Schwerer Rückschlag für die US-Raumfahrt: eine Rakete mit einem unbemannten Versorgungsfrachter für die ISS ist beim Start explodiert. Jetzt sind die USA in Sachen ISS-Versorgung wieder ganz von den Russen abhängig.

Stuttgart - Eine Rakete mit dem unbemannten Raumtransporter Cygnus ist wenige Sekunden nach ihrem Start am Dienstagabend beim Start im US-Bundesstaat Virginia explodiert. Die Antares-Rakete wurde um 18.22 Uhr Ortszeit (23.22 Uhr mitteleuropäischer Zeit) gezündet und zerbarst Augenblicke später infolge einer „katastrophalen Unregelmäßigkeit“, bevor sie zurück auf den Boden stürzte, wie die Kontrollstation der US-Raumfahrtbehörde Nasa mitteilte. Verletzte gab es demnach nicht, dafür entstand erheblicher Sachschaden. Die Kosten der Rakete und ihrer Ladung wird mit mehr als 200 Millionen Dollar beziffert (mehr als 150 Millionen Euro) beziffert. Darin sind die Schäden an der Bodeneinrichtung noch nicht enthalten.

 

Über dem Weltraumbahnhof auf Wallops Island vor der Küste Virginias stieg nach der Explosion ein riesiger Feuerball in den Nachthimmel. Die Ursache des Unfalls ist nach Nasa-Angaben noch unklar. Das Gelände wurde von Ermittlern sofort weiträumig abgesperrt. Die Cygnus-Versorgungskapsel des privaten Unternehmens Orbital Sciences hätte etwa 2,2 Tonnen Material zur internationalen Raumstation ISS bringen sollen. Dort sind zurzeit sechs Raumfahrer stationiert. Drei von ihnen, darunter der Deutsche Alexander Gerst, sollen in zwei Wochen nach 165 Tagen auf der ISS zur Erde zurückkehren. Ihre Nachfolger, ein russischer Kosmonaut und zwei US-Astronauten, sollen zwei Wochen später auf der Raumstation eintreffen.

Die Nasa setzt seit einigen Jahren auf private Raumfahrt

Private Unternehmen führen seit mehreren Jahren im Auftrag der Nasa Versorgungsflüge zur ISS aus, während die Astronauten mit russischen Sojus-Kapseln ins All gebracht werden. Die US-Raumfahrtbehörde stellte ihr eigenes Shuttle-Programm im Sommer 2011 nach drei Jahrzehnten vor allem aus Kostengründen ein, will aber wieder einsteigen – nicht zuletzt, um die derzeitige Abhängigkeit von Russland in der bemannten Raumfahrt zu beenden.

Orbital Sciences hat einen Vertrag im Umfang von 1,9 Milliarden Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro) mit der Nasa geschlossen, der insgesamt acht Versorgungsmissionen vorsieht. Der Flug am Dienstag hätte der vierte innerhalb dieses Programms werden sollen.

Am Mittwochmorgen hob unterdessen um 8.10 Uhr mitteleuropäischer Zeit eine Sojus-Trägerrakete mit mehr als 2,5 Tonnen Nahrungsmitteln, Treibstoff und privater Post vom Weltraumbahnhof in Baikonur in Kasachstan ab. Sie soll nach sechs Stunden an der Internationalen Raumstation ISS andocken.