Ein halbes Jahr war der deutsche Astronaut Alexander Gerst im All und berichtet nun von den Schwierigkeiten und den Erfolgen seiner Experimente an Bord der Internationalen Raumstation ISS.

Köln - Neun Tage nach seiner Rückkehr von der Internationalen Raumstation ISS hat sich der deutsche Astronaut Alexander Gerst beeindruckt von seinen Experimenten in der Schwerelosigkeit gezeigt. „Es ist verblüffend zu sehen, wie sich die Physik komplett ändert, wenn nur eine Komponente fehlt – die Gravitation“, sagte er am Mittwoch in Köln. Auf der ISS hatte Gerst an rund hundert Experimenten gearbeitet; nebenher fand er in einem Versuch für Schüler heraus, dass Seifenblasen in der Schwerelosigkeit länger leben als am Erdboden. Die meisten Daten, die er bei seinen Experimenten im vergangenen halben Jahr gesammelt habe, müssten noch ausgewertet werden, sagte Gerst. „Ich bin gespannt, was da rauskommt.“

 

Als wichtigstes Experiment des 38-Jährigen galt die Installation eines Hightech-Schmelzofens auf der ISS. Dieser Elektromagnetische Levitator (EML) dient dem Test neuartige Legierungen. Am Mittwoch schilderte Gerst den nicht unproblematischen Zusammenbau der Einzelteile, bei dem ein Bolzen geklemmt hatte. Um beim Sägen und Feilen keine herumschwebenden Späne einzuatmen, habe er die die Sägestelle kurzerhand mit Rasierschaum eingeschmiert, sagte Gerst. Vor seiner Rückkehr habe er dann auf der ISS den Schalter des Schmelzofens umlegen können. „Das war ein großer Tag für uns alle.“

Lob für Gerst: „Du siehst jeden Tag besser aus“

Gerst äußerte sich auf einer Veranstaltung im Astronautenzentrum der Europäischen Weltraumagentur Esa in Köln. Während seines Aufenthalts auf der ISS hatten der Deutsche und seine Raumfahrer-Kollegen mit 80 Stunden Experimentierarbeit in einer Woche einen neuen Rekord bei der wissenschaftlichen Arbeitszeit von ISS-Astronauten aufgestellt. Der Esa-Direktor für bemannte Raumfahrt und frühere Astronaut Thomas Reiter zollte dem deutschen Raumfahrer Respekt für dessen schnell wiedererlangte Fitness. „Es ist wirklich beeindruckend, wie gut Du Dich erholt hast“, sagte Reiter an Gerst gewandt. „Du siehst jeden Tag besser aus.“

Der 38-Jährige war der elfte Deutsche im Weltraum und nach Reiter und Hans Schlegel der dritte Deutsche auf der ISS. Zahlreiche der von Gerst begonnenen Experimente wird demnächst die italienische Esa-Astronautin Samantha Cristoforetti auf der ISS fortführen. Cristoforetti soll am Sonntagabend mitteleuropäischer Zeit zur Internationalen Raumstation starten.