Aus Sicht der Körschtalschule ist der Bogen fast überspannt: Ist bis zum Herbst das Raumproblem nicht gelöst, droht etwas, das eigentlich undenkbar ist: Dann könnte die Gemeinschaftsschule keine neue fünfte Klasse aufnehmen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen/Birkach - Regine Hahn hat sich selbst Gelassenheit verordnet. „Das brauche ich jetzt, um das auszuhalten“, sagt die Leiterin der Körschtalschule. Sie sitzt mit der Lehrerin Stefanie Lenuzza und der Hortleiterin Jessica Wagner im Rektorenzimmer und lässt die vergangenen drei Monate Revue passieren. Es waren aus ihrer Sicht aufreibende Monate; und mit am aufreibendsten dürfte für sie der Abend des 17. November 2014 gewesen sein. Das war der Abend, an dem die Körschtalschule vom örtlichen Bezirksbeirat im Stich gelassen worden ist. So jedenfalls fühlt es sich für Hahn und ihre Kollegen nach wie vor an.

 

An jenem 17. November hatten sich die Lokalpolitiker geschlossen dafür ausgesprochen, dass die Landwirtschaftliche Schule Hohenheim die Räume an der Paracelsusstraße 44 nicht freigeben muss. Das war gleichzeitig der Beschluss, dass die Körschtalschule weiterhin auf diese Räume verzichten muss. Auch wenn die Bezirksbeiräte die beiden Schulen nie gegeneinander ausspielen wollten, blieb ihnen faktisch nichts anderes übrig. „Wir haben das schon als Entscheidung gegen uns empfunden“, sagt die Schulleiterin Hahn. Deshalb sind sie und ihre Stellvertreterin Birgit Menzel nach dem Votum auch postwendend in ihre Jacken geschlüpft und haben den Sitzungssaal im Bezirksrathaus verlassen. Klarer hätten die beiden auch mit Worten nicht sagen können: Wir sind fassungslos.

Eigentlich nicht vorstellbar

Der Grund fürs Schockiertsein ist ein altbekannter: das Raumproblem an der Körschtalschule. „Wir sagen ganz deutlich: Es bleibt keine Luft mehr nach oben“, erklärt Hahn. Wenn sich bis zum Herbst keine Lösung findet, können sie keine fünfte Klasse mehr aufnehmen.

Dass das so kommt, ist eigentlich gar nicht vorstellbar. Schließlich ist die Plieninger Schule doch gerade erst eine Gemeinschaftsschule geworden und verbuchte für das aktuelle Schuljahr einen großen Zulauf. Aber was soll sie machen, wenn es kein Klassenzimmer für die dann neuen Fünfer gibt? Die Frage schwebt im Rektorat. Und auch für die noch recht neue Ganztagsschule – „ich habe keine Ahnung, wie ich das nächstes Schuljahr planen soll“, sagt Jessica Wagner, die Leiterin des Horts und der Ganztagsbetreuung. Die Kinder brauchen Platz, den es nicht gibt.

Die Lage ist offenbar bereits jetzt schwer erträglich. „Es ist eine Situation, die nicht dem entspricht, wie es sein sollte“, sagt Wagner. An Gemeinschaftsschulen sitzen die Kinder eigentlich nicht mehr in nur einem Klassenzimmer. Eigentlich braucht es zwei. Denn die Schüler bewegen sich frei und bilden Arbeitsgruppen. Mit Dasitzen und Zur-Tafel-Schauen hat das nichts mehr zu tun.

Von zwei Räumen je Klasse träumen die Lehrer an der Körschtalschule höchstens. „Wir sind gut im Provisoriumsmanagement“, sagt Wagner. Das ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits ist es ein Riesenvorteil, weil es den komplizierten Alltag leichter macht. Andererseits wird dadurch alles nur noch schwieriger. Denn wenn ein Mangel gut verwaltet wird, kann es mitunter dauern, bis er beseitigt wird. Das bekomme die Schule gerade zu spüren.

Essensausgabe auf dem Schulflur

Zu diesem Mangel an der Körschtalschule gehört zum Beispiel, dass die circa 220 täglichen Mittagessen auf dem Schulflur in die Teller geschöpft werden. Verspeist werden sie in den Klassenzimmern der Vierer. Damit die anderen essen können, müssen die Viertklässler ihre Zimmer Tag für Tag um kurz nach 12 Uhr räumen und sich für ihre letzte Schulstunde vor der Mittagspause anderswo Asyl suchen. Dass sie zudem mit dem permanenten Essensgeruch in ihren Räumen leben müssen, ist ein weiterer Aspekt der Belastungsprobe. „Die Viertklässler halten grad ganz viel aus“, sagt Hahn.

Sind die Kinder satt, drängeln sie sich ins Schülercafé. Es ist der einzige Ort, der ihnen neben dem Schulhof für die restliche Mittagspause zur Verfügung steht. Etwa 100 Kinder sind dann auf einem Haufen. Vor allem in der Winterszeit dürfte das durchaus strapaziös sein.

Besorgt und zufrieden zugleich

Eltern fragen immer wieder nach, wann sich die Lage entspannt. Sie sind verunsichert. Gleichzeitig sind sie laut der Schulleiterin „hochzufrieden mit dem neuen Konzept der Gemeinschaftsschule“, sagt die Lehrerin Stefanie Lenuzza. Und darauf legen alle Drei am Tisch im Rektorat größten Wert: Die Schule darf keinesfalls in Verruf geraten, denn die Qualität könne sich wirklich sehen lassen. Trotz allem. Gerade erst hat die Körschtalschule als eine von zehn Schulen in Baden-Württemberg einen Preis für ihr Konzept bekommen.

Sollte das Raumproblem bis zum nächsten Schuljahr bestehen bleiben, „wird es nicht mehr an diesem Tisch hier gelöst“, sagt Hahn. Dann ist sie mit ihrem Latein am Ende. Sie und die anderen sind nach wie vor zuversichtlich, dass es nicht so weit kommen wird. Auch, weil sich die Schulleiterin Gelassenheit verordnet hat. Sie habe alles getan, was in ihrer Macht steht.