Die Amerikaner haben genug von russischen Weltraumtaxis. Ab 2017, so hat die US-Raumfahrbehörde NASA angekündigt, wolle man wieder mit eigenen Raumschiffen ins All. Private Unternehmen sollen die entsprechenden Transporter bauen.

Stuttgart - Ganz ohne Pathos geht es in Amerika nicht, wenn man etwas Besonderes ankündigt. So standen Charles Bolden, dem Chef der US-Raumfahrtbehörde Nasa, Tränen in den Augen, als er – wie berichtet – mitteilte, dass die USA wieder in die bemannte Raumfahrt einsteigen werden. Vor der Pressekonferenz am Raketenstartplatz Cape Canaveral in Florida hatte die Nasa bereits getwittert: „Wir bringen die Starts von bemannten Raumflugzeugen zurück nach Amerika.“ Und Bolden verkündete, es werde das „aufregendste und ehrgeizigste Kapitel in der Geschichte der Nasa und der bemannten Raumfahrt“.

 

Eigentlich wird das, was jetzt so triumphal verkündet wurde, schon seit längerem entwickelt. Bereits im Dezember 2013 sprach der russische Weltraum-Experte Juri Karach im Radiosender Stimme Russlands davon, dass die USA an einem neuen Raumschiff bauten, das „Dragon“ heiße und vom US-Privatunternehmen SpaceX stamme. Die ersten bemannten Raumflüge könnten im Jahre 2017 stattfinden. Außerdem würden weitere Raumschiffe entwickelt, so das Modell „CST-100“ von Boeing.

Enge Zusammenarbeit mit SpaceX und Boeing

Genau das hat die Nasa jetzt offiziell verkündet. Für die ab 2017 geplanten bemannten Raumflüge entschied sich die Behörde zur noch engeren Zusammenarbeit mit den Unternehmen SpaceX und Boeing. Beide zusammen erhalten 6,8 Milliarden Dollar, der Luftfahrt-Gigant Boeing allein 4,2 Milliarden. Das Unternehmen Sierra Nevada, das mit im Rennen war, ging leer aus.

Bereits 1,4 Milliarden Dollar hat die Nasa seit 2010 ausgegeben, um die Privatwirtschaft bei der Entwicklung neuer bemannter Raumfähren zu unterstützen. Dahinter steht das Ziel der USA, endlich wieder unabhängig von Russland zu werden. Zugleich sollen die Bemühungen gesplittet werden. Private Firmen übernehmen das Raumfahrt-Alltagsgeschäft. Dafür mietet die Nasa Raumkapseln von ihnen. Sie selbst konzentriert sich derweil auf ehrgeizigere Vorhaben. Unter anderem arbeitet sie an einem Transportfrachter namens „Orion“, der eines Tages Menschen zu einem noch zu entwickelnden großen Mars-Raumschiff bringen soll, das in der Erdumlaufbahn parkt. Der Flug zum Mars – das ist das wirklich ehrgeizige Ziel der Nasa. Auch Präsident Barack Obama steht dahinter. Bis Mitte der 2030er-Jahre sollten Menschen in die Umlaufbahn des Mars vordringen, sagte er – und später gar dort landen. „Ich beabsichtige, das zu erleben.“

70 Millionen Dollar für einen Platz in der Sojus-Kapsel

Das Alltagsgeschäft hingegen betrifft vor allem die Flüge zur Internationalen Raumstation ISS, die in 400 Kilometer Höhe um die Erde kreist. Seitdem 2011 das Space-Shuttle-Programm nach 30 Jahren aus Kostengründen eingestellt wurde, sind die USA auf russische Technik angewiesen, um Astronauten zur ISS zu bringen. Etwa 70 Millionen Dollar zahlen sie für einen Platz im Sojus-Raumschiff. Man würde diese Abhängigkeit lieber heute statt morgen beenden. Doch das geht nicht. Als Russland im April 2014 die Krim annektierte, stoppte Nasa-Chef Charles Bolden die Zusammenarbeit mit der russischen Behörde Roskosmos – ausgenommen die Starts zur ISS. Schon damals kündigte die Nasa an, spätestens 2017 wieder selbst Astronauten ins All schicken zu wollen. Am liebsten hätte man den Wettbewerb in der bemannten Raumfahrt schon 2015 wiederbelebt. Doch dafür war wegen der seit Jahren zusammengestrichenen Mittel nicht genügend Geld da.