Nicole Razavi holt im Wahlkreis Geislingen ganz knapp das Direktmandat. Sascha Binder reicht es für das Zweitmandat.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Nur noch mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,4 Prozentpunkten gegenüber ihrem grünen Herausforderer, dem Geislinger Eckhart Klein, konnte die Christdemokratin Nicole Razavi aus Salach ihr Direktmandat verteidigen. Sascha Binder (SPD) erhält wieder ein Zweitmandat, die AfD geht leer aus.

 

Erdrutschartige Verluste der CDU auch im Wahlkreis Geislingen

Razavi musste einen Stimmenverlust von 13,2 Prozentpunkten im Vergleich zur Landtagswahl vor fünf Jahren hinnehmen. Die Salacherin, für die der Einzug in den Landtag ihre dritte Legislaturperiode bedeutet, konnte in ihrem Wahlkreis Geislingen lediglich noch 28,2 Prozent der Wähler von sich überzeugen. Dass sie damit noch fast einen Prozentpunkt über dem Landesergebnis lag, konnte die 50-Jährige nicht wirklich trösten. Die erdrutschartigen Verluste ihrer Partei bezeichnete die CDU-Kreisvorsitzende als verheerend.

Mit der Wahl des Ortes für die Wahlparty hatten sich die Christdemokraten im Wahlkreis Geislingen diesmal unter den Schutz der Kirche begeben. Von Feierlaune konnte bei der Veranstaltung im Pater Anselm Schott Saal der katholischen Gemeinde in Salach allerdings keine Rede sein. Schon von Beginn an verfolgten Nicole Razavi und ihre Unterstützer die Wahlergebnisse aus den Kommunen zwischen Ottenbach bis Hohenstadt sowie Aichelberg bis Böhmenkirch, die nach und nach über den Bildschirm flimmerten mit wachsender Bestürzung. Denn schnell wurde klar, dass sich auch im ländlich geprägten Wahlkreis Nummer elf für die CDU eine deutliche Niederlage ankündigte.

Entsprechend einsilbig reagierte Razavi auf die niederschmetternden Ergebnisse. An ihrem persönlichen Einsatz und dem ihrer orangefarbenen Truppe könne das schlechte Abschneiden aber nicht gelegen haben, schließlich gebe man immer 100 Prozent, um die Mandate zu verteidigen.Razavi geißelte die thematische Einseitigkeit des Landtagswahlkampfs, in dem lediglich das Flüchtlingsthema eine Rolle gespielt habe. Das habe zu einer Hysterisierung und zu einem hohen Anteil von Protestwählern geführt. Einer Deutschlandampel erklärte die 50-Jährige eine klare Absage, zu einer viel wahrscheinlicheren grün-schwarzen Koalition wollte sich die bisherige verkehrspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion allerdings nicht äußern.

Razavi wettert gegen Protestwähler

Eine Option, mit der das CDU-Mitglied Franz Fischer, der Rektor des Donzdorfer Rechberggymnasiums, schon vor fünf Jahren geliebäugelt habe, wie er sagte und die sich auch Razavis Zweitkandidat, der Wirtschaftsjurist Kai Steffen Maier aus Geislingen, gut vorstellen könnte.

Bereits die zweite Zitterpartie musste der Geislinger Sascha Binder im Kreise seiner Genossen durchstehen, die diesmal im SPD-Kreisbüro in Göppingen zum Daumendrücken zusammengekommen waren. Der Geislinger Sozialdemokrat war angetreten mit dem Ziel, der 20-Prozentmarkt so nahe wie möglich zu kommen, vor fünf Jahren hatten noch 24,2 Prozent für ihn gestimmt. Diesmal reichte es aber nur für 15,2 Prozent. Trotzdem konnte der Anwalt sein Zweitmandat verteidigen.

„Die SPD ist unter Wert geschlagen worden“, erklärte der Geislinger Grünenkandidat Eckhart Klein, der die Genossen als verlässliche Partner lobte. Dass sich der vergebliche erste Einzug eines Grünenkandidaten aus dem Wahlkreis Geislingen in den Landtag als eine lange Zitterpartie erwies, konnte Klein aber nicht beirren. Der selbstständige Ingenieur feierte mit einem kleinen Kreis Unterstützer in der Geislinger Seemühle bei einem veganen türkischen Buffet. Mitleid mit den Genossen formulierte auch der Grünen-Kreisrat Bernhard Lehle. „Sascha Binder ist ein richtig guter Mann, für ihn tut es mir richtig leid“, konstatierte der Kreisrat der Grünen aus Geislinger, als er noch nicht wusste, dass es für Binder doch gereicht hatte.

Afd wird zur drittstärksten Kraft

Kein Zweitmandat hat es für den AfD-Kandidaten Willy Kotzbauer gegeben, obwohl er im Wahlkreis Geislingen auf Anhieb 16 Prozent bekam und die Rechtspopulisten damit noch vor der SPD zur drittstärksten Kraft machte. Armin Koch aus Süßen holte für die FDP 7,6 Prozent und ließ die Liberalen damit um 2,8 Prozentpunkte zulegen.