieb den Zapata-Zustand bereits im April als miserabel: „Was die Bereiche Brandschutz, Lärmschutz, Belüftung und Toiletten angeht, kalkulieren wir derzeit mit einem Investitionsbedarf im siebenstelligen Bereich“, sagte Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann damals der Stuttgarter Zeitung. Kurz nach der Schließung des Clubs Ende März hatten Eisenmann und Oberbürgermeister Fritz Kuhn die baldige Wiederbespielung der Location zur Chefsache erklärt und eine Entscheidung bis zur Sommerpause angekündigt. Heute klingt die Verwaltung nicht mehr so optimistisch. „Die Stadt sucht nach einer guten Lösung für eine zukünftige Nutzung des ehemaligen Zapata. Die Gespräche laufen aber noch. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir uns nicht weitergehend äußern“, so ein Sprecher der Stadt.

Zwei weitere Leerstände, die immer wieder für eine kulturelle Nutzung in der Diskussion stehen: die ehemalige Teppichgalerie neben dem Tagblattturm und das Ausgeh-Bermudadreieck im Schwabenzentrum. Zwischen Eberhardstraße und U-Bahn-Haltestelle Rathaus hatte sich einst das legendäre Litfass befunden. In der Ex-Teppichgalerie hätte ein spannendes Projekt namens Kulturkraftwerk entstehen sollen, hinter dem unter anderem der Betreiber der Filmgalerie 451, Marc Hug, steckt. Hug, der soeben das Ende seiner Kulturvideothek verkünden musste, wollte eine ganze Reihe Kreative unter dem Tagblattturm ansiedeln. „Wir wollten einen Gegenentwurf zur Königstraße entstehen lassen, mit kleinen Läden, Büros von Kulturschaffenden, Modelabels und verschiedenen Gastronomen“, erklärt Marc Hug.

Gastronomen wollen Ex-Litfass-Areal bespielen

Rund 30 interessierte Mieter habe Hug an der Hand gehabt, um die rund 4000 Quadratmeter Fläche zu bespielen. In die ehemalige Spielstätte des Renitenz-Theaters hätte man einen Club installieren können. „Leider hat uns der Besitzer der Immobilie schließlich abgesagt“, sagt Hug. „Dabei hätten wir an der Stelle etwas geschaffen, was es in dieser Stadt bisher noch nicht gibt.“ Die Familie Waiblinger, der das Gebäude gehört, will sich auf Nachfrage nicht zur Zukunft des Objekts äußern.

Beim Schwabenzentrum, das der LBBW Immobilien Management gehört, gab es in den vergangenen Monaten Pläne von verschiedenen Gastronomen, die drei leer stehenden Objekte rund um das Ex-Litfass zu bespielen. Uwe Wagner, der in Stuttgart die Lokale Oblomow und Wurst und Fleisch verantwortet, hätte an der Stelle gerne Raum für Lesungen, Konzerte und mehr etabliert. Nachdem die Verhandlungen schon weit fortgeschritten waren, zog die Bank zurück. „Verhandlungen kommentieren wir nicht. Wir können aber bestätigen, dass es nach wie vor Interessenten für die Objekte gibt“, so eine Sprecherin der Bank. Uwe Wagner ist nun an anderer Stelle fündig geworden. Im Herbst wird er das Wurst und Fleisch, das sich bisher noch am Rotebühlplatz befindet, in der Nähe des Hauptbahnhofs wieder eröffnen.