Der Bremer Raumfahrtkonzern OHB gedenkt seines verstorbenen Chefs auf ungewöhnliche Weise: Er schickt eine Sonde ins All, die in alle Welt Gedächtnis-Botschaften morst.

Bremen - Manfred Fuchs hat in seinem 75-jährigen Erdenleben manch gutes Werk vollbracht. Deshalb dürfte der Mitbegründer und langjährige Chef des Bremer Raumfahrtkonzerns OHB nach seinem plötzlich Herztod von Ende April im Himmel gelandet sein. Es wäre ihm zu wünschen, dass er dort Morsesignale empfangen kann. Dann könnte er demnächst posthum erfahren, wie sehr seine früheren Kollegen und Freunde ihm nachtrauern.

 

Seine alte Firma, genauer das Luxemburger Tochterunternehmen Luxspace, startet nämlich Ende Oktober eine Mondmission der besonderen Art: Eine Mini-Raumsonde fliegt einmal um den Mond und schickt dabei 4000 Morse-Nachrichten an Amateurfunker zwischen Hamburg und Haiti – darunter auch persönliche Botschaften zum Gedenken an Manfred Fuchs. „Dies ist die erste privatfinanzierte Mondmission aller Zeiten“, teilte OHB mit. Fuchs, sagt Luxspace-Geschäftsführer Jochen Harms Harms, habe seit Jahren für neue Missionen geworben – zuerst zum Mond und dann zum Mars. „Diesen Gedanken haben wir jetzt aufgegriffen“, sagt Harms. Die Firma kostet das lediglich 400 000 Euro. Die OHB-Sonde sei nur 50 mal 30 mal 10 Zentimeter groß und werde am 23. Oktober „als Beilast“ mit einer chinesischen Trägerrakete ins All geschossen, „die sowieso in die Richtung fliegt“. Zusammen mit der obersten Raketenstufe soll das flache Hightech-Paket einmal um den Mond düsen und dann Richtung Erde zurückkehren, wo es nach acht Tagen entweder in der Atmosphäre verglüht oder in eine Umlaufbahn einschwenkt.

Die Aktion mit dem blumigen Titel „Manfred Memorial Moon Mission“ dient aber nicht nur der Totenehrung, sondern auch der lebenden Menschheit: Die Sonde soll nebenbei Strahlungsmessungen vornehmen und zudem mithelfen, einen neuen Ansatz für die Positionsbestimmung von Satelliten zu testen. Auch die 4000 Morse-Nachrichten sind nicht alle nur dem Verstorbenen gewidmet: Mehrere hundert Menschen aus aller Welt haben bei der Bremer Raumfahrtfirma auch Grüße anderer Art eingereicht – alle möglichen Botschaften, wie Geschäftsführer Harms erzählt, „aber keine Werbung und keine unanständigen Sachen“.