Die Nasa-Sonde Dawn schwenkt in eine Umlaufbahn um den Kleinplaneten Ceres ein. Nach siebeneinhalb Jahren Reise, mit Aufenthalt beim Asteroiden Vesta, setzt die Sonde ihre Beobachtungen in der Welt der kleinen Himmelskörper fort.

Stuttgart - Dawn heißt auf deutsch Morgenröte. Das erste Licht, das die Kameras an Bord der Raumsonde Dawn vom Ziel ihrer Reise einfingen, war schwächer als jedes Morgenrot, ein Glimmen aus sieben kantigen Pixeln, festgehalten im Dezember 2014 von einer der beiden „Framing Cameras“, die Andreas Nathues vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen betreut. Doch spätestens im Februar zeigten die Kameras eine fast perfekte Kugel, 950 Kilometer im Durchmesser: Ceres, den Kleinplaneten, der es im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter nicht geschafft hat, ein Planet zu werden. Am 6. März soll die Sonde in eine Umlaufbahn einschwenken und bis Anfang 2016 erforschen, was Ceres über die Entstehung des Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren verrät.

 

Siebeneinhalb Jahre ist die Nasa-Sonde Dawn unterwegs gewesen, gestartet am 27. September 2007 von Cape Canaveral, USA. Unterwegs hat sie bereits Erkenntnisse gesammelt, die genug Sensation für eine ganze Weltallreise gewesen wären. Dawn hat sich nämlich vom 16. Juli 2011 an gut ein Jahr beim Asteroiden Vesta aufgehalten, ebenfalls einem der größeren Objekte im Asteroidengürtel. Auf dessen Südhalbkugel fotografierten die Kameras Rhea Silvia, einen gewaltigen Einschlagkrater, rund 500 Kilometer im Durchmesser – und das auf einem Himmelskörper, dessen Durchmesser gerade mal 550 Kilometer misst. In der Mitte dieses „Impakt-Beckens“ (Andreas Nathues) hat sich durch den Einschlag der höchste bisher bekannte Berg des Sonnensystems aufgetürmt, ein Gigant von 22 Kilometer Höhe. Der Einschlag hat dem Asteroiden eine Art Gürtel verpasst, kilometertiefe Rillen rund um den Himmelskörper, Spuren einer gewalttätigen Stauchung und einem anschließenden Zurückschnellen in die alte Form, wie Nathues sagt. „Vor ein bis anderthalb Milliarden Jahren hätte es Vesta fast zerrissen.“

Zwei gegensätzliche Welten

Vesta und Ceres – das sind zwei völlig unterschiedliche Welten, und gerade deswegen sind sie für die Forscher so interessant. Vesta muss einmal heiß und geschmolzen gewesen sein, heute hat er einen festen Kern aus Eisen und Nickel und eine Gesteinskruste, die den Forschern Rätsel aufgibt. Sie ist auf jeden Fall viel dicker als erwartet. Zwanzig Kilometer hatte man geschätzt. Aber als der Zentralberg im Rhea Silvia sich auftürmte, habe er Material bis aus 80 Kilometer Tiefe gehoben, sagt Nathues. Selbst dort aber fand sich keine Spur des Minerals Olivin, das im Gesteinsmantel unter der Kruste erwartet worden war. Ist also der Gesteinsmantel ganz anders aufgebaut als erwartet? Oder ist die Kruste extrem dick? Was sicher ist: Der Einschlag hat Trümmer ins All geworfen. Von diesen Vesta-Asteroiden sind „einige Hundert“ als sogenannte HED-Meteoriten auf der Erde gefunden worden.

Ceres dagegen ist so wasserreich, dass Wissenschaftler um den Esa-Forscher Michael Küppers nach Auswertung von Daten des Herschel-Weltraumteleskops zu dem Schluss kamen, der Kleinplanet stoße bis zu sechs Kilogramm Wasser pro Sekunde aus. Man vermutet unter einer Kruste aus Tonmineralien gefrorenes oder sogar flüssiges Wasser. Näheres wird Dawn vielleicht Ende April oder Anfang Mai sehen, wenn er Ceres bis auf 300 Kilometer nahe kommt.